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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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nicht auszuschließen, dass sie dort etwas fand, das man später gegen die Italienerin verwenden konnte.
    Watson glitt vollends durch die Wand und trabte den Gang hinunter. Ihre Ohren zuckten, während sie aufmerksam darauf lauschte, ob irgendjemand nahte, vor dem sie sich verstecken musste. Aber bis auf das ferne Hämmern der Luftschiffer, die an den Maschinen arbeiteten, war alles ruhig. Oder? Watson spitzte die Ohren. Sie hatte etwas gehört, das wie der gedämpfte Schrei eines Mannes klang. Da! Da war es wieder. Es kam aus dem vorderen Teil der Gondel.
    Neugierig schlich die Geisterkatze näher. Dort vorne, aus dem Raum rechts neben der Brücke drang das Geräusch. Nun vernahm sie auch leise Männerstimmen. Eine schien diesem deutschen Hauptmann zu gehören. Er sprach zwar Englisch, aber sein Akzent war leicht zu erkennen. Der andere klang wie ein Italiener – vermutlich einer der Untergebenen des Kommandanten.
    » … Sie sehen, sprechen wir keine leeren Drohungen aus, Mister Carlyle.« Das war der Italiener. »Wenn Sie nicht mit uns zusammenarbeiten, werde ich nicht zögern, weiterzumachen. Wollen Sie das?«
    »Fahren Sie zur Hölle, Scarcatore, und Sie gleich mit, von Stein. Sie bestärken mich nur in meinem Glauben, dass Wellington das Richtige tut. Aus mir bekommen Sie nichts heraus.«
    Scarcatore! Das war doch dieser unheimliche Wissenschaftler, vor dessen Aura sogar die Magie zurückschreckte. Watson verspürte den Drang zu fliehen, aber ihre Neugierde war stärker. Geduckt schlich sie bis zu der Tür, die den Raum vom Gang trennte.
    Dahinter gab es ein leise klatschendes Geräusch. »Wenn jemand zur Hölle fährt, dann Sie!«, schnarrte der Deutsche. »Wir haben gerade eine ganze Dorfbevölkerung auslöschen müssen, weil Ihre magischen Untaten sie bei lebendigem Leibe haben verschmelzen lassen. Sie sind ein Diener des Teufels.«
    »Und Sie dienen dem Himmel? Erzählen Sie das Ihrem Beichtvater.« Erneut war ein Klatschen zu hören, gefolgt von einem unterdrückten Stöhnen.
    »Halten Sie ein, Hauptmann. Ich übernehme das«, sagte Scarcatore.
    »Fassen Sie mich nicht an! Ich … Sie … «
    »Leisten Sie keinen Widerstand. Es ist ohnehin zwecklos. Gegen mich kommen Sie nicht an.«
    »Sie elender Hundesohn! Sie … « Carlyles Worte gingen in ein gequält klingendes Stöhnen über.
    Was macht der Italiener da? , fragte sich Watson voller Grausen. Obwohl sich ihr buchstäblich der Schwanz sträubte, lugte die Geisterkatze durch die Tür in den Raum hinein. Sie schob den Kopf nur so weit nach vorne, dass sie sehen konnte, was im Inneren vor sich ging.
    Es handelte sich um eine Kabine, vielleicht doppelt so groß wie die von Holmes, Brown und Watson. Der Einrichtung nach zu urteilen, gehörte sie von Stein und stellte eine Art Bereitschaftsraum dar, mit einem kleinen Metalltisch, auf dem Unterlagen verteilt waren, und Fächern an den Wänden, in denen Handbücher aufgereiht standen. In der Mitte des Raums befand sich ein Stuhl, auf dem Carlyle festgebunden war. Blut rann von seiner aufgeplatzten Lippe über das stoppelbärtige Kinn. Von Stein hatte sich mit grimmiger Miene und geballter Faust vor ihm aufgebaut, Scarcatore stand an seiner Seite und presste seine Hände auf Carlyles Schädel.
    Watson, deren Sinne seit dem Verlust ihrer sterblichen Hülle nicht mehr denen gewöhnlicher Lebewesen glichen, sondern gleichzeitig Normalsicht und Wahrsicht wahrzunehmen vermochten, entfuhr ein Fauchen. Carlyles magisch glühender Körper flackerte wie eine defekte Straßenlaterne, während Ströme heller Energien aus ihm hinaus und durch Scarcatores Hände und Arme flossen, wo sie einfach verblassten, als würden sie im Nichts vergehen. Die Vorstellung, dass ein Mann dazu imstande war, reine Magie auszulöschen, entsetzte die allein durch magische Kräfte existierende Geisterkatze mehr als alles andere, was sie jemals gesehen hatte. Er ist der Tod! Wenn er mich berührt, sterbe ich!
    »He! Was ist das?«, rief von Stein. Er blickte in Watsons Richtung und deutete mit dem Finger auf sie. »Das ist doch diese Katze von Holmes. Schnell, sie darf nicht … «
    Was sie nicht durfte, bekam Watson schon nicht mehr mit, denn wie der Blitz fuhr sie herum und jagte den Gang hinunter. Holmes, wo steckst du? Hilf mir!
    Hinter sich hörte sie, wie die Tür aufgerissen wurde und ein Mann etwas rief, das wie ein italienischer Fluch klang. Die Geisterkatze schoss nach rechts und durch die Wand in eine an den Flur angrenzende Kabine.

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