Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone
eine große Zukunft vor Ihnen liegen sehe. Sie werden noch etwas bewegen in der Welt, dessen bin ich mir ganz sicher.« Er hob das Glas und prostete Jonathan zu, ohne ihm allerdings ebenfalls eines angeboten zu haben. »Cheers.«
Jonathan lächelte ein wenig linkisch und nickte. »Warum, denken Sie, hat sie Ihnen all diese Fragen gestellt?«
»Nun, das ist doch offensichtlich«, antwortete Greenhough fröhlich. »Sie versucht, sich ein Bild von Ihnen zu machen, und zwar von dem Mann hinter der charmanten Fassade. Denn gutes Benehmen ist zwar unabdingbar, um das Herz einer Frau zu gewinnen, aber wenn sie auch nur halbwegs vernünftig denkt, weiß sie, dass das nicht alles sein kann. Insbesondere dann nicht, wenn es sich um die Tochter des Abgeordneten James Thomas Holbrook handelt.«
»Wie meinen Sie das?«, wollte Jonathan wissen.
Sein Chefredakteur hob tadelnd einen Zeigefinger. »Mein Bester, für einen Journalisten sind Sie erstaunlich schlecht informiert, und das in einer so wichtigen Angelegenheit wie der Liebe.« Er ging durch den Raum und ließ sich auf dem Jonathan gegenüberstehenden Sessel nieder. »James Thomas Holbrook ist ein Mann von nicht geringer Bedeutung im Unterhaus des Parlaments. Und doch ist ihm seine Bedeutung zu gering. Er möchte gerne in Adelskreise aufsteigen. Nicht aus politischen Gründen, sondern aus gesellschaftlichen, versteht sich. Zu diesem Zweck ist ihm daran gelegen, seine einzige Tochter mit einem Mann von Stand zu verloben. Kandidaten gibt es viele, Interessenten jedoch nur wenige, denn Sie wissen ja, wie das ist: In Adelskreisen verbindet man sich nicht gern mit Bürgerlichen. Das hält den Abgeordneten Holbrook allerdings nicht davon ab, sein Ziel weiter beharrlich zu verfolgen und auf jedem gesellschaftlichen Ereignis von Bedeutung mit seiner Tochter aufzutreten. Das nächste wird wohl der Empfang des französischen Botschafters sein. Er findet am morgigen Abend im Savoy Hotel statt. Während der Abgeordnete Holbrook diesem Ereignis wohl mit einigem Optimismus entgegensieht, scheint seine Tochter das Ganze als eine gewisse Belastung zu empfinden. Ihre gute Kinderstube verhindert allerdings, dass sie sich gegen den väterlichen Willen auflehnt. Stattdessen handelt sie schon jetzt, wie man es später von vielen guten Ehefrauen kennt: Sie schweigt und leidet stumm.«
»Woher wissen Sie das alles?«, fragte Jonathan verblüfft.
Greenhough schenkte ihm ein liebenswürdiges Lächeln. »Nun, ich habe meine Quellen. Deshalb bin ich der Chefredakteur.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, um ehrlich zu sein, hat mich Miss Holbrook in das Dilemma ihres Herzens eingeweiht. Ich empfehle Ihnen daher, Stillschweigen über das zu wahren, was ich Ihnen soeben verraten habe. Ich habe es getan, weil ich Ihnen helfen will, besser zu verstehen, was um Sie herum geschieht. Doch es wäre wohl für uns beide besser, wenn Miss Holbrook nichts davon erfährt.«
Sie hat ihm das Versprechen abgenommen, es geheim zu halten , kam es Jonathan in den Sinn. »Ich verstehe«, sagte er mit einem Nicken, dann blickte er sich um und sah auf die Uhr an der Wand neben der Tür. »Ich denke, ich sollte jetzt wieder an die Arbeit gehen.« Er erhob sich aus dem Sessel.
»Einen Augenblick noch«, sagte Greenhough, der ebenfalls aufstand. Er stellte sein Glas auf die polierte Schreibtischoberfläche, ging um das Möbelstück herum und holte einen Umschlag aus der obersten Schublade. Mit einem vielsagenden Blick hielt er ihn Jonathan hin.
Dieser nahm ihn entgegen und blickte das mit einem Goldrahmen verzierte Kuvert fragend an.
»Bitte, öffnen Sie ihn!«, forderte Greenhough ihn auf.
Jonathan gehorchte, und seine Augenbrauen schnellten in die Höhe. »Eine Einladung zum Empfang des französischen Botschafters?«, fragte er überrascht.
»Ich denke, es wäre eine Notiz in der nächsten Ausgabe des Strand Magazine wert. Deshalb sollten Sie an meiner Stelle dort hingehen und sich ein bisschen unters Volk mischen. Schnappen Sie auf, was von gesellschaftlichem Belang ist, und schreiben Sie mir ein paar Zeilen darüber. Und grüßen Sie den Abgeordneten Holbrook und seine reizende Tochter von mir, wenn Sie ihnen begegnen.« Greenhoughs Mundwinkel zuckten verräterisch. »Und ansonsten machen Sie weiter so gute Arbeit wie bisher. Leisten Sie sich keine Ausrutscher, und Sie werden es noch weit bringen.«
»Vielen Dank, Sir! Ich danke Ihnen für all das sehr. Ich werde mir größte Mühe geben, Sie nicht zu
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