Magierlicht (Mithgar 08)
wichtiger Übergang über den Rissanin. Die Baeron und Elfen benötigen ihn dringend. Die Verborgenen bewachen die Brücke jetzt.«
»Ich verstehe«, sagte Tipperton und sah sich um, konnte aber niemanden erblicken.
Sie ritten in der Dämmerung über die Pontonbrücke und auf den schattigen Schutthaufen der Insel. Die mächtigen Fallgitter waren nur noch verbogenes Metall.
»Himmel, was für eine Zerstörung.« Beau sah sich auf den Trümmern um. »Das haben Trolle getan?«
»Ja«, antwortete Rynna.
»Und die Toten?«, erkundigte sich Tipperton.
Rynna deutete auf eine freie Stelle im Hof, wo ein großer, schwarzer Fleck die Steine brandmarkte. »Wir haben so viele herausgeholt, wie wir konnten und … einen Scheiterhaufen errichtet. Die Baeron haben ihre Toten in den Großwald gebracht. Aber wir haben auch viele nicht gefunden und glauben, dass sie einfach in den Fluss geworfen und von seinen Fluten bis ins Meer mitgerissen wurden.«
Beau erschauerte und sah Tipperton an. Dieser schüttelte unmerklich den Kopf. Beide Bokker erinnerten sich an die angefressenen Leichen, die sie bei ihrem Übergang gesehen hatten, sagten Rynna jedoch nichts davon.
»Wenn ihr genug gesehen habt«, ließ sich Delby vernehmen, »sollten wir vielleicht ein Lager aufschlagen. Es wird Zeit.«
»Aber nicht hier, an einem solchen Ort von Tod und Zerstörung«, erklärte Beau fröstelnd. »Nicht an diesem Ort des Verlustes.«
»Sieh doch!«, zischte Beau und streckte die Hand aus.
Zwischen den Bäumen am westlichen Ufer des Rissanin brannten einige kleine Lagerfeuer.
»Dort lagert jemand«, erklärte Rynna.
»Mehrere jemande, meinst du wohl«, sagte Delby.
»Eine kleine Streitmacht?«, erkundigte sich Tipperton.
»Wer könnte das sein?«, wollte Beau wissen. »Die Brut?«
»Möglich, aber unwahrscheinlich. Sie fürchten diesen Ort«, behauptete Rynna.
»Flussleute?«
Rynna nahm ihren Bogen. »Es gibt nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Lasst die Ponys angebunden.«
Die vier schlichen so lautlos, wie es nur Wurrlinge vermochten, durch das Unterholz und näherten sich den Lagerfeuern. Dann hielt Rynna Tipperton auf, der neben ihr ging. Sie streckte die Hand aus. In dem dunklen Wald und weit entfernt von den Feuern stand ein Wachposten.
Tipperton drehte sich zu Beau und Delby herum, doch von den beiden war nichts mehr zu sehen. Also gab er Rynna lautlos das Zeichen weiterzugehen, das sie mit einem Nicken beantwortete. Sie hatten die Pfeile eingenockt und schlichen geduckt auf den Wachposten zu. Die Dammian hielt sich rechts von Tipperton, etwa zehn Schritte von seiner Seite entfernt.
Tipperton war kaum sieben Meter von dem Wachposten entfernt, als dieser sein Gesicht zum Feuer drehte. Tipperton lächelte, stand auf und sagte leise: »Hadron, ich bin's, Tipperton Thistledown. Mir ist die Seife ausgegangen.«
Hadron schrak zunächst zusammen und blickte in Tippertons Richtung, doch dann lachte er.
Als Hadron sie zum Feuer geleitete, erkundigte sich Rynna bei Tipperton: »Was war das mit der Seife?«
»Hadron ritt mit Galaruns Kompanie. Er gehörte zu den Lian, die uns auf den Ebenen von Valon vor den Hyrinianern gerettet haben. Jedenfalls hat er Beau und mir zum Abschied ein Stück duftende Seife geschenkt. Sie roch nach Wildblumen.«
»Ich erinnere mich«, sagte Rynna leise. »An den Duft, meine ich. Du hast danach gerochen, als wir uns trafen … und auch in der Nacht, bevor wir uns trennten.«
In diesem Augenblick traten sie ins Licht der Lagerfeuers, und eine Kompanie Elfen blickte auf, als sie heranschritten.
»Oh, Hadron«, meinte Tipperton. »Beau und ein anderer Wurrling sind noch irgendwo da draußen. Vielleicht sollten wir sie heranpfeifen …«
»Wir sind hier.« Beau und Delby traten hinter einem Baum hervor, der im Schatten lag.
»Ha!«, rief Hadron. »So viel zu Elfenwächtern, wenn es um das Kleine Volk geht!«
»Rynna!«, rief jemand. Rynna blickte zwischen den Feuern hindurch. Es war Aravan, und neben ihm stand ein weiterer Elf.
»Alor Galarun!«, rief Beau, »hál und schön, Euch wiederzusehen. Sagt, Ihr habt nicht zufällig eine Scheibe Schinken für mich?«
Es war Nacht geworden, und die Lagerfeuer waren bereits heruntergebrannt, als Aravan nach einem Blick auf Galarun sagte: »Irgendwie glaube ich, dass Modru weiß, was wir suchen, und den Gargon an der Eryn-Furt platziert hat, um unsere Mission zu vereiteln. Es war reiner Zufall, dass statt uns die Vanadurin in die Falle gegangen
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