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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Garnisonskommandant, ein von Castafiori eingesetzter Verbindungsmann zum italienischen Nachrichtendienst sowie der gegenwärtige Papst, Leo XIII ., diesen Gang – wobei es hieß, dass Letzterer bei seiner Amtseinführung klargemacht habe, dass er sich für derlei übersinnlichen Unsinn nicht interessiere, solange es weitaus drängendere politische und soziale Probleme zu bewältigen gäbe. Castafiori hatte ihm daraufhin den Gefallen getan und ihn nicht länger mit Informationen über die Arbeit des Officiums behelligt. Seine Heiligkeit hatte im Gegenzug davon abgesehen, sich Gedanken darüber zu machen, was mit den Mitteln geschah, die diesem diskreten Teil der Kurie zuflossen.
    Die beiden Besucher gingen durch die leeren, dunklen Zimmer bis in eine kleine Kammer im hinteren Teil des Gebäudes, die ihrer Einrichtung nach – es gab einige Bänke und einen kleinen Altar – ein Andachtsraum hätte sein können. Tatsächlich aber stellte sie den Eingang zum Machtzentrum des Officiums dar.
    Während Araldo an eine bestimmte Stelle in der übermannshohen Holzvertäfelung des Raumes trat, wechselte Lionida mehrmals in die Wahrsicht und wieder zurück. Es erstaunte sie immer wieder, wie perfekt die Geheimtür in der Wand verborgen lag. Für gewöhnliche Sinne war sie praktisch unauffindbar, sofern man nicht wusste, wo man suchen musste. Und selbst in der Wahrsicht verbarg sich das Fadenwerk, das die Tür mit der sie umgebenden Vertäfelung verband, so gut, dass es eines scharfen Auges bedurfte, um es zu bemerken.
    Lionidas Begleiter öffnete die Geheimtür, und gemeinsam folgten sie dem in der Mauer der Engelsburg verlaufenden Gang bis in den von Papst Alexander VI ., dem Nachfolger von Innozenz VIII ., im Rahmen größerer Ausbauarbeiten an der Engelsburg eingerichteten Trakt, der auf keinem historischen Bauplan existierte und in dem das Officium contra Magiae untergebracht war. Araldo zog an einer neben der Eingangspforte hängenden Kordel, und eine verborgene Glocke läutete. Es dauerte einen Moment, aber dann vernahmen sie Geräusche hinter der Tür, als jemand im Inneren sowohl die eisernen als auch die magischen Riegel entfernte.
    »Kaplan Bigotto«, grüßte Lionida mit einem Neigen des Kopfes den jungen Priester, der ihnen öffnete.
    »Guten Abend, Signora Diodato!« Ihr Gegenüber lächelte etwas gezwungen.
    Es war kein Geheimnis, dass Bigotto sie für eine Sünderin hielt, aber damit konnte Lionida gut leben, denn sie wusste, dass seine Abneigung ihr gegenüber lediglich seine Art war, das Unwohlsein zu überspielen, das er in ihrer Gegenwart verspürte. Nicht nur gingen Lionidas Gaben weit über die seinen hinaus, sie war zudem eine außergewöhnlich gut aussehende Frau, und wie die meisten jungen Geistlichen, die Castafiori in den letzten Jahren in die Reihen des Officiums berufen hatte, musste auch Bigotto erst einmal mit seinen Gefühlen für die Handvoll weiblicher Magieragenten ins Reine kommen, die im Dienst des Heiligen Stuhls standen. Er würde im Laufe der Zeit ruhiger werden – entweder weil sein Glaube ähnlich stark wurde wie der von Pietro Araldo, oder weil er sich in der Stadt eine heimliche Geliebte nahm.
    Während Bigotto die Pforte hinter ihnen wieder verriegelte und sich anschließend seinen sonstigen Pflichten widmete, schritten Araldo und Lionida durch die Korridore des Officiums, vorbei an den Studierzimmern der Magietheoretiker, dem Geheimarchiv und dem Arsenal. Schließlich erreichten sie Castafioris Büro, und Araldo klopfte an.
    »Kommen Sie herein«, drang eine Stimme durch die Tür.
    Gemeinsam kamen sie der Aufforderung nach und betraten den ovalen, fensterlosen Raum dahinter. Am Tag fiel durch schmale Schächte in der dicken Mauer Licht ins Innere. Jetzt flackerten einige dicke Kerzen in einem fünfarmigen Kandelaber neben der Tür, und der schwere Schreibtisch, der im hinteren Teil des Raumes stand, wurde von einer verzierten Öllampe erhellt. Auf einem Lesepult in der Ecke lag eine aufgeschlagene Bibel. Alles in allem schien der Raum recht spartanisch eingerichtet, aber Lionida wusste, dass sich hinter der Holzvertäfelung an den Wänden mehr als ein in die Mauer eingelassener Schrank verbarg.
    Donatello Castafiori erhob sich von seinem Stuhl, als seine Besucher hereinkamen. Er war ein schlanker, asketisch wirkender Mann um die sechzig, mit langem, ernst wirkendem Gesicht. Die mehr als zwei Jahrzehnte, die er nun schon die Verantwortung für das Officium trug, hatten dauerhafte

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