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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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ganz und gar nicht passen. Gäbe es ein Handbuch, das britischen Gentlemen beibringt, wie man würdevollen Hauptes in die Apokalypse schreitet, so hätte Holmes mit dieser Pose dessen Umschlag zieren können.
    Der Magier drehte sich zu ihm um. »Aufstehen, Brown! Keine Müdigkeit vorschützen! Wir müssen nach vorne zur Lok!«, rief er und machte sich daran, zum Rand des Waggons zu klettern.
    »Machen Sie sich um mich keine Sorgen. Halten Sie nur selbst Schritt«, erwiderte der Kutscher, schleuderte ein Fadenbündel zum Dach des nächsten Wagens und zog sich daran in die Höhe.
    Holmes tat es ihm gleich.
    Lautlos kniete sich der Franzose an den Rand des Waggondaches. Mit mitleidlosen Augen betrachtete er die beiden Gestalten zu seinen Füßen auf dem Tender. Es waren der Alte und das Mädchen – seine Zielpersonen. Jetzt ist das Spiel aus , dachte er und lächelte selbstzufrieden, während er das Gewehr anlegte, mit dem er dem Alten vorhin bereits aus sicherer Entfernung eine Kugel in den Rücken verpasst hatte. Er war dem Getroffenen so schnell wie möglich nachgeeilt, um sich des Abschusses zu versichern. Und wie es schien, hatte er recht daran getan, denn der Alte bewegte sich noch. Ein zäher Brocken , musste sich der Franzose wider Willen eingestehen.
    Eigentlich wunderte es ihn nicht. McKellen hatte sich bislang als überraschend fähiger Kämpfer erwiesen. Das Ablenken der Fadenbündel und der Gegenangriff mit der Kohlelawine hatten von einer Reaktionsgabe und Kraft gezeugt, die der Franzose dem Alten nach den Berichten seiner Spione nicht zugetraut hätte. Blitzschnell hatten seine Männer und er von ihren Pferden abspringen und sich auf den fahrenden Zug retten müssen. Der glücklose Kenneth, der in den letzten Tagen schon viel hatte einstecken müssen, war dabei auf der Strecke geblieben. Und auch Géant, den der Franzose vorgeschickt hatte, um die Lok in seine Gewalt zu bringen, war auf einmal wie vom Erdboden verschluckt. Somit blieben nur noch Whitby, der rechts von ihm kauerte, und er selbst. Aber es genügt , dachte der Franzose. McKellen und seine Enkelin sind wehrlos.
    In diesem Moment berührte Whitby ihn am Arm. »Wir haben Besuch bekommen«, knurrte er und deutete nach hinten in Richtung Zugende.
    Der Franzose wandte den Kopf und erblickte im flackernden Licht eines Blitzes die Umrisse zweier Männer einige Waggons hinter ihnen. Innerlich fluchend fragte er sich, woher diese beiden Störenfriede auf einmal aufgetaucht waren. Die einzige Erklärung war, dass irgendjemand im Orden Wind von McGowans Taten bekommen hatte. Das war nicht gut – aber darüber würde er sich später Gedanken machen. »Kümmere dich um sie!«, befahl er seinem letzten verbliebenen Untergebenen. »Ich bereite dem hier ein Ende.«
    Whitby nickte mit finsterer Miene und huschte geduckt davon. Der Franzose drehte sich wieder um und hob das Gewehr.
    »Den übernehme ich«, grollte Randolph, als er sah, wie ein Mann, der seiner Fadenaura nach nur Whitby sein konnte, schreiend auf sie zugestürzt kam. »Halten Sie den Franzosen auf, Holmes!«
    »Mit Vergnügen. Ich gehe dann innen durch«, erwiderte dieser, hakte den Griff seines Schirms in eine Metallsprosse am nächsten Waggon und schwang sich nach unten, um durch eine Tür am Wagenende zu verschwinden, während Randolph über das schwankende Dach seinem ehemaligen Trinkbruder entgegenstürmte.
    »Brown? Was machst du denn hier?«, brüllte Whitby, als er erkannte, wer sich ihm da zum Kampf stellte.
    »Das Gleiche könnte ich dich fragen, Whitby! Wie tief bist du gesunken, dass du Greise und Frauen zu töten versuchst?«, antwortete Randolph mit finsterer Miene, während er seine Schiebermütze vom Kopf nahm und in die Tasche seines Kutschermantels stopfte. Die harten, gewundenen Hörner auf seiner Stirn glänzten im Widerschein der Blitze.
    »Du verstehst gar nichts!«, rief Whitby. »Wir dienen einer größeren Sache.«
    »Ihr dient nur dem Größenwahn Wellingtons!«, hielt Randolph dagegen. »Und jetzt lass mich entweder vorbei, damit ich eurem Anführer eine blutige Nase verpassen kann, oder versuch mich aufzuhalten, wenn du es wagst.« Er ballte die Fäuste und hob sie demonstrativ vor sich in die Luft.
    Whitby starrte ihn stumm an, dann zog er das Tuch vor seinem Gesicht herunter und hob ebenfalls die Fäuste. Magie hin oder her – sie beide kamen aus einfachen Verhältnissen, wo man unter richtigen Männern seine Angelegenheiten auf direkte und unverstellte Weise

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