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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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unterschied. Aber dass er anders war, hatte er bereits begriffen. Der Seher nickte ernst. »Ja. Ja, das habe ich, mein Junge. Und nun lauf. Vielleicht treffen wir uns wieder. Dann werden wir über viele Dinge sprechen können. Bis dahin hab keine Angst. Das Haus kann dir nichts mehr tun. Dafür habe ich gesorgt.«
    »Howard, hast du mich nicht gehört?!«, schrie die Mutter des Jungen erbost.
    »Doch, Mutter, ich komme.« Der Junge nickte Wovoka zu. »Auf Wiedersehen, Sir.«
    »Auf Wiedersehen, mein Junge«, verabschiedete sich dieser. Mit ungläubigem Lächeln sah er zu, wie der Knabe zu seiner Mutter eilte, die ihn sogleich rüde bei der Hand packte und mit sich zog. Anschließend drehte er sich um und machte sich auf den Weg zum Bahnhof.
    25. April 1897, 19:14 Uhr GMT (16:14 Uhr Ortszeit)
    Mittelatlantischer Rücken, etwa 1600 Seemeilen vor der afrikanischen Küste
    Schnaufend näherte sich die Nautilus der Wahren Quelle der Magie. Victor Mordred Wellington stand oben auf dem Turm des zu unheimlichem Leben erwachten Tauchboots, hatte die Hände auf das mit Metall verkleidete Fleisch des Leviathans gelegt und blickte zu der felsigen Insel hinüber, die beinahe auf die Minute genau vor einer Woche aus den Wogen des Atlantiks aufgestiegen war. Erst eine Woche ist es her , dachte der neue Erste Lordmagier des Ordens des Silbernen Kreises mit einem Anflug von Ehrfurcht. Und doch hat sich bereits alles verändert.
    Er hatte die alten Hüter der Quelle – Scheusale, die halb Fisch, halb Mensch waren – unterworfen und in seine Dienste gezwungen. Danach war er mit der magisch verwandelten Nautilus , dem Tauchboot seines früheren Geschäftspartners Charles Gordon Bennett, nach London zurückgekehrt, um dort den Umsturz des Ordens herbeizuführen. Ein gutes Drittel der ständigen Ordensmitglieder, also etwa vierzig Männer und Frauen, hatten ihm Gefolgschaft geschworen, die Übrigen hatte Wellington einstweilen einsperren lassen. Ärgerlicherweise war ihm Dunholms ehemaliger Diener Randolph Brown entwischt, und dessen nachfolgender Angriff auf die Untere Guildhall hatte Wellington nicht nur mehr als der Hälfte seiner Gefangenen beraubt, sondern auch dafür gesorgt, dass das geheime Ordenshauptquartier im Herzen Londons für immer aufgegeben werden musste.
    Dieser Rückschlag hatte den Ersten Lordmagier zutiefst verärgert, aber er war dazu übergegangen, es als Prüfung zu verstehen: Nur wenn er bereit war, wirklich alles zu opfern, würde er den Weg zu Ende gehen können, den er eingeschlagen hatte. Doch nun war es bald so weit. Mit ihrer Rückkehr zur Wahren Quelle der Magie würde die letzte Phase seines in jahrelanger Arbeit entwickelten Plans beginnen. Wellington sah ihr mit Spannung entgegen.
    »Mister Hyde-White, sobald wir an Land sind, gehen Sie hinauf zur Quelle und überzeugen sich davon, dass unsere Hüterfreunde vor Ort meinen Anordnungen wie gewünscht Folge geleistet haben.«
    Der furchteinflößende Hüne zu Wellingtons Linker, eine bizarre Verschmelzung von menschlichem Fleisch mit dem glänzenden Stahl eines Panzertauchanzugs, nickte bestätigend. Duncan Hyde-White war von Wellingtons Schüler zu seiner rechten Hand aufgestiegen – oder vielmehr seiner Faust, denn leise Töne durfte man nicht von ihm erwarten. Wo er auftauchte, war die Furcht an seiner Seite. Vor diesem Gefühl waren nicht einmal die Anhänger von Wellingtons Neuem Morgen der Magie gefeit. »Was soll ich mit ihnen machen, wenn sie nicht gehorcht haben?«
    »Statuieren Sie ein Exempel und ermuntern Sie die Übrigen dadurch, sich mit besonderem Eifer an die Arbeit zu machen. Unsere Zeit ist begrenzt, und seit es diesen Störenfrieden Holmes und Brown gelungen ist, aus der Nautilus zu entkommen, womöglich sogar noch mehr.«
    Hyde-White grunzte nur abschätzig. Immerhin war er taktvoll genug, nicht darauf hinzuweisen, dass er persönlich Jupiter Holmes und Randolph Brown am liebsten direkt in der Unteren Guildhall umgebracht hätte. Dann wäre ihnen dieser unerfreuliche Zwischenfall erspart geblieben.
    Wellington vermochte sich immer noch nicht zu erklären, wie den beiden Männern die Flucht gelungen war. Möglicherweise hatte er die Fähigkeiten dieses Exzentrikers Holmes falsch eingeschätzt. Und Brown schien so unverwüstlich zu sein wie eine Schabe, auf die man auch immer zwei- oder dreimal treten musste, bevor sie wirklich aufhörte zu zucken. Zu allem Überfluss hatte es den Anschein, als hätten sich die Magier auf ihrer Flucht

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