Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
Holmes’ Arm zurück ins Gras sprang, blickte dieser schnaufend zu Randolph hinüber. »Ich muss meinen Hut vor Ihrer Intuition ziehen, Brown. Sie nannten unsere Gastgeber schon bei unserer Ankunft Hexenjäger. Nun sind sie es wirklich. Und wir zwei gutgläubigen Seelen haben ihnen Carlyle ausgeliefert, auf dass sie ihn auf die Streckbank spannen können. Ich fasse es nicht.«
    »Was dachten Sie, was wir mit ihm machen würden?«, fauchte Diodato. »Rommé spielen?«
    »Mir kam jedenfalls nicht in den Sinn, dass Sie ihm seine Magie entziehen könnten. Es ist eine Sache, einen Gegner einzusperren. Auch einen aufmunternden Klaps, um seine Gesprächsbereitschaft zu erhöhen, will ich durchgehen lassen. Aber ihm seine Magie zu nehmen, überschreitet eine Grenze. Das ist einfach nicht rechtens. Es verstößt gegen jede Regel guten Anstands, die unter Magiern besteht.«
    »Machen Sie die Augen auf!«, rief die Magieragentin. »Wellington und seine Anhänger haben Ihre schönen Anstandsregeln, wie immer sie aussehen mögen, schon längst aufgekündigt. Sie haben Ihren Orden gespalten. Sie morden ohne Skrupel. Und ich will gar nicht wissen, was Carlyle mit Emma Potts und mir angestellt hätte, wenn ich ihn und seine Schergen in London nicht überrascht und mithilfe der Gladius Dei ausgeschaltet hätte.«
    »Ach!« Holmes machte eine wegwerfende Handbewegung und wandte sich ab. »Erzählen Sie mir nichts davon. Ich weiß besser als die meisten Magier des Ordens, wozu Wellington fähig ist. Und dennoch … Wie können wir uns zu dem gleichen barbarischen Verhalten hinreißen lassen? Wir sollten besser sein als er und seine Anhänger. Und genau das werde ich diesen Herren jetzt auch sagen.« Er begann, strammen Schrittes den Kraterhang hinabzumarschieren. Watson trabte treu wie ein Hund neben ihm her.
    »Na, da bin ich dabei«, brummte Randolph. Er hasste Wellington, daran bestand kein Zweifel. Für den Mord an Albert Dunholm und all seine anderen Gräueltaten würde er ihm eigenhändig den Hals umdrehen, wenn er die Gelegenheit dazu bekam. Aber die Inquisitoren des Vatikans, den wirklich radikalen Arm der vatikanischen Magieabwehr, konnte er fast noch weniger ausstehen. Wenn man als Magier einen natürlichen Erzfeind hat, dann ist es ein Inquisitor , hatte Drummond immer gesagt, und Randolph teilte diese Ansicht.
    »Tun Sie das nicht!«, rief Diodato ihnen nach. »Sie machen sich nur unglücklich.«
    »Viel unglücklicher als in diesem Moment kann ich mich gar nicht mehr fühlen, meine Liebe«, erwiderte Holmes, ohne sich umzudrehen. »Und Sie haben nicht geringen Anteil daran«, fügte er leiser hinzu.
    Das konnte sich Randolph angesichts der Umstände, unter denen er Holmes und Diodato angetroffen hatte, lebhaft vorstellen. »Was haben Sie da oben eigentlich getrieben, Holmes?«, wollte er wissen. »Sind Sie sicher, dass Sie nicht im Begriff waren, Ihren professionellen Abstand zu verlieren?«
    »Humbug!« Holmes schnitt eine Grimasse. »Allerhöchstens für einen ganz kurzen Moment.« Er beugte sich hinunter und hob Watson hoch, um sie wieder auf den Arm zu nehmen. »Komm, Watson. Du brauchst nicht die ganze Zeit neben uns herzurennen.«
    Oha , dachte Randolph. Das klingt so, als hätte ihm jemand das Herz gebrochen … Ich weiß schon, warum ich einen ehrlichen Faustkampf allen feinsinnigen Intrigen vorziehe.
    Sie erreichten das Seeufer unterhalb der Gladius Dei , lehnten höflich, aber bestimmt das Angebot eines Luftschiffers ab, sie in einem Korb emporzuziehen, und ließen sich stattdessen von Fadenbündeln in die Höhe tragen. Durch die offen stehende Bombenluke gelangten sie an Bord.
    Kaum, dass sie wieder festen Boden unter den Füßen hatten, sprang Watson von Holmes’ Arm. Sie sind vorne neben der Brücke. Ihr könnt den Raum nicht verfehlen. Aber ich komme nicht mit. Der Magiefresser gefällt mir gar nicht.
    »Keine Sorge, Watson. Wir werden den Herren auch alleine klar machen, was wir von ihrem Vorgehen halten«, versprach Holmes, und Randolph nickte. »Folgen Sie mir, Waffenbruder!«
    Gemeinsam eilten die beiden Männer den Gang hinunter. Vor ihnen sah Randolph bereits besagte Tür, keine zwei Schritte neben dem Aufgang zur Brücke. Er hatte ihr bislang nie besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Sie wurde von zwei grimmig aussehenden deutschen Soldaten bewacht. Einen von ihnen kannte Randolph von ihrem Kampf gegen die Flugechsen.
    »Mein Herr, Sie dürfen nicht durch!«, sagte der Soldat in gebrochenem Englisch

Weitere Kostenlose Bücher