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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Gutes hatte das Ganze freilich: Ihr blieb der unerfreuliche Kampf mit Carlyles geistigen Schutzmauern erspart. Und dass Emmas fromme Seele von all dem nichts mitbekam, war vermutlich auch nicht das Schlechteste. »Ich werde Signora Potts Bescheid geben. Wann soll sich das Ganze abspielen?«
    »Nach dem Mittagessen«, informierte sie von Stein. »Gehen Sie mit Holmes ein wenig spazieren. Sagen Sie, Sie wollten über die Geschehnisse von gestern reden, wenn Ihnen nichts Besseres einfällt.«
    Die Magieragentin nickte. »Wie Sie wünschen.«
    Lionida verließ die Brücke, um Emma Potts von ihrer neuen Aufgabe zu unterrichten. Die Britin gab sich zwar etwas verwundert, als sie hörte, dass man von ihr erwarte, Randolph Brown trotz seiner Beinverletzung zu einem Ausflug ins Grüne zu überreden, aber sie fügte sich der Anordnung ohne weiteres Nachfragen, sodass es Lionida erfreulicherweise erspart blieb, sie zu belügen. »Es wäre übrigens das Beste, wenn Sie mit Mister Brown innerhalb der Kratergrenzen blieben – nur sicherheitshalber«, fügte sie abschließend noch hinzu.
    »Ich bezweifle ohnehin, dass er viel weiter wird laufen wollen«, entgegnete Potts. »Aber glauben Sie denn, dass noch immer Gefahr durch diese Magiequelle besteht?«
    »Das nicht, aber … « Die Magieragentin stockte kurz. »Nun ja, außerhalb des Kraters werde ich mit Mister Holmes unterwegs sein, und es wäre mir lieber, wenn die beiden nicht merken würden, dass wir sie gleichzeitig ›entführt‹ haben. Sie könnten Verdacht schöpfen, dass etwas vor sich geht.«
    »Na gut, ich werde aufpassen«, versprach Potts. Die unausgesprochene Frage, die dabei nun doch in ihren Augen stand, überging Lionida geflissentlich.
    Nach dem gemeinsam eingenommenen Mittagsmahl, bei dem von Stein verkündete, dass alle nötigen Reparaturen spätestens bis zum morgigen Vormittag abgeschlossen sein würden, erhielt Holmes zu seiner Überraschung von Diodato ein ungewöhnliches Angebot: »Mister Holmes, kann ich Sie dafür gewinnen, mich auf einen Spaziergang nach draußen zu begleiten? Ich würde mich freuen, mich mit Ihnen ein wenig ungestört unterhalten zu können.«
    Der Magier hob die Augenbrauen. »Aber gerne.« Er deutete in einer galanten Geste zur Ausstiegsluke der Gladius Dei . »Tür oder Bombenluke?«
    »Nehmen wir diesmal die Tür«, erwiderte die Magieragentin mit einem Lächeln.
    An Fadenbündeln ließen sie sich zum Krater hinunter. Von unten konnte man gut die Besatzung sehen, die außen an der Hülle des Luftschiffs hing und dort letzte Überprüfungen des Traggaskörpers vornahm. Ein paar Techniker hatten sich in einem behelfsmäßigen Verschlag am Ufer des Kratersees eine kleine Werkstatt eingerichtet und setzten darin soeben einen der Motoren wieder zusammen. Von Stein hatte nicht gelogen. Ihre Abreise rückte in greifbare Nähe.
    Es wird auch Zeit, dachte Holmes. Wir sitzen hier schon viel zu lange fest. Wer weiß, wie weit Wellingtons Pläne unterdessen gediehen sind. Er haderte noch immer mit sich, ob und wem er von seiner und Randolphs Entdeckung in Wellingtons Kabine an Bord der Nautilus erzählen sollte. Gepanzerte Zombiesoldaten, ferngelenkt vom Geist eines kundigen Magieanwenders … Wie krank musste ein Mensch sein, um sich solche Obszönitäten auszudenken? Natürlich würde Wellington seine Schöpfung der Krone als Wunderwaffe präsentieren. Mögliche Opfer, die man verwandeln konnte, gab es viele – Strafgefangene, indische Sklaven, Abschaum von der Straße. Und Wellingtons neue Elite von Kampfmagiern würde diese armen Teufel gemütlich aus der Ferne steuern. Was für eine elegante und zugleich abscheuliche Art der Kriegsführung.
    Eine Hürde war höchstens der Sichtkontakt, den man eigentlich halten musste, um in den Geist eines anderen eindringen zu können. Ein Luftschiff wie dieses hier wäre daher die perfekte Kommandozentrale, dachte Holmes. Und gerade dieser Umstand, dass die Deutschen mit solcherlei Soldaten sogar noch viel mehr anfangen konnten als die Briten, deren Militärballons im Vergleich zur Gladius Dei Kinderspielzeuge waren, hielt Holmes davon ab, zu früh etwas von seinem Wissen preiszugeben. Schließlich sollte den Vorgängen an der Wahren Quelle ein für allemal ein Ende gesetzt werden. Es wäre ja noch schöner, wenn statt der englischen Flagge demnächst die des Kaiserreichs dort im Wind flatterte.
    Einmal mehr beschloss er, sein Wissen noch eine Weile geheim zu halten. Der Gladius Dei konnten diese

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