Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)
genügend Kälte ganz sprengen würde. War ihre Zweisamkeit dieser Stein? Ihre Ehe?
„Bitte das Becken verlassen!“, ertönte plötzlich eine Stimme.
Lorgyn drehte den Kopf – und erschrak.
Genthate!
Instinktiv glitt er tiefer ins Wasser.
Was zum Henker hatte der hier zu suchen?
Der Dorfpriester, angetan in eine gelbe Robe aus fein gewirktem Stoff, eilte im Bad umher und fuchtelte dabei herrisch mit den Armen. „Das gemeine Volk hat das Bad zu verlassen!“, tönte er. „Eure Eminenz, der Hohepriester Toldares von Gruvak, hat diesen Ort auserkoren, um sich in aller Ruhe und Stille der Heilkraft der Quellen zu erfreuen!“
Weitere Priester betraten die Halle, in ihrer Mitte ein gebückter Mann mit ausgeprägten Überaugenwülsten, auf denen weiße Haarbüschel sprossen. Man führte ihn bei der Hand, während er einen stockenden, zitternden Schritt vor den anderen setzte.
Lorgyn stieg aus dem Wasser, als Genthate gerade woanders einen Gast hinausscheuchte, und eilte zu den Kabinen. Er sah zurück, und zu seiner Erleichterung verließ auch Aluna das Becken.
Genthate kehrte zurück, ergriff die noch freie Hand von Toldares und führte den Greis zu den Stufen, die ins Wasser führten.
„Kommt, Eure Eminenz, erfreut Euch an den heilenden Kräften dieses Ortes, den Iros´ Macht durchströmt.“
Lorgyn konnte sich gut vorstellen, wie Genthate den ganzen Abend weiter um den Hohepriester scharwenzeln würde, dieser kriecherische Wurm, dieser Duckmäuser und Speichellecker!
Ingrimmig zog er sich um und strebte dem Ausgang entgegen. Dort wartete er auf Aluna.
Sie kam etwas später.
Er wollte den Arm um sie legen.
Sie streifte ihn ab.
*
Sie hatten selten gestritten, und wenn, dann kurz, und es hatte niemals einen Nachhall gegeben, keine Saat aus Bitterkeit, die danach alles vergiftete.
Das jetzige Schweigen zwischen ihnen war so eisig wie der Atem Durlums.
Nachdem er die Tür zu ihrem Haus aufgeschlossen hatte, eilte Aluna an ihm vorbei, würdigte ihn keines Blickes, sagte keinen Ton, obwohl er genau darauf wartete, um die Situation irgendwie zu retten.
Wortlos zog Aluna sich um, legte sich ins Bett, drehte ihm den Rücken zu und vergrub sich unter der Ecke. Trotz ihrer abweisenden Haltung spürte er, dass sie eigentlich erwartete, er würde zu ihr kommen, sich entschuldigen und Besserung geloben.
Sein Blick schwenkte zur Kellertür. Dahinter lag die Rettung. Es gab keinen anderen Weg.
Ein letzter Blick zu Aluna.
Dreh dich herum, sieh mich an. Rede mit mir! Sag mir, dass du mir vertraust!
Ein Laut erreichte seine Ohren.
Schluchzen?
Nein, sicher nur der Wind, der durch eine undichte Fuge pfiff.
Seine Finger umfassten den Knauf.
Er öffnete die Tür, die ihn mit einem leisen Quietschen willkommen hieß, griff sich die Öllampe und stieg die Treppen hinab. Ein ekelhafter Gestank drang zu ihm herauf. Den Ärmel auf Mund und Nase gepresst, brachte er die Stufen hinter sich. Unten anlangt, hörte er Geraschel, tapsende Schritte und ein leises Maunzen. Schemen bewegten sich in den Schatten.
Verdammt! Der Kralik, die Fieberschübe … Er hatte vergessen, die Kadaver der gescheiterten Versuche wegzuschaffen.
Missmutig öffnete er die Luke des Kellerschachtes, der nach draußen führte.
Einem nach dem anderen schleuderte er die Kadaver in die Nacht. Morgen Früh würde er sie verscharren.
Vor Kälte bibbernd wartete er, bis der Gestank sich verzogen hatte, dann schloss er die Luke und setzte sich an den Tisch, auf dem das Buch lag. Der Einband glänzte im flackernden Licht der Öllampe.
Er schlug es auf, unterdrückte den Aufruhr seiner Gedanken mit eisernem Willen und vertiefte sich in die Aufzeichnungen.
Für dich, Aluna, nur für dich …
Kapitel 8
Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.
Friedrich Nietzsche
Nebelschleier wanden sich um den Tempel wie faserige Schlangenleiber. Vom Nachthimmel floss das bleiche Licht der Mondsichel über die polierten Helme der Tempelwachen und die Schutzamulette der Priester, die auf das Bauwerk zu rannten wie eine Horde Dämonen.
Er überholte sie mühelos und strebte dem verschlossenen Portal entgegen, das sich wie von Geisterhand für ihn öffnete und den Blick auf die dahinterliegende Kuppelhalle freigab. Säulen mit verzierten Kapitellen stützten die tonnengewölbte Decke, bemalt mit kunstvollen Fresken, die Iros´ Licht und seine treuen Jünger zeigten.
Er passierte die Sitzreihen, bis er das
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