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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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sichtlicher Unordnung. Nicht auch noch du , fluchte er lautlos. »Keine Zeit, Melissa.«
    »Was tust du?« Schwankend kam sie auf dem mittlerweile deutlich geneigten Deck näher. »Du hast versprochen, dass wir die Quelltaufe gemeinsam erleben würden.«
    »Ich weiß.« Wieder ließ er den Stuhl gegen die Scheibe des Aussichtsfensters donnern. Ohne Erfolg. Was für Glas hatte Bennett in dieses Boot eingebaut?
    Das dritte Beben war so stark, dass es sie beide von den Füßen warf und das Tauchboot in ein nun vollends unkontrolliertes Driften versetzte.
    Wellington ließ den Stuhl los, rappelte sich auf und trat drei Schritte zurück. Jetzt oder nie. Es war seine letzte Chance. Er warf seiner Begleiterin einen letzten, kurzen Blick zu. »Manchmal ändern sich die Dinge. Leb wohl, Melissa …«
    Ihre Augen weiteten sich, als sie erkannte, was er vorhatte. »Nein, Victor!«
    Doch es war zu spät. Die magische Druckwelle unter ihnen hatte das Quellsiegel erreicht. Wellington nahm Anlauf, sprang auf das Fenster zu und zwang all seine Fäden, sich mit denen der Scheibe zu verbinden, jene brutal zu zerreißen und in alle Richtungen zu zerstreuen. Das Unterfangen war nicht ohne Risiko. Versagte er, würde er sich wahrscheinlich selbst bewusstlos schlagen. Aber ihm blieb keine andere Wahl.
    Mit einem Bersten brach das zwei Finger dicke Glas, und die Wucht des Aufpralls trieb Wellington durch die unterarmbreite Wasserwand hindurch, die das Tauchboot von der Lichtsäule trennte. Im selben Augenblick wiederholte sich sein Befreiungsschlag unter seinen Füßen, als die magische Druckwelle mit der Kraft einer explodierenden Sonne das Quellsiegel erreichte und daraus hervorbrach. Für den scheinbar endlosen Bruchteil einer Sekunde schwebte Wellington in der Leere des Lichts, dann erfasste ihn die Gewalt der Magieeruption und schleuderte ihn in die Höhe, als sei er ein einsames Blatt inmitten eines Orkans. Aus den Augenwinkeln sah er noch, wie der stählerne Leib des Tauchboots im aufgewühlten Wasser davonwirbelte. Danach spürte er nichts mehr.
    Unter ihm begann sich der Meeresboden zu wölben. Das vorzeitliche Atlantis erhob sich aus seinem jahrtausendelangen Schlummer unter den Wellen, und mit ihm kehrte die Wahre Quelle der Magie an die Oberfläche zurück.

 
    kapitel 1: der vorhang öffnet sich

    »Neues Unterhaltungsprogramm ab Mai: Erleben Sie die außergewöhnlichen Darbietungen der Messrs Maskelyne & Cooke. Staunenswerte Kunststücke wie die schwebende Jungfrau, den verschwundenen Mann und erstmals auf der Bühne: das Wunder der Transportation!
    Stehplätze 3s / Sitzplätze 12s / Loge 1£ 10s«
    – Annonce der Egyptian Hall, 17. April 1897
    18. April 1897, 19:02 Uhr GMT
    England, London, ein Zaubertheater in der Gloucester Street
    An dem Tag, an dem die magische Welt in ihren Grundfesten erschüttert werden sollte, wurde Richard zehn Jahre alt. Es war der 18. April 1897, ein Sonntag, und zur Feier des Tages hatte ihn sein Onkel, der Prokurist Alvin Thomas Clearwater, zum Besuch einer Zaubervorstellung eingeladen, die an diesem Abend im White House, einem kleinen Zaubertheater im südlichen Islington, gegeben wurde.
    Auf der einen Seite hatte Richard die Aussicht, der weitgehend ungeteilten Aufmerksamkeit des schwergewichtigen Verwandten ohne Möglichkeit zur Flucht ausgeliefert zu sein, nicht besonders behagt. Der Onkel hatte diese spezielle Art, sich über Dinge, die Menschen taten oder sagten, mit dröhnendem Lachen zu amüsieren – vor allem über die eigenen, zumeist nicht im Geringsten komischen Witze. Darüber hinaus verfolgte er mit geradezu missionarischem Eifer das Ziel, seine unablässig gute Laune auch auf seine Mitmenschen zu übertragen, wobei er wie viele Erwachsene dem Irrglauben anzuhängen schien, es sei Richards Gemütszustand zuträglich, wenn er ihm mit seiner grobschlächtigen Rechten kräftig auf den schmalen Kinderrücken schlug oder ihm das sorgsam gekämmte aschblonde Haar zerzauste.
    Auf der anderen Seite hatte Richard diesem Abend dennoch mit kindlicher Vorfreude entgegengefiebert. Wie oft war er bereits im Vorbeilaufen vor den reißerischen Plakaten stehen geblieben, die im monatlichen Wechsel den Eingangsbereich des White House schmückten, geradezu magisch angezogen von den ausladend geschwungenen Lettern und den fantastischen Illustrationen! Von »atemberaubenden Darbietungen« und »Mirakeln, die das menschliche Fassungsvermögen übersteigen« hatten diese Werbetafeln vollmundig

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