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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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den Docks eingelassen?«
    »Eher mit einer Motorkutsche«, erwiderte Jonathan unwillig, dem die Flecken in all der Aufregung gar nicht aufgefallen waren.
    Robert hob die Augenbrauen.
    »Können wir das nicht besprechen, wenn wir etwas ungestörter sind?«, bat Jonathan.
    »Natürlich, kein Problem«, sagte sein Freund, nur um im nächsten Moment die Stimme zu heben. »He, was schauen Sie denn alle hier herüber? Haben Sie nichts zu arbeiten? Mister Kentham und ich führen ein privates Gespräch.«
    Jonathan stöhnte innerlich auf und warf einen um Nachsicht bittenden Blick in die Runde, doch die sechs Augenpaare, die sich bei der Erwähnung der Motordroschke wie von selbst auf ihn gerichtet hatten, waren nach Roberts Ausbruch eilig zu ihren Zahlenreihen und Manuskriptseiten zurückgekehrt.
    »Also schön«, fuhr Robert deutlich leiser fort und setzte sich auf die Kante von Jonathans Schreibtisch. »Dann erzähl mal! Wie war das eben? Du bist von einem Automobil angefahren worden?«
    »Naja, so ungefähr …«
    In knappen Worten schilderte Jonathan den Zwischenfall auf der Fleet Street. Als er geendet hatte, schüttelte Robert ungläubig den Kopf. »Unfassbar«, flüsterte er. »Da hast du ganz schön viel Glück gehabt, wenn ich das so sagen darf, alter Knabe. Deiner Beschreibung nach dürfte es sich um einen 95er Benz Patent-Motorwagen, wahrscheinlich Typ Victoria, gehandelt haben. Weißt du eigentlich, dass diese Gefährte fast eine Dreivierteltonne wiegen und bis zu fünfzehn Meilen pro Stunde erreichen? Hätte der Fahrer den Wagen nicht in letzter Sekunde gestoppt, würden wir uns jetzt nicht unterhalten, so viel ist sicher.«
    Jonathan lief ein Schauer über den Rücken. Auch wenn es verrückt klang, geradezu unmöglich, war er sich ziemlich sicher, dass nicht der Fahrer die Motorkutsche gestoppt hatte, sondern vielmehr er selbst. Der Himmel mochte wissen, wie ihm das gelungen war. »Ja«, murmelte er, nur um irgendetwas zu sagen. »Da habe ich wirklich Glück gehabt.« Er räusperte sich. »Aber sag, Robert: Ich habe Elisabeth im Nebenzimmer gesehen.«
    Robert nickte. »Sarah ist auch hier. Ich … äh … habe ihr gerade geholfen, ein paar alte Strand -Ausgaben aus dem Archiv zu holen, als du kamst.«
    Nun war es an Jonathan, die Augenbrauen zu heben.
    »Nun ja, vielleicht haben wir uns dabei auch ein wenig über den gestrigen Abend unterhalten …«, gestand Robert mit einem spitzbübischen Grinsen.
    Jonathan beugte sich vor und flüsterte in kaum noch hörbarer Lautstärke: »Kannst du mir dann vielleicht sagen, was mit Elisabeth los ist? Sie wirkt so abweisend, und ich …«
    »Mister Kentham! Wie schön, dass Sie es noch einrichten konnten!«, unterbrach sie eine Stimme hinter ihnen.
    Jonathan wandte den Kopf und erblickte Norman Greenhough, den Chefredakteur, der am anderen Ende des Raums aus der Tür zu seinem Büro herausschaute. Der knapp fünfzig Jahre alte Mann mit dem fesch gescheitelten weißblonden Haar und dem langen Gesicht, das von einem regelrechten Balken von einem Schnurrbart geteilt wurde, schenkte ihm ein gewinnendes Lächeln. »Wären Sie so freundlich, mir kurz ihre Aufmerksamkeit zu schenken?« Er öffnete die Tür, auf der in geschwungenen Goldlettern sein Name geschrieben stand, etwas weiter und machte eine einladende Geste.
    Wie immer hatte der penibel auf sein Äußeres bedachte Greenhough einen modischen Anzug an – heute einen hellgrauen –, dem er mit einer kecken weinroten Fliege, einer gelben Nelke im Knopfloch und einem bunten Einstecktuch eine heitere Note verlieh, die in einem konservativeren Haus, wie dem der London Times, nicht denkbar gewesen wäre. Doch man durfte sich durch seinen im Allgemeinen sanften Tonfall und sein aufgeräumtes Auftreten keinesfalls dazu verleiten lassen, ihn für einen nachgiebigen Menschen zu halten. Wie jeder Kapitän, der ein Schiff befehligte, das durch raue See steuerte – und die Presselandschaft in der Hauptstadt war nichts anderes –, konnte er mit eiserner Hand durchgreifen, wenn es nötig wurde.
    »Wir reden später weiter«, raunte Jonathan Robert zu und leistete dann der Einladung seines Vorgesetzten Folge.
    Greenhoughs Büro atmete die würdevolle Strenge und Eleganz, die dem Chefredakteur einer höchst erfolgreichen Monatszeitschrift angemessen war. Ein mächtiger dunkelbrauner Schreibtisch beherrschte den Raum. Dahinter stand ein Polsterstuhl mit hoher Lehne, davor waren zwei bequeme Sessel aus rotbraunem Leder angeordnet. An

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