Magierlicht (Mithgar 08)
sie war doch nicht ganz allein hier draußen?«
»Natürlich nicht, Tipperton.« Rynna sah sich um. »Aber ich weiß nicht, wohin Prym und Melli gegangen sind. Zweifellos sind sie …«
Ein Schatten fiel in die Tür, und eine ältliche Damman kam herein. Sie hatte ein paar weiße Tücher in den Armen. Ihr Gesicht leuchtete auf, als sie Rynna sah, und umarmte die junge Damman gleich mit einem Arm. »Rynna, du bist gesund und munter zurück. Meiner Treu, diese großen Männer auf ihren Pferden, sie haben mich ganz schön erschreckt, als sie auf die Lichtung geritten kamen. Aber ich sah, dass die Fuchsreiter bei ihnen waren und auch Nix, also bin ich schnell zu ihm gelaufen, um ihn zu begrüßen, mitsamt den Windeln und allem.« Sie sah Tipperton an. »Er ist mein Sohn, wisst Ihr, Nix, meine ich.«
Rynna grinste. »Tante Melli, das ist mein Bokkerer, Tipperton.«
»Larks Vater? Der in fremde Länder gereist war? Wie wundervoll!« Melli trat vor und hätte Tipperton gewiss umarmt, hätte er nicht das Kind in den Armen gehabt. Also begnügte sie sich mit einem Kuss auf die Wange.
»Jetzt ruht ihr beiden euch aber aus. Nix hat mir von dem Gargon und allem erzählt. Als hätte ich diesen schrecklichen Kopf nicht gesehen, der auf einem Speer schaukelte. Ich mache euch Frühstück.« Sie sah Tipperton an. »Genügt heißer Tee und einige Scheiben Speck mit ein paar Eiern? Und Brot, natürlich.«
»Schon die Kruste würde mir reichen, Melli«, erwiderte Tipperton. »Aber ich könnte mir nichts Besseres vorstellen als Tee und Eier und ein paar Scheiben knusprigen Speck.«
Lark streckte die Arme aus, als Melli sie nahm, und stimmte gurgelnd zu.
Als es dunkel wurde, erhob sich Beau von der Pritsche in Farlys Hütte und trat hinaus in den Wald, um sich zu erleichtern. Als er zurückkam, bemerkte er Bewegung auf der Lichtung. Ungläubig rieb er sich die Augen, denn am Ende des abschüssigen Feldes erhoben sich zahllose Hügel. Jeder war etwa drei Meter hoch und am unteren Rand doppelt so breit, dazu mit strohartig gelblichem Gras bedeckt. Jedenfalls schien es Gras zu sein. Und diese Hügel bewegten sich nach Westen. Kleine Geschöpfe und Fuchsreiter begleiteten sie. Sie strebten dem Tal mit den Stöhnenden Steinen zu, würden jedoch zweifellos weiter durch den Wald wandern sowie in das freie Gelände jenseits.
Beau beobachtete sie mit klopfendem Herzen und erinnerte sich daran, wann er solche Hügel zum letzten Mal gesehen hatte. Damals, als er mit Tipperton, Phais und Loric durch den Schwarzen Wald nach Norden geritten war, vor fast zwei Jahren. Ich hatte Tipperton damals doch gesagt, dass ich gesehen habe, wie sie sich bewegten, und jetzt marschieren sie durch den Schwarzen Wald wie eine Armee, die in die Schlacht zieht. Beau überlegte, ob er Tipperton wecken sollte, oder Rynna oder Nix oder Farly. Am Ende entschied er sich jedoch dagegen. Er sah den Lebenden Hügeln nach, wie sie über die Lichtung zogen, und als der letzte schließlich zwischen den Bäumen verschwunden war, trat Beau in die Hütte zurück und legte sich auf seine Pritsche.
Aber es dauerte lange, bis er einschlief.
Mitten in der Nacht, als das Mondlicht sanft durch die Tür fiel und Tipperton und Rynna fest schliefen, zog sich Lark am Rand ihres Weidenkorbs hoch, stand auf und hüpfte auf und ab. Draußen vor der Laube drehte sich eine gewaltige Kreatur um, die nur aus Zweigen und Ranken und Laub zu bestehen schien, bückte sich, betrat die Laube und blieb kurz stehen, um die beiden Liebenden zu betrachten, die eng umschlungen träumten. Dann nahm sie das rastlose winzige Kind aus dem Weidenkorb und summte es leise in den Schlaf.
Vor der Hütte ging Tynvyr vorbei und blieb kurz stehen, um Pryms Gesang zu lauschen. Die Stimme des Vred Tre raschelte wie Blätter im Wind.
10. Kapitel
»Die Fuchsreiter melden, dass die Brut die Eryn-Furt aufgegeben hat«, erklärte Nix.
Rynna hockte auf dem Boden und setzte Federn in ihre Pfeile ein. Jetzt hielt sie inne und blickte hoch. »Sie sind geflohen?«
»Aye. Sie sagt, dass sie weggelaufen sind, als die Liv Volds über die Ebene kamen.«
Tipperton setzte Lark auf sein anderes Knie. »Liv Volds?«
»Die lebenden Hügel«, übersetzte Nix.
»Siehst du!«, rief Beau und drehte sich zu Tipperton herum. »Ich habe es dir doch gesagt!«
»Ist die Brut für immer verschwunden?«, erkundigte sich Melli.
Nix zuckte die Achseln und sah Rynna an.
»Das glaube ich nicht, Melli«, meinte diese und
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