Magierkrieg - Mithgar 07
sich trugen. Bekki hatte ihre Habseligkeiten aus ihrem aufgegebenen Lager auf dem südlichen Hügelkamm geholt. Als er damit zurückgekehrt war, hatte Tipperton zuerst seine wundervolle Elfenlaute untersucht. Sie hatte keinen Schaden genommen und war trotz der Kälte sogar noch gestimmt. Jetzt jedoch stellte er das Instrument vorerst zur Seite und trat mit den anderen in den großen Thronsaal.
Der große Raum war von Menschen, Zwergen und anderen bevölkert, die auf den König warteten. Das Rauschen ihrer Unterhaltungen brandete den Gefährten entgegen, als sie hereinkamen.
»Adon, ich kann kaum meine Gedanken hören!«, rief Beau, als sie sich unter die Anwesenden mischten.
Tipperton und Beau drängten sich durch die Menge und fanden sich schließlich bei den Magiern wieder, die in prachtvoll fließende Roben gekleidet waren.
Beau sah zu Letha hoch: »Sagt!« Er musste schreien, damit sie ihn hörte, »könnt Ihr mir diesen Trick beibringen? Ich meine den, wie Ihr die Blutungen stoppt. Das wäre für mich als Heiler wirklich sehr nützlich.«
Letha richtete den Blick ihrer braunen Augen auf den Bokker und antwortete ebenfalls schreiend: »Ich fürchte, Ihr würdet nicht nur eine lange Ausbildung dafür benötigen, sondern auch eine Spur von wilder Magie in Euch.«
»Wilder Magie?«
Letha strich sich eine braune Haarsträhne aus dem Gesicht, bückte sich und flüsterte ihm dann ins Ohr. »Aye, es sei denn, Ihr könntet das FEUER sehen.«
»O nein«, stöhnte Beau. »FEUER. Davon habe ich schon gehört. Delgar hat es mir erzählt.«
»Delgar?«
Beau nickte. »Ein Magier.«
»Oh, ich weiß, wer Delgar ist. Ich habe mich nur gefragt, wo Ihr ihm begegnet sein könntet.«
»In den Waldsenken. Er ist dort vorbeigekommen, als ich noch ein Grünschnabel war. Ich bin damals etwa zwölf Jahre alt gewesen, das heißt also vor ungefähr elf Jahren. Er hat mir ein Buch über Kräuter, Arzneien und Heilpflanzen und Heilmittel und dergleichen geschenkt und mich an einen Heiler in den Weidenhöhen vermittelt. Sagt, kennt Ihr ihn?«
»Allerdings«, erwiderte Letha. »Er ist mein Vater.«
»Meiner Treu!«, stieß Beau hervor.
Im selben Augenblick knallte der Stab des Haushofmeisters dreimal auf den Marmorboden und eine laute Stimme übertönte das Gemurmel der Versammelten. »Meine Lords und Ladys und Ehrengäste, kniet nieder vor König Agron, Sohn des Morgon und Vater des gefallenen Dular.«
Stille kehrte ein, die Menge bildete in der Mitte des Saales eine Gasse und versperrte so dem Wurrling vollkommen die Sicht. Und alle Versammelten bis auf Phais und Loric und den DelfHerrn Valk gingen auf die Knie, während die Ladys in Hofknicksen versanken.
König Agron schritt, ganz in Rot gekleidet, mit einem schwarzen Seidenband um sein linkes Handgelenk, durch die Gasse zu seinem Thron. Beau kniete neben Tipperton und versuchte, einen Blick an den Männern, Frauen und Zwergen vorbei auf den König zu erhaschen. »Ich kann hier nicht das Geringste sehen«, murmelte er seinem Freund zu. »Du?«
»Ich sehe gar nichts«, flüsterte Tipperton. »Wie damals, als wir den Gargon verfolgten. Ich habe da auch nichts gesehen, weil mir diese Lulatsche die Sicht blockiert haben.«
»Sie sollten uns nach vorn lassen, oder uns wenigstens erlauben zu stehen, oder uns etwas geben, damit wir auf Augenhöhe mit den anderen sind«, murrte Beau.
Tipperton zuckte nur die Achseln.
Sie hörten, wie Agron von seinem Thron herunterrief: »Mylords, Myladys und geehrte Gäste, bitte erhebt Euch.«
Als alle standen, murmelte Beau: »Komm, lass uns irgendwohin gehen, wo wir etwas erleben können.« Tipperton und er sahen sich nach einer Möglichkeit um, sich durch diese Phalanx aus Leibern zu winden.
»Wir haben uns hier versammelt, um unseren Sieg über die Mächte der Finsternis zu feiern«, begann König Agron.
Beau kam nicht weiter, ließ sich schließlich auf alle viere fallen und krabbelte mit Tipperton auf den Fersen zwischen den blank gewichsten Stiefeln und den Säumen der weiten Röcke hindurch, die sich mit den Unterröcken und Reifen blähten. Die Leute blickten konsterniert herunter, machten jedoch Platz, als die beiden Wurrlinge vorbeikrochen.
»… der ohne die Hilfe von DelfHerrn Valk und seiner Legion nahezu unmöglich gewesen wäre …«, fuhr Agron fort, während die Bokker weiterkrabbelten und sich allmählich dem Mittelgang näherten. Aber auch dort war kein Platz, weil die Lords, Ladys und Krieger ebenfalls genau dahin
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