Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone
Räder der Lokomotive ab.
In letzter Sekunde gelang es Giles von oben, die Fäden abzulenken und sie ins Gestrüpp, das den flachen Bahndamm säumte, hineinpeitschen zu lassen. In einer Fontäne aus Erde und Steinen wurden die Büsche in die Luft gerissen, als die offensichtlich absichtsvoll überdehnten Fadenbündel gewaltsam wieder zurückschnellten.
Sie wollen den Zug nicht übernehmen, sie wollen ihn entgleisen lassen! , durchfuhr es Giles erschrocken. Sein erster Eindruck hatte nicht getrogen. Diese Männer waren auf Blut aus, und es hatte den Anschein, als wäre es ihnen vollkommen gleichgültig, wie viel Schaden sie dabei anrichteten.
»Wartet nur ab. Ein paar Tricks habe ich auch auf Lager«, knurrte der Magier leise. Mit einem Sprung setzte er auf das Dach des nächsten Waggons über und rannte gebückt bis zum anderen Ende. Dort sank er auf die Knie. Hoch über seinem Kopf spaltete eine gewaltige grünblaue Entladung die dunklen Wolken, gefolgt von einem krachenden Donner. Das Gewitter war jetzt direkt über ihnen.
Giles senkte den Kopf und konzentrierte sich auf den offenen Schüttgutwagen zu seinen Füßen. Fäden, die aus seinen Fingern hervorschossen, verbanden sich mit schweren Riegeln. Mit metallischem Knirschen ruckten die Verschlüsse am vorderen Ende der linken Seitenklappe zurück. Die hinteren vermochte Giles nicht zu sehen, aber es würde genügen.
Kraftvoll holte er mit den Armen aus, verstärkte die Fäden und ließ sie gegen die hölzerne Klappe hämmern. Knallend flogen die hinteren beiden Riegel aus ihren Halterungen. Gleich darauf krachte die Klappe nach unten, Giles vollführte eine weit ausholende schiebende Bewegung, und eine Lawine aus Steinkohle ergoss sich direkt vor den Reitern auf den Weg.
Wiehernd kamen die Pferde ins Straucheln, stürzten und verschwanden in einer Masse aus zuckenden schwarzen Leibern und einer Wolke aus Kohlenstaub. Kendras Großvater bedauerte, dass er den Tieren schaden musste, um ihre verbrecherischen Reiter zu treffen, aber es ließ sich nicht verhindern.
Obwohl er die Verfolger mit dem Manöver überrascht hatte, gab sich Giles nicht der Hoffnung hin, er könnte sie auf diese Weise ausgeschaltet haben. So leicht ließen sich Magieanwender nicht bezwingen. Und da er den vier Gegnern auf Dauer nicht gewachsen sein würde – dafür wirkten sie zu fähig –, war jetzt Schnelligkeit gefordert. Wir müssen Ballast loswerden , entschied Giles und richtete sein Augenmerk auf die Kupplung zwischen dem Wagen, auf dessen Dach er hockte, und dem Rest des Zuges.
Mit einem weiteren Blitz und einem ohrenbetäubenden Donnerschlag öffnete der Himmel unvermittelt seine Schleusen, und ein Regenguss setzte ein, der die ohnehin schon schlechte Sicht noch weiter verringerte. Immer häufiger musste Giles von der Wahrsicht in die Normalsicht wechseln, denn das magische Toben der Elemente, durch das ihr Zug stampfend und schlingernd dahinraste, war für seine übernatürlichen Sinne beinahe noch undurchdringlicher als die Finsternis und die Wasserschleier für seine gewöhnlichen.
Ernüchtert musste Giles feststellen, dass es leichter gesagt als getan war, die Schraubenkupplung eines schwer beladenen Zuges in voller Fahrt zu lösen. Sosehr er auch zog und zerrte, es gelang ihm nicht, den eisernen Bügel über den Zughaken zu heben. Er hätte entweder alle nachfolgenden Waggons mehr als eine Handbreit zu sich heranziehen oder eine drei Finger breite Eisenspindel durchbrechen müssen, um die Verbindung zwischen den Waggons zu lösen. Beides erwies sich als völlig unmöglich.
Ein leichtes Ziehen im Fadenwerk veranlasste Kendras Großvater, den Kopf zu heben. Entsetzt riss er die Augen auf und ließ sich, eine Hand fadenverstärkt am Rand des Waggondaches festgeklammert, nach vorne fallen. Nur einen winzigen Augenblick später wirbelte ein massiger kahler Baumstamm haarscharf über ihn hinweg. Polternd landete das brachiale Geschoss auf dem leicht abgeschrägten Dach, prallte ab und verschwand neben dem Zug in der Dunkelheit.
Giles stieß sich magisch von der Wagenwand ab, an der er hing, und schwang sich auf den halb entleerten Kohlewaggon hinüber. Auf dem Dach des folgenden Wagens erblickte er eine kauernde Gestalt. Sie hob beide Arme und zog sie in einer fließenden Bewegung von hinten über den Kopf hinweg nach vorne. Ein zweiter Baumstamm segelte durch die strömenden Wassermassen und zielte auf den zwischen niedrigen Kohlehügeln stehenden Magier. Ich wusste doch,
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