Magierkrieg - Mithgar 07
Tee mitnahmen. »Es wird kalt werden, Wurro«, erklärte er Tipperton, »und ein heißes Getränk wird uns nur recht sein, sowohl am Morgen als auch am Abend. Und in der Nacht.«
»Vorausgesetzt«, wandte Tipperton ein, »wir können Feuer machen.«
»Ach, Tip, du glaubst doch nicht, dass der ganze Weg bis Dendor voller Rûchs ist?«
Tipperton schlang seinem Freund den Arm um die Schulter. »Ich weiß es nicht sicher, aber wir nehmen den Tee trotzdem mit.«
Und so entspannten sich die Gefährten zwei Tage lang, und tanzten und sangen und tranken und aßen … und bereiteten sich darauf vor, ihre Reise fortzusetzen, eine lange Reise, denn an einem Band, das einer von ihnen um seinen schlanken Hals trug, hing eine Zinnmünze, die jemand abliefern und somit das Versprechen erfüllen wollte, das er einem Mann gegeben hatte, der schon lange tot war.
Am dritten Morgen nachdem die Verbündeten Bridgeton verlassen hatten, brachen auch Tipperton, Beau, Phais, Loric und Bekki auf. Sie ritten nach Osten über die Steinbrücke, die den Eisenwasser überquerte, der in dem kalten Winter zugefroren war. Sie folgten der Überlandstraße, auf der sie bleiben wollten, bis sie die Bresche erreichten, wo Riamon endete und Garia begann. Dann würden sie sich nach Norden wenden, nach einigen Tagen den Kristallfluss überqueren und endlich ihren Fuß nach Aven setzen. Selbst dann mussten sie jedoch noch mehrere Werst durch das Land reisen, um den Hof von König Agron zu erreichen. Es war insgesamt eine Strecke von mehr als fünfhundertzwanzig Meilen von den Mauern von Bridgeton in Riamon bis zu den Wällen von Dendor in Aven.
Beau stöhnte, als er hörte, wie weit das noch war, aber er deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Und wenn schon, Wurro«, sagte er. »Wir hatten wenigstens unser Bad und den Glühwein. Und sag selbst: Hat es nicht viel Spaß gemacht zu singen?«
»Vergiss die warmen Mahlzeiten und die weichen Betten nicht, Beau. Ich denke, dass wir beides längere Zeit nicht mehr sehen werden … vielleicht sogar nicht, bevor wir Dendor erreichen.«
»Wie viele Tage wird das dauern, was glaubst du?«
»Fünfundzwanzig oder dreißig, wenn nichts schiefgeht.«
Beau stöhnte. »O nein, ein ganzer Monat?«
»Wahrscheinlich«, grollte Bekki, der neben ihnen ritt. »Aber wir kommen unterwegs an Städten vorbei. Falls sie noch stehen …«
»Bekki!« Beau streckte seine behandschuhte Hand aus. »Red nicht von Städten an unserer Strecke. Ich meine, kaum redet man davon, schon stößt ihnen etwas Schreckliches zu.«
Loric ritt vorweg und drehte sich jetzt um. »Glaubt Ihr, dass es Unglück bringt, wenn man nur davon spricht?«
»Das kann man nie wissen«, erwiderte Beau. »Alles ist irgendwie miteinander verwoben, und ich möchte das Schicksal nicht herausfordern.«
Bekki schnaubte, sagte aber nichts.
Tipperton seufzte und sah Beau an. »Manchmal wünschte ich mir wirklich, Beau, ich hätte dir nichts von Steinen und Wellen in Tümpeln erzählt.«
Phais, die vorn neben Loric ritt, lachte, aber Beau reckte trotzig das Kinn vor. »Na ja, das ist es eben … alles miteinander verwoben, meine ich.«
»Gutes und Schlechtes, Beau!«, rief Phais von vorn. »Gutes und Schlechtes gleichermaßen.«
Beau runzelte die Stirn und sah Tipperton fragend an, der die Hände hob.
»Ich glaube, sie meint, dass du nur daran denkst, dass schlechte Dinge auch Schlechtes erzeugen«, erklärte Tipperton. »Aber Gutes bringt auch Gutes.«
Beau kniff die Augen zusammen. »Sicher, aber wenn Gutes Gutes erzeugt, und Schlechtes Schlechtes, heißt das auch, dass Gutes manchmal Schlechtes hervorbringt? Ha, natürlich! Genauso, wie Schlechtes Gutes bewirken kann!«
»Passt auf, mein Freund!«, rief Phais. »Denn Ihr befindet Euch jetzt auf einem schlüpfrigen Hang, der Euch vielleicht zu dem Schluss führt, dass ein gutes Ende selbst die gemeinsten Mittel heiligt.«
»Aber, nein, das würde ich niemals behaupten!«, protestierte Beau.
Bekki sah ihn an. »Das würde die Ehre niemals erlauben.«
»Allerdings«, erklärte Beau. »Ganz genau.«
So ritten sie weiter auf der Überlandstraße.
Auf ihrem Weg nach Osten lag das Rimmen-Gebirge in einem Bogen weit entfernt zu ihrer Linken, während ihre Pferde eine eisige Meile nach der anderen hinter sich ließen. Sie ritten tagsüber und übernachteten in Scheunen oder unter freiem Himmel. Die Herbergen am Weg waren entweder niedergebrannt oder aber aufgegeben worden.
In Letzteren
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