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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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große, mit glänzenden Spiegeln versehene Doppeltüren, die den vorherrschenden Prunk noch vervielfachten, standen offen, und Dunholms ehemaliger Sekretär schaute verstohlen in die Räume dahinter, in der Hoffnung, vielleicht einen Blick auf ein Mitglied der Königsfamilie zu erhaschen. Doch der einzige Mann, den er anhand seines prachtvollen Barts zu erkennen glaubte, war der Earl of Lathom, der gegenwärtige Lord-Kammerherr Ihrer Majestät. Dieser war in ein Gespräch mit einigen anderen Angehörigen des königlichen Haushalts vertieft und bemerkte die Besucher gar nicht.
    Nach einer gefühlten kleinen Ewigkeit erreichten sie im zweiten Stock des Palasts eine weitere Doppeltür. Dieser Teil des Monarchensitzes war nicht mehr ganz so prunkvoll hergerichtet wie die Bereiche, die sie bislang durchquert hatten, verströmte aber immer noch die Noblesse eines Stadtdomizils gehobener Klasse. Der Diener klopfte an, öffnete die Tür und trat halb ins Innere, um Cutler, Filby und Peabody anzukündigen. Anschließend schob er die Tür weiter auf und machte Platz, um die drei Männer eintreten zu lassen.
    Der Raum schien eher eine Art repräsentatives Empfangszimmer als ein tatsächliches Arbeitszimmer zu sein, was Cutler nicht wunderte, denn als Königlicher Astronom arbeitete Christie vorwiegend in der Sternwarte in Greenwich. Nichtsdestoweniger zeugten neben einer Sitzecke aus bequemen Polstermöbeln, einer gut mit Spirituosen gefüllten Bar sowie einer Reihe Gemälde, die künstlerische Interpretationen des antiken Tierkreises zeigten, ein penibel aufgeräumter Schreibtisch, zwei Regale mit astronomischen Schriften und ein prächtiger Himmelsglobus auf einem Edelholzständer davon, dass an diesem Ort durchaus Forschung betrieben wurde.
    Ihr Gastgeber, William Henry Mahoney Christie, kam ihnen entgegen. »Willkommen, meine Herren«, begrüßte er die drei Männer und schüttelte ihnen nacheinander die Hand. Cutler, der Christie noch nie zuvor getroffen hatte, bekam sofort den Eindruck, einen Gentleman von vortrefflichem Charakter vor sich zu haben. Das zeigte sich nicht nur an seiner tadellos sitzenden Kleidung – Christie trug ein helles Hemd, eine schwarze Seidenkrawatte und einen dunklen Gehrock – , sondern auch in seinem ganzen sonstigen Erscheinungsbild. Christies kurzes braunes Haar war messerscharf gescheitelt und mit Haarwachs glatt an den Kopf frisiert. Die kräftigen Hände wirkten gepflegt. Nur der Schnurrbart, der seinem jung wirkenden Gesicht wohl Ernst und Würde verleihen sollte, verfehlte seine Wirkung, denn er wurde von dem lebhaften Ausdruck in Christies hellbraunen Augen vollständig unterlaufen.
    Christie entließ den Diener und bat Cutler, Filby und Peabody, sich zu setzen. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Einen Scotch oder einen Brandy vielleicht?«
    »Also, ich wäre einem kleinen Brandy nicht abgeneigt«, bekannte Peabody.
    Cutler hingegen schüttelte den Kopf. »Wir sollten lieber nicht trinken, wenn wir noch eine Audienz bei Ihrer Majestät wünschen.«
    »Sie sind wegen einer Audienz hier?« Christie hob die Augenbrauen. »Es tut mir leid, Gentlemen, aber ich fürchte, das wird nicht möglich sein.«
    »Hören Sie, Sie müssen versuchen, ein gutes Wort für uns einzulegen«, beschwor Cutler den Astronomen. »Ihnen ist bekannt, welcher Vereinigung wir angehören. Daher sollten Sie auch wissen, dass wir niemals grundlos um so einen Gefallen bitten würden. Es ist von höchster Wichtigkeit, dass Ihre Majestät uns anhört. Die Zukunft des Empires, ja vielleicht des ganzen Erdballs hängt davon ab. Wäre Lord Dunholm noch am Leben, würde er keine weniger dramatischen Worte wählen.«
    »Der Erste Lordmagier ist tot?«, fragte Christie erschrocken. »Was ist passiert ?«
    »Ich denke, es würde etwas zu weit gehen, Sie in alle Einzelheiten einzuweihen«, meinte Cutler.
    Christie blickte ihn ernst an. »Und ich denke, dass Sie mir etwas schulden. Ich gehe ein nicht unbeträchtliches Risiko ein, indem ich drei mir fremde Männer … « Er blickte kurz zu Filby hinüber. »Verzeihung, Professor – also, zwei mir fremde Männer nur auf ihr Wort, im Dienste Albert Dunholms unterwegs zu sein, in den Buckingham Palace einlasse.«
    »Warum haben Sie uns dann eingelassen?«, wollte Peabody wissen.
    Der Astronom wandte sich dem Anwalt zu. »Weil mir zu Ohren kam, dass unterhalb der Guildhall ein eigentümlich leeres Labyrinth aus Kammern und Gängen gefunden wurde, und mir daraufhin sofort

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