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Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
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Lächeln entglitt Lorgyn. Alles lief gut.
    Der Wohnraum war verwaist.
    „Aluna?“
    Er warf einen Blick auf das Bett – leer -, dann verließ er das Haus und suchte im Garten.
    Nichts.
    Nachdem er einige Zeit umhergeirrt war, fielen ihm die frischen Fußspuren im Neuschnee auf. Rasch legte er seine Winterkleidung an und folgte den Abdrücken.
    Wo steckte sie bloß?
    War sie etwa ganz allein zu den Heilenden Quellen gegangen?
    In ihrem Zustand wäre das Selbstmord! So gut es ging verfolgte er die Spuren vom Friedhof weg bis zur ersten Kreuzung. Ab da hatten zu viele andere Füße den Schnee aufgewühlt. Eines jedoch war allen Abdrücken zu Eigen: Sie wiesen zum Tempel.
    Mit sinkender Laune setzte er sich in Bewegung.
    Vor dem geschlossenen Hauptportal des wuchtigen Steinbaus hielt er inne, schob die Mütze bis zu den Ohrenspitzen hoch und lauschte.
    Gesang.
    Er legte die Hand auf den Eisenring, zauderte, sah zurück auf den Weg, den er gekommen war. Ein Seufzen unterdrückend, öffnete er die hohe Tür so langsam, wie es ihm möglich war, erwartete ein rostiges Krächzen und Quietschen, das jedem Anwesenden durch Mark und Bein ging. Zum Glück waren die Angeln gut geölt.
    Mit klopfendem Herzen zwängte er sich durch den Spalt und schloss den Flügel behutsam.
    Der Tempel war gesteckt voll. Genthate, gehüllt in eine protzige Robe, entzündete gerade die Fackel auf dem Altar, das Symbol für Iros´ Licht der Erleuchtung. Er war genau zur Predigt eingetroffen. Und das Beste: Niemand hatte ihn bemerkt.
    Im selben Augenblick drehte sich Genthate herum und erblickte Lorgyn. Seine Bewegungen gefroren.
    Kleidungsrascheln, der Kopf jedes Eisbachers wandte sich in seine Richtung. Zahllose Augenpaare musterten ihn. Das Blut schoss Lorgyn ins Gesicht. Am liebsten wäre ihm in diesem Moment gewesen, der Flügel würde aus den Halterungen brechen und ihn unter sich begraben.
    Jemand hustete, ein reißendes, abgehacktes Keuchen.
    Er sah Aluna. Links und rechts von ihr waren noch Plätze frei, die einzigen im Tempel.
    Stracks eilte er zu ihr, setzte sich neben sie und atmete erleichtert auf. Er hob den Kopf, sah Genthate unter dem Rand seiner Mütze kurz entgegen. Verdammt! Dieser Drecksack starrte ihn weiterhin an, sein verbliebenes Auge kalt und hart wie ein neu geschmiedeter Nagelkopf.
    „Deine Mütze!“, flüsterte Aluna energisch.
    Hastig riss er sie sich vom Kopf.
    Bin eben schon länger nicht mehr in einem Tempel gewesen, dachte er zerknirscht. Endlich entließ ihn Genthate aus dem unangenehmen Bann seines Blicks.
    Lorgyn legte seine Hand auf Alunas und war froh, dass sie die Finger nicht wegzog, sondern seinen Druck erwiderte.
    Hoheitsvoll stieg Genthate nun die gerade einmal drei Stufen zum Altar empor, ganz so, als würde er Iros´ Himmelsleiter erklimmen, und ähnlich manieriert baute er sich hinter dem Altar auf, stützte beide Hände auf den weißen Stein und ließ seinen grimmigen Blick über die Anwesenden wandern, als säßen sie alle vor Iros zu Gericht – und nicht in einem unbedeutenden Tempel am Arsch der Welt.
    Lorgyn musste sich ein Kichern verkneifen. Dieser Kerl war so von sich eingenommen, so affektiert und doch wiederum kleingeistig, dass ihn das ungewollt amüsierte.
    „Wie lassen sich die Zeichen deuten?“, donnerte Genthate.
    Zu seiner Verärgerung zuckte Lorgyn vor Schreck zusammen. Stimmgewaltig war er, das musste man ihm lassen.
    „Ein erlegter Kralik direkt vor unseren Türen. Ein Prachtexemplar, wie man es noch nie erblickt hat …“
    Zustimmendes Gemurmel.
    Genthate machte eine Geste mit der Hand, als wäre sie ein Schwert, mit dem er eine Melone entzweischlug.
    Sofort herrschte Stille.
    „Nur eine Frage bleibt: Warum zeigt sich der Held nicht, der die Bestie zur Strecke gebracht hat?“ Genthates Betonung des Wortes zeigte eindeutig, dass der Verantwortliche in seinen Augen alles andere als ein Held war. „Sicher hat er dafür seine Gründe. Und ich denke, ich kenne sie! Um das zu verstehen, muss man zurück zu den Anfangsgründen der Iroslehre gehen. Denn heißt es nicht, dass jede Kreatur zuallererst eine Schöpfung Gottes ist? Wenn man das aus dieser Warte betrachtet, muss sich dann nicht ein jeder von uns eingestehen – egal welche Angst er auch vor einem Kralik haben mag –, dass gerade diese Schöpfung einzigartig ist? Eine Bündelung von Kraft, Anmut, urtümlicher, roher Gewalt, unverfälscht, rein? Ganz so wie Iros´ Licht. Ein Kralik kennt weder Arglist noch Eifersucht. Er

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