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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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ganze Zeit in der Küche gestanden und gekocht haben , fuhr es Jonathan durch den Kopf, als ihr Gastgeber die Tür zur Offiziersmesse aufstieß und sie den reich gedeckten Tisch sahen, der die Mitte des mit allerlei maritimem Zierrat geschmückten Raumes einnahm. Acht Stühle standen um ihn herum, gedeckt war allerdings nur für vier. Zwischen dem offensichtlich kostbaren Geschirr und Besteck fanden sich mehrere Schüsseln und Silberplatten mit dampfenden Speisen unterschiedlichster Art. Es gab gebratenen Fisch, gekochte Muscheln und eine Schüssel mit etwas, das nach einem Salat aus Algen und Garnelen aussah. Aber auch für die Mägen von Landbewohnern verträglichere Gerichte wie Braten, Reis und Porree warteten auf sie. Es duftete so verlockend, dass Jonathan, der seit dem Frühstück in der Herberge von Sunningdale am gestrigen Vormittag keine ordentliche Mahlzeit mehr zu sich genommen hatte, das Wasser im Mund zusammenlief.
    »Bitte setzen Sie sich«, sagte der Holländer mit einladender Geste. Er selbst nahm am Kopfende der Tafel Platz.
    Jonathan, Robert und Kendra folgten der Einladung, und nach einer weiteren höflichen Aufforderung begannen sie, ihre Teller zu füllen.
    »Wo haben Sie all diese Köstlichkeiten her?«, wollte Jonathans Freund wissen. »Man könnte meinen, man befände sich an Bord eines Luxusliners.«
    Der Holländer bedachte ihn mit einem dünnen Lächeln. »Nur weil wir gezwungen sind, unser Leben auf dem Meer zu verbringen, heißt das nicht, dass wir deshalb auf alle Annehmlichkeiten verzichten müssten. Sie wären überrascht, welche Schätze man hier draußen erbeuten kann, wenn man ein wenig erfindungsreich ist.«
    »Wir?«, hakte Jonathan nach. »Sie befinden sich also nicht allein auf dem Schiff?«
    »Das habe ich nie behauptet, Mister Kentham.«
    »Wo ist Ihre Mannschaft? Zum Segeln benötigen Sie sie offensichtlich nicht.«
    Der Holländer nahm einen Bissen Fisch zu sich. »Sie arbeitet«, sagte er dann. »Sie werden sie zu gegebener Zeit kennenlernen.«
    »Sie sagen, dass Sie gezwungen sind, Ihr Leben auf dem Meer zu verbringen«, mischte sich Kendra ein. »Darf ich fragen, wie es dazu kam?« Natürlich hatte Jonathan Robert und ihr in den letzten zwei Stunden die Sage vom Fliegenden Holländer erzählt – zumindest soweit sie ihm nach dem Besuch einer Inszenierung der gleichnamigen Wagner-Oper vor ein paar Jahren noch in Erinnerung war. Aber keiner der drei war bereit zu glauben, dass dieser düstere Mann mit seinem fliegenden Segelschiff tatsächlich die leibhaftige Verkörperung jenes niederländischen Kapitäns war, der, wie es hieß, vor etwa zweihundertfünfzig Jahren nach wochenlang vergeblichem Umschiffen des Kaps der Guten Hoffnung durch lästerliche Reden den Zorn Gottes auf sich geladen hatte und daraufhin dazu verdammt worden war, auf ewig als ruhelose Seele auf den Weltmeeren zu kreuzen.
    »Sie dürfen fragen«, sagte ihr Gastgeber. »Aber nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich Ihnen darauf keine Antwort gebe. Ich pflege mein Leben nicht vor Fremden auszubreiten.«
    Robert warf dem Holländer einen herausfordernden Blick zu. »Warum? Haben Sie etwas zu verbergen?«
    »Ich habe eine ganze Menge zu verbergen«, erwiderte dieser kühl. »Dieses Schiff hier beispielsweise. Sie wollen gar nicht wissen, wie lange man uns gejagt hat.«
    Kauend hob Jonathan die Augenbrauen. »Wer hat Sie gejagt?«, fragte er, nachdem er hinuntergeschluckt hatte.
    Die Miene des Holländers verfinsterte sich. »Die magische Inquisition des Vatikans.«
    »Inquisition?«, echote Robert. »Sie meinen diese Fanatiker, die im Mittelalter Hexen gefoltert und verbrannt haben?«
    Früher hätte Jonathan seinen Freund darauf hingewiesen, dass die Römische Inquisition mitnichten federführend in der Hexenverfolgung gewesen war, sondern dass die von ihm beschriebenen Gräueltaten vor allem auf weltliche Gerichte und die einfache Bevölkerung zurückgegangen waren – und dies auch nicht im Mittelalter, sondern vor allem ab dem späten fünfzehnten Jahrhundert. Heute kam es ihm jedoch nicht mehr so wichtig vor, Robert zu verbessern.
    »Ich meine die Fanatiker, die seit Jahrhunderten Jagd auf alle Magieanwender machen, weil sie dem Irrglauben anhängen, die Magie ließe sich vom Erdball tilgen«, knurrte der Holländer. »Ich meine die Agenten des Officium contra Magiae , die Magieabwehr des Heiligen Stuhls.«
    »Diese Organisation war mir bislang völlig unbekannt«, gestand Jonathan.
    »Dann sind Sie

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