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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Stimme, der in Holmes den Verdacht aufkeimen ließ, dass es im Lager der Deutschen und Italiener zu Streitigkeiten gekommen war. Vielleicht ergab sich hier eine Möglichkeit, Lionida vollständig auf ihre Seite zu ziehen. Da von Stein sich bereits als Befehlsempfänger der Magieragentin erwiesen hatte, musste dieser Wissenschaftler Scarcatore wohl das Problem sein. Diesem allzu unauffälligen Mann im Hintergrund traute Holmes ohnehin nicht über den Weg. »Es ist eine Schande«, sagte er. »Und dann soll unsereiner den Kopf hinhalten, wenn es brenzlig wird.«
    Holmes blieb stehen und ergriff Diodatos Hand. »Lionida, es wird dieser Tage so viel verschleiert und verheimlicht, dass man überhaupt nicht mehr weiß, wem man noch trauen soll. Dabei sind die Fronten so klar. Wellington ist unser aller Feind. Seine Taten bedrohen die schöne Ordnung, die bislang herrschte. Die Wahre Quelle wiederum bringt das Chaos über den Erdball, das hat sie uns bereits zur Genüge bewiesen. Aber wie können wir diese äußeren Feinde bezwingen, wenn es uns nicht mal gelingt, den Feind in unseren eigenen Reihen, das ewige Misstrauen untereinander, zu besiegen?« Er blickte ihr tief in die Augen. »Lassen Sie uns einen Pakt schließen. Lassen Sie uns einander vertrauen, denn ich weiß, dass wir uns in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich sind. Wir beugen uns nicht gerne Obrigkeiten. Wir bevorzugen es, ein eigenes, freies Leben zu führen. Und wir wissen, was richtig und was falsch ist.«
    Über Diodatos Gesicht huschte Überraschung, dann so etwas wie Schuldbewusstsein, verbunden mit einem Anflug von Sehnsucht; aber im nächsten Moment hatte sie sich bereits wieder im Griff. »Jupiter, wenn Sie uns so gut kennen, wie Sie behaupten, dann wissen Sie auch, dass uns das Misstrauen in die Wiege gelegt wurde und wir nur deshalb so lange in dieser gefährlichen Welt überlebt haben, weil wir uns eben niemandem bedingungslos öffnen.«
    »Sie irren sich«, widersprach Holmes. »Ich für meinen Teil bin dazu durchaus bereit. Das hat mir schon einiges an Schmerz bereitet … « Er dachte an seine Beziehung zu Melissa Esperson. »… aber ich habe auch viel Kraft daraus geschöpft.« Er hatte nicht gelogen, als er während ihrer Gefangenschaft an Bord der Nautilus zu Randolph gesagt hatte, er halte diesen für einen wirklich feinen Kerl. Und für Watson würde er durch die Hölle gehen – so wie sie für ihn.
    Diodatos Mundwinkel zuckten. Holmes spürte, dass seine Worte Risse in ihrer inneren Schutzmauer erzeugten. Sie löste ihre Hand aus der seinen, wandte sich halb von ihm ab und floh regelrecht die letzten Schritte bis zum Kraterrand hinauf. Dort blieb sie neben einem mannshohen Felsbrocken stehen und blickte hinunter auf den Ozean. »Ich beneide Sie um Ihren Mut«, sagte sie, ohne ihn anzusehen. »Ich weiß nicht, ob ich ihn aufbringen kann.«
    Holmes folgte ihr und legte ihr sanft die Hand auf die Schulter. »Ich glaube an Sie «, sagte er, und dieses Geständnis erzeugte einen Schub von Wärme in seinem Inneren, den er so nicht beabsichtigt hatte. Aber es war keineswegs ein unangenehmes Gefühl.
    Unerwartet fuhr sie zu ihm herum und schlang die Arme um seinen Hals. Sie zog ihn hinter den Felsbrocken, sodass man sie von der Gladius Dei aus nicht mehr sehen konnte, und barg den Kopf an seiner Schulter. »Dann sind Sie ein besserer Mensch, als ich es bin«, flüsterte sie. »Ich verdiene Ihr Vertrauen nicht, denn meine Absichten Ihnen gegenüber waren alles andere als redlich. Ich wollte mich bei Ihnen einschmeicheln, damit Sie mir verfallen und die Drecksarbeit für mich machen, sollte es an der Wahren Quelle nötig werden.«
    Holmes schluckte. Grundgütiger, jetzt habe ich sie, durchfuhr es ihn. Aber, bei Gott, was für eine Frau liegt mir da in den Armen. Was für eine Frau …
    Er musste sich regelrecht dazu zwingen, ruhig zu wirken, als er der Magieragentin tröstend auf den Rücken klopfte. »Machen Sie sich deswegen keine Vorwürfe. Meine Absichten waren den Ihren keineswegs unähnlich. Ich habe versucht, Sie für mich einzunehmen, um zu verhindern, dass uns von Stein einfach über Bord wirft, wenn er unserer überdrüssig wird. Außerdem habe ich Watson in Ihrem Kopf herumspionieren lassen, als wir uns das erste Mal begegneten.«
    »Ich weiß«, gestand Diodato. »Von Stein hat Ihre Kabine abhören lassen, und ich habe mitbekommen, wie Sie darüber sprachen.«
    Auch wenn sich bei der Vorstellung, dass von Stein sie belauscht hatte,

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