Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
Vom Netzwerk:
glitzerndem Licht vor ihren Augen.
    Erneut griffen kräftige Hände nach ihr, diesmal fest entschlossen, sie nicht noch einmal entwischen zu lassen. »Alles wird gut, Hoheit«, versprach ihr eine dunkle Männerstimme. »Verzweifeln Sie nicht.«
    Was weißt du denn, du Narr? , dachte Feodora stumm. Auf einmal verließ sie alle Kraft, und sie spürte, dass sie keinen weiteren Widerstand mehr leisten konnte. Doktor Meinhardt würde ohnehin keine Ruhe geben. Er diente ihrer Großmutter gut, und die hatte ihm befohlen, sich um Feodora zu kümmern.
    Feodoras Blick fiel nach draußen, und sie sah, wie drei Männer in dunklen Anzügen und mit Zylindern auf dem Kopf hinter einem Diener her den Weg vom Tor kommend auf den Nebeneingang des Buckingham Palace zuspazierten. Ihre Sicht flackerte, und die junge Frau versteifte sich vor Überraschung.
    »Halten Sie sie bitte gut fest, damit ich ihr die Spritze geben kann«, sagte Doktor Meinhardt in ihrem Rücken.
    Sie wandte den Kopf und schaute zu ihm hinüber. »Nein, das ist nicht nötig.« Sie ließ sich schwer in die Arme des Dieners sinken, ein Anfall von Schwäche, den sie nicht einmal vorspielen musste. »Bitte verzeihen Sie mein Verhalten. Ich nehme die Medizin.« Alles, nur keine Spritze. Danach würde sie für Stunden schlafen wie ein Stein. Aber sie durfte jetzt nicht schlafen!
    Der grauhaarige Arzt runzelte die Stirn, doch er nickte und steckte das bereits ausgepackte Spritzenbesteck wieder in seine Tasche zurück. Erneut holte er die Flasche mit der grünlichen Flüssigkeit hervor und füllte einen Messingbecher voll davon ab. Er hielt den Becher an Feodoras Lippen, und gehorsam öffnete sie den Mund, um die bitter schmeckende Medizin einzunehmen. Ihr war klar, dass sie sie nicht heilen konnte. Aber zumindest nahm sie den Schmerz und linderte die Krämpfe.
    »So ist es gut, Hoheit«, sagte Meinhardt. »Warum nicht gleich so?« Er schenkte ihr ein zufriedenes Lächeln. »Und jetzt ruhen Sie sich noch ein wenig aus. Mina, bringen Sie sie bitte auf ihre Gemächer. Sie soll sich ein wenig hinlegen.«
    Die Zofe neigte gehorsam den Kopf. »Sehr wohl, Herr Doktor.«
    Widerstandslos ließ Feodora zu, dass ihre Begleiterin sie am Arm nahm und stützte, während sie sie vom Fenster fortführte, wo die drei Männer soeben außer Sicht verschwanden. Feodora spürte bereits, dass die Medizin zu wirken begann. Der stechende Kopfschmerz ließ nach und eine sanfte Taubheit breitete sich in ihrem Inneren aus. Auch ihre Glieder zitterten weniger, und das Funkeln und Glitzern vor ihren Augen verblasste. Doch obwohl alle Spannung von ihrem Körper abfiel, rasten ihre Gedanken. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie eine Spur! Zum ersten Mal bestand die Möglichkeit, Antworten auf all ihre Fragen zu bekommen. Sie musste unbedingt herausfinden, wer diese drei Männer gewesen waren – diese drei Männer, deren Körper ebenso leuchteten wie der ihre …
    26. April 1897, 10:02 Uhr GMT
    England, London, Buckingham Palace
    Dem Diener nachgehend, schritten Cutler, Filby und Peabody auf das gewaltige Bauwerk des Buckingham Palace zu. Über einige mit rotem Teppich ausgelegte Stufen erreichten sie den rechten Seiteneingang des vorderen Palastflügels und traten ins Innere.
    Es war das erste Mal, dass Cutler den Sitz der britischen Königsfamilie besuchte, und obwohl er sich Mühe gab, äußerlich ruhig und unbeeindruckt zu wirken, gelang es ihm nicht ganz, seine Augen von der prächtigen Innenarchitektur abzuwenden. Burgunderrote Teppiche lagen in den breiten und eindrucksvoll hohen Korridoren, durch die sie geführt wurden. Blank polierte Marmorsäulen mit bronzefarbenen korinthischen Kapitellen standen aufrecht wie stumme Gardesoldaten entlang der ebenfalls reich mit Bronzeelementen verzierten Wände. Und überall fanden sich übermannsgroße Ölgemälde, bauchige chinesische Vasen, kunstfertig gearbeitete Sitzmöbel und elegante Statuen, die als Zierrat leere Wandbereiche bedeckten, Nischen ausfüllten oder einfach nur im Raum standen.
    Zahlreiche livrierte Diener und Hausmädchen begegneten ihnen auf ihrem Weg. Aber niemand schenkte den drei Gästen mehr als nur einen beiläufigen Blick. Es kam natürlich häufiger vor, dass jemand innerhalb der Palastmauern Besuch aus der Stadt empfing.
    Über einen hellen Treppenaufgang erreichten sie den ersten Stock. Wenn Cutler sich nicht täuschte, mussten sie mittlerweile vom linken Palastflügel ins rückwärtige Haupthaus gewechselt sein. Mehrere

Weitere Kostenlose Bücher