Magierlicht (Mithgar 08)
empor, vielleicht sogar kochender Dampf, die aus Löchern im Boden drangen, und weiter links spie der Grund in unregelmäßigen Abständen aus einem langen Spalt über der braunen Ebene ein gelbliches Gas aus. Dunkler Rauch quoll an der gegenüberliegenden Seite aus einem konischen Aschehaufen empor, und hier und da blubberten auf der zerstörten Erde schwarze Becken, als wäre der Boden selbst mit offenen Geschwüren infiziert, aus denen schwarzer Eiter drang.
»Was für ein grauenvoller Ort«, entfuhr es Dinly. »Kein Wunder, dass man ihn Hèlofen nennt!«
Sie ritten weiter den Hang hinab, bis sie schließlich das Heer erreichten, das quer über der breiten, unebenen Rampe stand. Der Boden unter ihren Füßen war steinig und öde, die Seiten des Hangs fielen steil ab. Sie marschierten weiter über diese mehr oder weniger ebene Stelle, durch die Reihen der Krieger hindurch, und erreichten schließlich das andere Ende. Dort senkte sich der Hang wieder steiler ab, und eine Meile weiter entfernt am Fuß dieser breiten, steinigen Rampe hatte sich der Feind aufgestellt.
Die Wurrlinge zügelten ihre Ponys und stiegen ab. Dann traten sie vor, um besser sehen zu können, und fanden sich neben Gildor und Vanidor wieder. Die Lian-Zwillinge starrten ebenfalls auf die Reihen des Feindes hinunter. Neben ihnen stand Bekki. Auch der DelfHerr musterte finster seinen Gegner.
»Ganz schön viele, was, Tipperton?«, meinte Vandior.
»Wie viele sind es etwa, was schätzt Ihr?«, wollte Tipperton wissen.
»Zwischen sechzig- und siebzigtausend«, erwiderte Vanidor. »Jedenfalls vermuten wir das.«
Gildor und Bekki nickten zustimmend.
Rynna seufzte. »Dann sind wir immer noch in der Unterzahl, denn beim Kriegsrat gestern Abend haben wir eine Zählung durchgeführt. Die Zahl unserer Krieger, die gesund und kampfbereit sind, beläuft sich nur auf siebenundfünfzigtausend.«
»Pah«, erwiderte Bekki wegwerfend. »In der Unterzahl oder nicht, wir werden sie trotzdem besiegen.«
»Seid da nicht zu sicher, Lord Bekki«, wandte Gildor ein. »Sie sind ein erbitterter Feind.«
Ein besorgter Ausdruck flog über Beaus Miene. »Lord Gildor hat recht, mein Freund. Denn wir haben hohe Verluste erlitten. Bei dem Kampf am Rand des Schlundes sind fast dreitausend gefallen, siebentausend weitere wurden schwer verletzt, siebentausend, die nicht so bald wieder in den Kampf ziehen können.«
Bekki schüttelte den Kopf. »Der feige Feind ist aber auch nicht unbeschadet davongekommen. Denn die Châkka haben letzte Nacht zwölf-, fast dreizehntausend ihrer Kadaver über den Rand in den Abgrund geworfen.«
Bestürzung malte sich auf Rynnas Miene ab. »Ihr habt sie über den Rand geworfen?«
»Aye«, erklärte Bekki. »Auf meinen Befehl hin und auf den der DelfHerrn Volki, Okar und Valk wurden sie hinabgeschleudert. Pah, sage ich. Anders als viele, gegen die wir in der Vergangenheit gefochten haben, haben sie die Ehre eines Feuer- oder Steinbegräbnisses nicht verdient.«
»Aber sie über den Rand zu werfen …«
»Keine Sorge, Lady, die meisten waren bereits tot, als sie hinabflogen.«
Rynna schüttelte bekümmert den Kopf, doch ihr Blick richtete sich unwillkürlich wieder auf das Heer im Schlund hinab.
»Wird der König ihnen erneut die Möglichkeit einer Kapitulation anbieten?«, wollte Tipperton wissen.
Als Bekki missbilligend schnaubte, antwortete Rynna: »Er will es gegen Mittag tun.«
»Dann haben wir ja noch Zeit, uns das Gelände anzusehen, nur für den Fall, dass …«
Ein Hornsignal vom Grund des Schlundes unterbrach ihn.
»Seht!« Beau streckte die Hand aus.
Die Reihen der Vorhut des Feindes teilten sich, und eine große Gruppe machte sich auf den Weg den Hang hinauf. An ihrer Spitze marschierte ein Krieger der Chabbaner, der eine graue Parlamentärsfahne in der Hand trug, flankiert von anderen Chabbanern. Insgesamt waren es einundzwanzig Krieger. Ihnen folgten etwa dreißig Reiter, Kistaner, Hyrinianier, Jûngarier und eine Gruppe von etwa zwanzig Fäusten von Rakka, die zu Fuß hinter ihnen hergingen. In der Mitte dieser Abordnung ritt Lord Tain mit dem Kadaver seiner Tochter Jolet im Arm.
Sie kamen eine halbe Meile den Hang hinauf, und blieben auf einer der ebenen Abschnitte stehen. Dort pflanzten sie die graue Fahne in den Boden und bliesen erneut das Hornsignal.
Der Astralkörper war gekommen, um zu verhandeln.
»Mylord Hochkönig, ich sage, hütet Euch vor Verrat!«, erklärte DelfHerr Bekki, noch während er sich
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