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Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
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Studieren.
    Bestimmt gab es einen Kniff, den er nicht kannte.
    Plötzlich hob sich der dunkle Schleier, der ihn die letzten Tage über fast erstickt hatte. Erleichterung machte sich breit.
    Trotzdem, dieser plötzliche Stimmungsumschwung war alles andere als normal, als würde Durlum mit einem Fingerschnippen verschwinden und der Sommer Einzug halten. Wieder einmal pendelte er von einem Gefühlsextrem ins andere, ein von der Warte des gesunden Menschenverstandes aus betrachtet unheimlicher Vorgang, wie er fand. Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. In ihm wanderten die Gezeiten, wie sie gerade wollten. Irgendetwas war ihm abhandengekommen, irgendein Baustein, eine Art Regulierung, die die Emotionen unter Kontrolle hielt. Plötzlich wurde ihm ganz blümerant, als er an gestern Morgen dachte: Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er ernsthaft über Selbstmord nachgedacht. Und heute, einen Tag später, fasste er beschwingt den Entschluss, mir nichts, dir nichts weiterzumachen. Was käme als Nächstes?
    Solange ich mich über meine eigenen Gedanken wundern kann, ist alles in Ordnung , redete er sich ein. Dennoch blieb ein diffuses, leicht verquastes Gefühl der Verunsicherung. 
    Am liebsten würde er gleich jetzt hinaus, um die Ströme zu suchen, aber dafür wütete der Sturm zu heftig. Was tun, um sich abzulenken, um nicht wieder in ein Loch zu fallen?
    Er öffnete die Kellertür und stieg hinab. Nachdem er eine Öllampe entzündet und auf den langen Tisch gestellt hatte, holte er das Buch über Kampfzauber aus seinem Beutel.
    Wer weiß, vielleicht diene ich eines Tages doch noch unter Kaiser Sarto und schicke die Schiffe dieser nervigen Piraten auf den Meeresgrund.
    Er schlug es auf und las sich ein. Vieles kannte er bereits, an manche Stelle erinnerte er sich jedoch nur vage. Dennoch war er äußerst zuversichtlich, schnelle Fortschritte zu machen, denn verglichen mit dem Seelentransfer waren die meisten hier beschriebenen Zauber Kinkerlitzchen – auf das Können bezogen zumindest. Leider lag die Krux auch hier bei der zur Verfügung stehenden Magie. Warum statt eines Feuerballs nicht gleich eine Feuersbrunst, die ein ganzes Dorf verheerte – oder eine Schwadron Iros-Knechte? Er musste lernen, in größeren Maßstäben zu denken, und endlich vergessen, was nach Lehrmeinung der Akademien möglich war und was nicht. Engstirnige Trottel allesamt, die sich vor der eigenen Courage in die Hosen schissen.
    Irgendwann fröstelte ihn, und er schlang die Arme um den Körper. Als die Zehen vor Kälte zu schmerzen begannen und es nichts mehr half, wenn er sie zusammenkringelte und wieder ausstreckte, riss er den Blick vom Buch los.
    Sollte er gleich mit dem Üben beginnen?
    Seine Finger waren ganz steif. Nicht gerade von Vorteil, wenn man dadurch die dem Zauber vorangehende Geste verhunzte. Das Gestikulieren war der zweitwichtigste Bestandteil eines Zaubers, es presste die Magie sozusagen in die richtige Form. Das Wichtigste war, wie so oft, der Geist. Mit ihm begann man die arkane Abfolge, durch ihn kanalisierte man die Kraft, und schließlich, sobald er mit dem Körper im selben Takt schwang, schickte man den Zauber mit einem Gedankenimpuls auf die Reise. Lorgyn bewegte die kribbelnden Finger. Nein, heute keine magischen Spielereien mehr.
    Er begab sich nach oben auf den Spitzboden, wühlte in seinen Habseligkeiten herum. Stille Freude regte sich, als er das glatte, armlange und an beiden Enden in eine Metallkappe übergehende Holzstück fand. Einen Moment bewunderte er den Schimmer, den das durch das winzige Kreuzfenster in den Raum fallende Streulicht auf die Oberfläche zauberte, dann schraubte er am oberen Stück herum und zog an. Ein zweimaliges Klicken, als die Arretierungen einrasteten. Nun hielt er einen fast mannslangen Kampfstab in den Händen, ein kleines, perfekt ausbalanciertes Kunstwerk, das Pergin und Bjarim ihm einst geschenkt hatten. Kämpfen war eigentlich nicht seine Sache, aber da jeder Novize in die Anfangsgründe des Stabkampfes unterwiesen wurde, fügte er sich als junger Adept in sein Schicksal. Zu seinem Erstaunen machte es ihm nach kurzer Zeit richtig Spaß, und das legte sich auch nicht mehr, im Gegenteil. Zusehends genoss er es, alle Gedanken, die ihn umtrieben, einfach abzuschütteln, ganz im Fluss seiner Bewegungen aufzugehen. Für ihn war das Meditation, das Finden des inneren Gleichgewichts, wenn ihn etwas beschäftigt hatte – anfangs Dinge, die mit seiner Arbeit zu tun hatten, später

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