Magierlicht (Mithgar 08)
Beau mir alles über sie erzählt hat … meiner Treu! … Ich hätte nicht erwartet, dass sie so … gewaltig sind.«
Dalavar lachte. »Gewaltig, das sind sie fürwahr, wenngleich auch sanft zu Freunden.«
»Das hoffe ich doch sehr«, erwiderte Linnet. »Denn sie sehen aus, als könnten sie mich mit einem Haps verschlingen.«
Als Dalavar lachte, drehte sich Beau herum und zog Linnet mit zu Schimmer.
Tipperton sah zu dem Wolfsmagier hoch. »Ich bin froh, dass Ihr hier seid, denn wir können alle Hilfe benötigen, die wir brauchen. Ihr seid doch gekommen, um zu helfen, oder?«
»Ich kam, um Hochkönig Blaine meine Hilfe anzubieten. Vielleicht kann er sie gut gebrauchen, denn der scharfe Wind, der aus Garia um dieses Heer weht, trägt den widerlichen Ruch des mörderischen Modru mit sich.«
Tippertons Miene wurde lang. »Himmel, genau wie wir vermutet haben.«
Nach einer rastlosen Nacht kam der kühle Morgen. Der Himmel war noch immer ein bleiernes Leichentuch, das gemächlich nach Westen zog. Tipperton erwachte stöhnend aus seinem unruhigen Schlummer, und auch Rynna regte sich. Tipperton blickte zu dem grauen Himmel über sich, ließ sich auf die Schlafrolle zurücksinken, vergrub sein Gesicht in der Decke und nuschelte mit gedämpfter Stimme: »Ach, ich wünschte, wir würden wieder die Sonne sehen.«
»Was?«, murmelte Rynna.
Tipperton stützte sich auf die Ellbogen. »Die Sonne. Ich möchte die Sonne sehen.«
Rynna öffnete die Augen, sah den grauen Himmel und schloss sie wieder.
»Wie lange ertragen wir jetzt schon diese graue Bewölkung, Liebste?«, fragte Tipperton. »Zwölf, dreizehn Tage?«
Wieder schlug Rynna die Augen auf. »Seit wir in Adeo angelegt haben.«
»Das ist Modrus Werk«, meinte Tipperton und rollte sich auf die Seite. »Jedenfalls sagt das Dalavar.«
»Ich habe ihn gesehen, weißt du«, sagte Rynna, »ihn und die Silberwölfe. Er kam den Hang herunter, als wir nach dem Rat hinaufgegangen sind.«
Tipperton nickte. »Er ist zu Blaine gegangen.«
Jetzt setzte sich Rynna auf. »Weiß er sicher, dass Modru hinter diesem Wetter steckt? Farrin wusste zwar, dass dieser Wind keinen natürlichen Ursprung hat, sondern von Magie erzeugt wurde. Aber er konnte darin nicht Modrus Werk erkennen, weil er ihm noch nie begegnet ist.«
»Ich glaube schon«, antwortete Tipperton. »Beau sagte, dass Dalavar in der Vergangenheit bereits mit Modru aneinandergeraten ist. Außerdem ist er Modru wohl in Gron erneut gegenübergetreten. Also sollte Dalavar diesen widerlichen Gestank doch erkennen.«
Eine nach Schwefel stinkende Wolke wehte über sie hinweg. Rynna verzog die Nase. »Vielleicht stinkt Modrus Ruch ja ein bisschen so wie Hèlofen.«
Tipperton lachte und stand auf. »Da wir gerade von Hèlofen reden. Was hältst du davon, wenn wir nach dem Frühstück unsere Ponys versorgen und dann den Hang hinab zur Legion reiten? Ich würde mir gern unser mögliches nächstes Schlachtfeld genauer ansehen. Bis jetzt war ich noch nie dort, weißt du.«
Rynna nickte und grinste. »Lass uns mit der ganzen Armee der Wurrlinge hinabreiten.«
Sie ritten bis zur Mitte des Hangs hinunter und überließen es ihren Ponys, den Weg zu suchen, da ihre Blicke von dem gebannt waren, was sich vor ihnen ausbreitete: der Grund von Hèlofen, ein wahrlich beeindruckender Anblick.
Der gewaltige, gähnende Schlund war von steilen, mehr als dreihundert Meter hohen, blanken Felswänden umringt. Eine Dreiviertelmeile rechts von ihnen erhob sich der Schildwall, dessen Stein dunkler und noch steiler war und tief unten in der Finsternis verschwand. Nach Osten war das Ende dieses mächtigen Abgrundes von diesem Punkt aus nur knapp zehn Meilen entfernt. Der Schlund breitete sich mehrere Werst weit nach links aus, fast dreißig Meilen, und behielt diese Breite auch beinahe bis zum anderen Ende des Schlundes, das mehr als vierzig Werst entfernt lag. Wo sich der Abgrund weitete, reichte er fast eine Meile in die Tiefe, bis zu seinem Ende an manchen Stellen sogar noch tiefer. Aber hier – nahe des Schildwalles – verengte er sich von dreißig Meilen auf zehn, und der Boden war nur knapp dreihundert Meter entfernt. »Irgendwie ähnelt es einer Flasche«, sagte Beau, »und wir stecken hier in ihrem Hals fest.«
Unter sich sahen sie nur eine Ödnis. Der Boden war heiß, wie gebacken und rissig. Viele Werst lang lagen schwarze Steine in gewaltigen Geröllhaufen auf dem Boden. Unter diesen schwarzen Steinen stiegen weiße Gase
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