Magierlicht (Mithgar 08)
entzünden!«, rief er Beau zu.
Beau nickte, antwortete jedoch nicht, während er sauberes Tuch ausrollte und darauf Güldminze, Bandagen und einen Becher stellte. Seinen Wasserschlauch legte er ebenfalls griffbereit neben sich. Dann sah er sich in der Nische um, sammelte Tippertons Habseligkeiten ein, Satteltaschen, Laute, Bogen und den Köcher mit Pfeilen. Alles das legte er ebenfalls neben sich. Er sah auch Tippertons Becher, der in einem kleinen Spalt stand. Der Behälter war fast voll, während sich oberhalb an dem Stein ein kleiner Tropfen bildete.
Wenigstens hattest du Wasser, Wurm, obwohl nur sehr wenig, wie es aussieht.
Der Tropfen fiel herunter.
Beau seufzte und drehte sich in dem Augenblick herum, als Strahl in die kleine Nische kam und sich neben Tipperton legte.
»Stört dich der Gestank nicht, Mädchen?«, erkundigte sich Beau.
Die Wölfin reagierte nicht.
Beau schüttelte den Kopf und sah zu Dalavar hinüber, der immer noch den Schnee von dem Höhleneingang entfernte. »Sagt, Dalavar!«, rief Beau. »Wie hat Graulicht diese Höhle gefunden? Wie hat er Tip gefunden? Anhand seines Geruchs? Oder wegen des Gestanks in der Höhle?«
Dalavar schüttelte den Kopf. »Nein, Beau. Graulicht hat gesagt, er habe ihn singen hören.«
»Singen?«
Der Wolfsmagier nickte.
Beau legte den Kopf schief. »Und das hat er Euch erzählt?«
Erneut nickte Dalavar.
Beau runzelte die Stirn. »Aber wie kann Graulicht überhaupt wissen, was Singen ist?«
Dalavar hielt mit seiner Arbeit inne, bückte sich und steckte den Kopf in die Höhle. Er sah Beau überrascht an. »Aber alle Wölfe singen, mein Freund … und lachen. Habt Ihr sie denn in der Nacht nicht gehört? Seht Ihr sie nicht grinsen?«
»Meiner Treu, aber ich dachte nicht, dass dies …«
Strahl zuckte mit den Ohren und hob den Kopf von ihren Pfoten. Ein Schatten verdunkelte den Eingang zu der Nische, als Graulicht mit einem langen Kiefernzweig im Maul davor auftauchte. Hinter ihm stand Sucher, der einen blattlosen Ast trug, der vom Wind verdreht worden war. Auf ein Signal von Dalavar hin ließen sie die Zweige fallen und sprangen davon.
Dalavar schüttelte den Schnee von dem Zweig und dem Ast, trat wieder in die Nische und brach das Holz in Stücke. »Das ist ein Anfang«, sagte der Wolfsmagier. »Graulicht, Sucher, Langbein und Spürer suchen mehr Holz.«
»Wartet.« Beau wandte sich zu seinen Satteltaschen um. »Ich hole meinen Feuerstein, den Stahl und den Zunder, und dann können wir ein …«
Im selben Augenblick flackerte es rötlich über die Wände der Nische. Als Beau den Magier anblickte, sah er, dass Dalavar bereits trockene Zweige in eine kleine Flamme hielt. Wie der Wolfsmagier die Flamme entzündet hatte, wusste Beau nicht. Doch er nahm einfach Tippertons Zinnbecher, füllte etwas Wasser hinein und hielt es dem Magier hin. »Hier, kocht das auf.«
Dalavar legte drei Steine um das winzige Feuer und stellte den Becher darauf. Die winzigen Flammen züngelten um den Boden des Bechers.
Nachdem er die Wunde mit heißem Wasser getränkt und die gelben Krusten des Eiters so gut wie er es vermochte entfernt hatte, sagte Beau: »Bei Adon, Tip könnte seinen Arm verlieren.« Tränen traten ihm in die Augen, als er sich zu dem Wolfsmagier umdrehte. »Ach, Dalavar, ich … ich habe noch nie ein Körperglied amputiert, obwohl ich gesehen habe, wie man es auf dem Schlachtfeld tat. Es war schrecklich … die Messer, die Sägen … das Gebrüll. Und jetzt muss ich es vielleicht auch tun, obwohl ich nicht einmal … ich habe nicht einmal …« Beau verstummte, als ihm seine erstickte Stimme den Dienst versagte, und brachte es nicht über sich zu sagen, was er denn nun nicht hatte.
Dann sah er, wie Strahl anfing, Tippertons Wunde zu lecken. »Halt, Strahl«, protestierte Beau und wollte aufstehen. Aber Dalavar hielt den Wurrling mit ausgestrecktem Arm auf.
»Lasst sie, Beau. Ihr habt die Wunde so gut gesäubert, wie Ihr konntet. Jetzt lasst sie ihr Bestes versuchen. Wenn sie fertig ist, legt ihm die Tinktur auf und verbindet ihn. Morgen sehen wir weiter.«
Irgendwann mitten in der Nacht öffnete Tipperton die Augen und sah in dem flackernden Licht eines Feuers, wie Beau ihn anlächelte.
»Oh, hallo Beau.« Seine Stimme war nur ein heiseres Krächzen. »Ich hatte einen schrecklichen Trau …« Tipperton blickte sich um und riss voller Panik die Augen auf, als er den großen Wolf neben sich liegen sah. Er grub seine Hände in das Geröll und
Weitere Kostenlose Bücher