Magierlicht (Mithgar 08)
ihnen, was wir gesehen haben. Dass der Gargon von diesem Stein getötet wurde. Und sag ihnen auch, dass die Brut geflohen ist, obwohl viele es nicht lebendig aus diesem Tal geschafft haben. Dann hole Thurl. Er hat eine Axt. Sie ist zwar nicht von Zwergen geschmiedet, wird aber vielleicht genügen.«
Sten nickte, verließ das Tal und ging mit sachten, behutsamen Schritten den Hügel hinauf, während das Trauern der Steine nach wie vor durch das Tal drang.
»Hier drüben!«, zischte Rynna.
Tipperton trat zu ihr und blickte in die Richtung, in die sie deutete.
»Ich glaube, das ist ein Mensch«, sagte Rynna, die bei dem Anblick der Opfer, die vom Zorn der Steine getötet worden waren, nicht mehr zusammenzuckte.
Die Knochen und Organe des Mannes, der zwischen etlichen Ghûlen lag, waren zerschmettert und geplatzt, und seine Haut blutüberströmt. Die Brut war ebenfalls tot und lag da irgendwie schlaff herum, wie zerplatzte, mit Pilzen gefüllte Hautsäcke. Der Mensch war blass, hatte langes weißes Haar und stank wie die anderen Toten nach Blut, Fäkalien, Urin und Erbrochenem.
»Ich glaube, das ist ein Astralkörper gewesen«, meinte Tipperton.
»Ein Astralkörper?«
»Jemand, von dem Modru Besitz ergreifen kann. Ich glaube, sie haben kein Bewusstsein mehr, und das gibt dem widerlichen Modru die Möglichkeit, durch sie zu sehen, zu hören und zu sprechen. Er befehligt seine weit verstreuten Armeen durch solche bloßen Hüllen von Menschen.«
»Meiner Treu.« Rynna schlug die Hand vor den Mund. »Wie grauenhaft.«
Sie gingen weiter und zählten jene, die dem Zorn der Steine zum Opfer gefallen waren.
»Wahnsinn«, erklärte Rynna nach einer Weile.
»Wahnsinn?«
»Modru. Statt solcher grauenvollen Methoden sollte er doch eigentlich jene als Anführer seiner Armeen aussuchen, die sich in der Kriegführung auskennen.«
Tipperton schüttelte den Kopf. »Ich glaube, er traut nur sich selbst das Kommando zu.«
Rynna runzelte die Stirn. »Entweder das, oder er glaubt, dass alle außer ihm Narren sind.«
Tipperton nickte. »Das ist allerdings wahnsinnig.«
»Insgesamt kommen wir, falls wir richtig gerechnet haben, auf fast siebenhundert von der Brut, die dieses Tal nicht lebend verlassen haben«, erklärte Tipperton.
»Meiner Treu«, rief Beau und blickte vom Hügelkamm, auf dem er mit seinen Gefährten stand, in das Tal zu seinen Füßen. »Kein Wunder, dass die Brut die Stöhnenden Steine fürchtet.«
Rynna sprach kurz mit Tynvyr und wendete sich dann an die anderen. »Sie sagt, dass noch nie so viele von den Eio Wa Suk getötet wurden, aber es ist auch noch nie ein Stein dabei gestorben, als er einen vom Gezücht niederstreckte.«
»Wie hat er es getan?«, erkundigte sich Beau. »Ich meine den Großvater. Wie hat er es überhaupt geschafft, sich zu bewegen? Schließlich können sich Steine nicht einfach aus eigener Kraft in Bewegung setzen.«
Rynna traten Tränen in die Augen. »Wie er es bewerkstelligt hat, sich zu bewegen, das weiß ich nicht, aber Eio Wa Suk sind keine gewöhnlichen Steine, wie du ja sehen kannst.«
»Ich kann es sehen und vor allem hören«, erwiderte Beau. Das traurige Stöhnen hallte immer noch durch das Tal.
»Ja, und hören«, stimmte Rynna ihm zu. »Was den Großvater angeht, so glaube ich, er hat sein Leben geopfert, um das der Pysks zu retten, die bei uns waren. Wären wir allein gewesen, du und Tip und ich, dann … dann würde er vielleicht noch leben. Wisst ihr, ich bin mir nicht sicher, ob die Stöhnenden Steine etwas anderes außer Fuchsreitern und anderen Steinen und das Beben des Landes spüren können. Vielleicht wusste er von dem Gargon auch durch eine andere Art und Weise als nur durch dessen stampfenden Schritt. Aber ich bin sicher, dass er die Angst der Pysks spürte und dachte, sie säßen in der Falle. Er wusste, als er sich vorbeugte, nicht, dass wir von dem Bann befreit waren und weglaufen wollten. Aber wie auch immer es gewesen sein mag, er ist tot und der Gargon auch, und die restliche Brut ist geflohen.«
Tynvyr sprach mit Farly, der fortfuhr: »Die Fuchsreiter werden in einem Tag eine Trauerfeier abhalten.«
»Nicht für die Brut, hoffe ich«, antwortete ein Vanadurin, der über den Kamm auf sie zukam. Er hielt eine blutige Axt in der Hand. Sten folgte ihm, den Schädel des Gargon auf einem Speer.
»Nein, Thurl«, antwortete Linde. »Sie trauern um den zerbrochenen Monolithen, so wie wir unsere Gefallenen beklagen, obwohl ich nicht weiß, wie wir
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