Magierkrieg - Mithgar 07
schließlich.
Einige Augenblicke passierte gar nichts, und Tipperton hörte nur das Schlagen seines eigenen Herzens. Doch dann …
»Yaaa!«, brüllte Bekki, und Holz splitterte.
Tipperton spannte den Bogen, und Beau wirbelte seine Schleuder herum.
Schreie ertönten aus der Herberge, dann flog die Vordertür auf und Tipperton zielte …
»Halt!«, schrie Phais. »Das sind Frauen!«
Es waren zwei, die die Treppe hinunterflohen, und ihnen folgte ein Mann mit einem Zapfhammer in der Hand, der ihre Flucht deckte.
Tipperton entspannte den Bogen und trat vor die fliehenden Frauen. Beau kam neben ihn.
»Rutcha!«, gellte eine der Frauen und bog trotz ihrer Leibesfülle scharf nach links ab. Die andere folgte ihr, aber sie rannten gezielt auf Phais zu, die ebenfalls vorgetreten war.
»Drôkh!«, kreischte die korpulente Frau, drehte sich erneut herum und rannte auf die Pferde zu. Im nächsten Augenblick schrie sie: »Hèlrösser!«, wandte sich auf der Stelle herum und stürmte zur Herberge zurück. Die andere Frau war ihr dabei auf den Fersen geblieben und hatte kaum eine Handbreit Abstand gehalten.
Beau fiel vor Lachen in den Schnee.
»Wir dachten, Ihr wärt der Feind«, sagte der Wirt, ein massiger Mann, während er noch ein Bier zapfte.
»Was wir auch von euch gedacht haben«, knurrte Bekki. »Eine verrammelte Herberge gibt Grund zum Argwohn. Sie hätte voller Grg sein können.«
Der Wirt nickte. »Die Straßen waren gesperrt. Es sind wirklich schwere Zeiten.«
»Aye«, bestätigte Bekki und warf ein paar Kupfermünzen auf den Tresen. »Das sollte genug für deine Hintertür sein.«
In dem flackernden Licht einer Kerze warf der Wirt einen Blick auf die Münzen und schob sie dann in seine Schürzentasche. »Das ist es.«
»Tut mir leid, dass ich über Eure Frau und Eure Tochter gelacht habe«, meinte Beau. »Sie müssen schreckliche Angst gehabt haben.«
»Aye«, gab der Mann zu. »Wie wir alle. Aber Ihr solltet Euch bei ihnen entschuldigen, nicht bei mir.«
In diesem Moment kamen die beiden Frauen aus der Küche. Sie trugen Platten und Schüsseln, Löffel und Messer, und dazu eine kalte Rinderkeule, zwei Leib Brote und eine Rübensuppe mit Zwiebeln. »Tut mir leid, aber alles ist kalt«, sagte die Frau. »Wir haben heute Abend kein Feuer angezündet. Man könnte es sehen, obwohl die Vorhänge zugezogen sind.«
»Aber es ist Winter«, meinte Tipperton. »Ihr braucht doch sicher ein Feuer, um Euch zu wärmen.«
»Nur am Tag, Herr«, erwiderte die Tochter.
»Und dann auch nur ein kleines, damit es nicht so stark qualmt«, sagte der Wirt. »Wir kauern uns um den Kamin und wärmen uns für die Nacht. Das ist kein gutes Leben.«
»Wir überlegen, ob wir die Herberge aufgeben, wisst Ihr.« Die Frau hatte ein großes, rotes Gesicht und rotblondes Haar. »Die anderen Nachbarn an der Straße sind alle weggezogen, und es kommen auch keine Reisenden mehr her, obwohl im Winter ohnehin nie viele kamen. Ihr seid die Ersten, die wir seit Wochen gesehen haben.«
»Wohin wollt Ihr gehen?«, fragte Tipperton und riss sich ein Stück Brot ab.
»Wir haben Verwandte in Dael, die uns aufnehmen, bis das alles vorbei ist.«
»Meiner Seel«, stieß Beau hervor. »Meiner Treu.«
»Dann haben wir schlechte Nachrichten für Euch, fürchte ich«, sagte Phais seufzend.
»Schlechte Nachrichten?« Die Tochter war ein schlankes Spiegelbild ihrer Mutter und sah ihre Eltern besorgt an. »Für uns?«
»Aye«, meinte Phais. »Und es gibt keine schonende Art, es Euch zu sagen.«
»Dann sagt es einfach«, schlug der Wirt vor und packte die Hand seiner Frau.
»Dael wurde zerstört«, sagte Phais. »Von einem Drachen und Feuer und einem Wintersturm.«
»Meine Schwester«, stieß die Frau heraus und sah sie flehentlich an.
»Es gab keine Überlebenden«, erklärte Phais.
Bekki knurrte zwar, sagte aber nichts.
Die Frau weinte lautlos.
Am zwölften Tag, nachdem sie Bridgeton verlassen hatten, ritten sie einen langen Hang zu einigen niedrigen Hügeln hinauf und überquerten spät am nächsten Tag einen Bergrücken, das Rimmen-Gebirge im Norden und das Skarpal-Massiv im Süden. Es war der fünfzehnte Tag des Januar, als sie Garia und die ausgedehnten Ebenen des Landes erreichten. Endlich hatten sie die Berge überwunden, die zwischen ihnen und ihrem Ziel gestanden hatten. Also bogen sie nach Norden ab, und jeder der fünf Gefährten lächelte, denn von hier aus waren es nur noch zweihundertachtzig Meilen geradewegs über
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