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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Holmes’ Eingeweide verkrampften, zwang er sich zu einem unbekümmerten Lachen, um die Stimmung nicht zu ruinieren. »Touché. Sehen Sie? Es ist gar nicht so schwer, ehrlich zueinander zu sein. Möchten Sie mir noch etwas sagen? Oder soll ich wieder?«
    »Weder noch.« Sie legte den Kopf in den Nacken und begegnete seinem Blick. Ihre dunklen Augen glitzerten. »Lassen Sie uns später weiterreden.«
    »Und jetzt?« Kam es ihm eigentlich nur so vor oder schmiegte sich ihr Körper plötzlich enger an den seinen?
    »Jetzt werde ich endlich das tun, was ich schon vor drei Tagen tun wollte«, hauchte sie. Dann zog sie seinen Kopf zu sich heran und küsste ihn.
    27. April 1897, 14:41 Uhr GMT (13:41 Uhr Ortszeit)
    Atlantik, Inselgruppe der Azoren, Insel Corvo
    Watson langweilte sich.
    Die Geisterkatze war es gewöhnt, in Holmes’ Domizil in London kommen und gehen zu können, wie es ihr beliebte. In den angrenzenden Häusern wie auch im nahen Regent’s Park gab es stets so viel Interessantes zu beobachten, dass ein Gefühl von Langeweile gar nicht erst aufkommen konnte. An Bord des Luftschiffes hingegen sperrte man sie in die vier Wände von Holmes’ und Browns Kabine ein, und das gefiel ihr überhaupt nicht. Mittlerweile kannte sie jeden Winkel des beengten Raumes in und auswendig, und nur die unklare Bedrohung, die dieser unheimliche italienische Wissenschaftler darstellte, hielt sie davon ab, das Verbot des deutschen Hauptmanns einfach zu missachten und sich ein wenig draußen umzusehen.
    Andererseits gilt das Verbot so gar nicht mehr, dachte die Geisterkatze, während sie in der Kabine hin und her tigerte. Sie sprang auf Holmes’ Koje, setzte sich hin und leckte über ihre angehobene Vorderpfote, um sich damit anschließend über den Kopf zu putzen. Immerhin dürfen Holmes und Brown sich mittlerweile frei im Luftschiff bewegen; vermutlich, weil sie beim Kampf gegen diese Flugechsen geholfen haben. Ich habe aber ebenfalls meinen Teil zur Verteidigung des Schiffes beigetragen. Habe ich nicht mit eigenen Klauen zwei Echsen bezwungen? Demzufolge sollte ich diese Kabine doch jetzt auch verlassen dürfen.
    Diese Schlussfolgerung gefiel ihr. Sie löste einfach und elegant ihr gegenwärtiges Problem, nämlich dass es in diesem Raum einfach nichts mehr zu entdecken gab. Zufrieden mit sich selbst sprang die Geisterkatze lautlos von der Koje hinunter und spazierte auf die nächste Wand zu, um ihren Kopf hindurchzustecken. Sie musste ein bisschen aufpassen, weil sie nicht genau wusste, wo die Gondel des Luftschiffs endete, und sie wollte nicht versehentlich in die Tiefe stürzen. Natürlich würde das ihrem entstofflichten Leib keinen Schaden zufügen, aber sie würde Hilfe brauchen, um zurück an Bord zu gelangen. Denn auch wenn sie ein Geist war, konnte sie nicht beliebig in der Luft schweben, sondern benötigte ein festeres Medium unter den Pfoten wie Erde, Stein oder auch Wasser. Und Holmes muss ja nicht unbedingt wissen, dass ich einen Ausflug mache …
    Sie fragte sich, wo sich der Magier gerade herumtrieb. Er hatte etwas davon erzählt, mit dieser Italienerin Diodato einen Verdauungsspaziergang unternehmen zu wollen. Irgendwie war das Watson gar nicht recht. Sie vermochte nicht zu sagen, weshalb, aber sie misstraute dieser Frau. Schon die Art, wie sie Holmes’ Aufmerksamkeit auf sich zog, machte sie in den Augen der Geisterkatze verdächtig. Zwar hatten sie gemeinsam beschlossen, dass Holmes Diodato um den Finger wickeln sollte. Aber Watson wurde das Gefühl nicht los, dass ihr guter Magier sich ein bisschen zu eifrig in diese Aufgabe stürzte. Sie befürchtete, dass es eine persönliche Sache für ihn wurde – und persönliche Sachen gingen bei ihm für gewöhnlich nicht gut aus. Und dann versinkt er sicher wochenlang in Selbstmitleid, und ich darf mir sein Gejammer anhören.
    Draußen auf dem schmalen Gang, der vom Bug bis zum Heck der Gondel führte, war niemand zu sehen. Das verwunderte Watson nicht. Seit sie gelandet waren, hielten sich die meisten Besatzungsmitglieder im Freien auf und waren mit Reparaturen beschäftigt ; so viel hatte sie aus den Gesprächen zwischen Holmes und Brown mitbekommen, während sie auf dem Schoß eines der beiden Männer gesessen und so getan hatte, als würde sie das alles überhaupt nicht interessieren.
    Umso besser für mich, frohlockte die Katze. Dann stört mich keiner beim Herumstöbern. Vielleicht sollte sie mal nach der Kabine dieser sauberen Miss Diodato suchen. Es war doch

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