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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Zugang zu Wellingtons provisorischem Arbeitszimmer verschafft – zumindest stand am Morgen nach ihrem Verschwinden eine Whiskeyflasche auf dem Schreibtisch, die der Lordmagier dort nicht hingestellt hatte und die geradezu nach dem Säufer Jupiter Holmes stank. Das einzig Erfreuliche an dieser Angelegenheit war, dass sie nur die eine Hälfte seiner Pläne gesehen hatten. Sein zweites Projekt hatte verschlossen in einer Kiste neben dem Schreibtisch gelegen. Und dieses war gegenwärtig sogar das Wichtigere.
    »Sagen Sie, Hyde-White, wissen Sie, wer aus unseren Reihen die zweite Sphäre der Magie gemeistert hat?«, fragte der Lordmagier.
    Sein Begleiter machte eine nachdenkliche Miene. »Ich bin mir nicht ganz sicher. Ich weiß, dass die junge Miss Hollingworth zur Telepathie imstande ist.«
    »Das Mädchen mit dem dritten Auge … « Wellington nickte gedankenvoll. »Ja, das wäre eine Kandidatin. Wer noch?«
    »Lord Bowminster ist ein leidlich begabter Telepath. Und Mister Hawkridge hat eine gewisse Vergangenheit als Gedankendieb.«
    »Diese Gentlemen wären nicht unbedingt meine erste Wahl gewesen.«
    Hyde-White zuckte mit den stählernen Schultern. »Einige unserer stärksten Verbündeten haben wir in London verloren oder zurückgelassen: Miss McGowan, Mister Carlyle … «
    Der Erste Lordmagier gebot ihm mit einer Geste Einhalt. »Ich weiß, ich weiß. Nun, die Genannten werden ihre Rolle auszufüllen wissen. Lassen Sie sie zu mir schicken, sobald wir angelegt haben.«
    »Was geschieht mit den Gefangenen?«, fragte sein Begleiter.
    »Wir behalten sie hier an Bord«, legte Wellington fest. »Auf der Nautilus sind sie besser aufgehoben als auf der Insel. Sobald wir ihrer bedürfen, werden wir sie holen. Die übrigen Ordensmitglieder können sich frei auf der Insel bewegen, wenn ihnen danach gelüstet. Nur der Quelle sollen sie gegenwärtig fernbleiben. Niemand außer Ihnen, Hyde-White, und den Hütern treibt sich dort oben ohne meine Erlaubnis herum. Die Quelle ist viel zu gefährlich für Leute, die mit ihr nicht umzugehen wissen. Schärfen Sie das allen ein, die den Eindruck erwecken, ihre Neugierde nicht im Zaum halten zu können.«
    »Es wird mir ein Vergnügen sein«, sagte Hyde-White grollend.

kapitel 31:
    auf der reise
    Mein Schiff ist fest, es leidet keinen Schaden. –
    Durch Sturm und bösen Wind verschlagen,
    Irr’ auf den Wassern ich umher; –
    Wie lange? weiss ich kaum zu sagen,
    Schon zähl’ ich nicht die Jahre mehr.
    – Richard Wagner, DER FLIEGENDE HOLLÄNDER ,
1. Akt, 3. Szene
    25. April 1897, 19:30 Uhr GMT
    Atlantik, etwa 50 Seemeilen südwestlich von England
    Jonathan vermochte nicht genau zu sagen, was er auf der Tafel des Holländers erwartet hatte, als dieser Robert, Kendra und ihn zum Abendessen gebeten hatte. Bilder von mit Blut gefüllten Pokalen und in Kristall eingegossenen Seelen von Verdammten hatte sein geistiges Auge ihm sarkastisch vorgegaukelt. Und auch wenn er natürlich wusste, dass das blanker Unsinn war, und er sich für seine ungewöhnlich blühende Fantasie einen Narren schalt, gelang es ihm unter dem Einfluss der auf dem fliegenden Schiff vorherrschenden morbiden Atmosphäre nicht ganz, sein Unbehagen abzustreifen, als sie ihrem Gastgeber durch den schwach beleuchteten Gang zur Offiziersmesse folgten.
    Sie waren jetzt seit ungefähr zwei Stunden unterwegs. Nachdem Jonathan Robert und Kendra an Bord geholt und diese dem Holländer vorgestellt hatte, war selbiger an sein Steuerruder am Heck des Schiffes getreten und hatte den mächtigen Dreimaster unter völliger Missachtung jedweder physikalischer Gesetze rückwärts von der Klippe und zurück in das sie umgebende Nebelmeer sinken lassen. Danach hatte er das Schiff gewendet und mit geblähten Segeln Kurs hinaus auf den weiten Ozean genommen – in Richtung der Wahren Quelle der Magie, wie Jonathan hoffte. Ihm und seinen Gefährten war nicht viel mehr geblieben, als dem Holländer staunend dabei zuzuschauen.
    Im Anschluss daran hatte dieser sie zu ihren Kabinen geführt. Jeder von ihnen besaß eine eigene. Andernorts hätte das als luxuriös gegolten, doch hier herrschte kein Mangel an Platz. Zwar hatte Jonathans geübtes Reporterauge mittlerweile Anzeichen dafür entdeckt, dass sich noch weitere Menschen an Bord befanden, doch groß konnte die Besatzung des Holländers nicht sein, denn gesehen und gehört hatten sie in den letzten zwei Stunden nichts von ihr.
    Was daran gelegen haben mag, dass die Besatzungsmitglieder die

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