Magiermacht (Mithgar 05)
»Flandrena hat Befehl, die Draedani im Auge zu behalten, allerdings aus sicherer Entfernung. So können wir rechtzeitig gewarnt werden, sollten sie sich dem Tal nähern. Duorn reitet die Klippen entlang nach Süden, um die anderen Patrouillen zu benachrichtigen. Denn auch sie müssen vorgewarnt werden.«
»Sagt«, mischte sich Beau ein. »Was sind diese … Draedani, und warum sind sie so …«
»Furcht einflößend«, beendete Tipperton Beaus Satz.
»Vielleicht kennt Ihr sie unter einem anderen Namen. Gargoni oder Graus in der Gemeinsprache.«
Die beiden Wurrlinge schüttelten die Köpfe.
Talarin seufzte. »Es sind Kreaturen aus der Neddra. Einige glauben, dass sie zu den Dämonen gehören.«
»Dämonen?«, fragte Tipperton. »Von denen habe ich gehört, aber nicht unter den Namen, die Ihr eben genannt habt.«
»Wollt Ihr damit sagen, dass es verschiedene Dämonen gibt?«, wollte Beau wissen.
Talarin legte abwägend den Kopf schief. »Manche von uns glauben, dass es viele verschiedene Dämonen gibt. Ich weiß es einfach nicht. Aber was auch immer sie sein mögen, die Draedani sind fürchterlich.«
Beau hob die Hände. »Was tun sie denn?«
Gildor holte tief Luft, bevor er antwortete. »Es sind Furchtwirker, die Entsetzen im Herzen aller anderen Lebewesen zu säen vermögen. Nur wenige können allein ihre Gegenwart ertragen, und niemand kann ihrem Blick widerstehen.«
»Meiner Treu!«, stieß Beau gebannt hervor.
»Kann man sie nicht töten?«, wollte Tipperton wissen. »Ihr habt ein Schwert und ein Langmesser. Warum erschlagt Ihr sie nicht einfach?«
Gildor schüttelte den Kopf. »Habt Ihr mich nicht verstanden, Freund? Niemand kann ihrem Blick widerstehen.« Dann warf er einen Blick auf das Schwert auf dem Tisch und berührte mit der Hand das Langmesser an seiner Seite. »Gewiss, könnte ich mich einem mit Zorn oder Bann nähern, würden diese Klingen möglicherweise einen tödlichen Schlag ausführen. Aber das wird niemals geschehen, denn ich kann es nicht und hoffe, dass ich mich niemals dem Entsetzen stellen muss, das diese Kreaturen auslösen.«
»Dann würde ich sie von hinten erstechen«, meinte Beau.
»Oder sie aus der Entfernung niederstrecken.« Tipperton hob seinen Bogen.
»Ihr wisst nicht, was Ihr da vorschlagt«, meinte Talarin. »Diese Kreaturen, seien sie Dämonen oder nicht, lassen jedem lebenden Wesen das Blut in den Adern gefrieren.« Er sah seinen Sohn an. »Du bringst wahrlich schreckliche Nachrichten, Arran. Ich werde sofort den Rat zusammenrufen. Du bist jedoch erschöpft, und ich möchte, dass du dich ausruhst. Geh zu deiner Ythir und deiner Jaian, denn sie wollen dich beide sehen, und dann leg dich nieder. Du hast einem fürchterlichen Feind gegenübergestanden. Ich spreche heute Abend mit dir und teile dir mit, was entschieden wurde und was getan werden muss. Du kannst diese Nachricht deiner Patrouille überbringen und auch die anderen verständigen.«
Gildor verbeugte sich, nahm Mantel, Horn und Schwert vom Tisch und ging hinaus.
Talarin drehte sich zu den Wurrlingen herum. »Ich bete zu Adon, dass die Draedani dieses Tal nicht entdecken, denn im anderen Fall werdet Ihr und Eure Mission noch weiter aufgehalten, denn wir werden vor ihnen fliehen müssen.«
Tipperton seufzte und sah Beau an, aber die beiden Bokker sagten kein Wort.
»Sagt, Loric«, meinte Tipperton, »mit was für Feinden genau haben wir es eigentlich zu tun?«
Loric neigte den Kopf und hob eine Braue.
»Ich meine«, fuhr Tipperton fort, »nennt mir die Verbündeten dieses Modru und sagt uns, was sie sind und wie sie kämpfen. Immerhin stecken wir ebenso wie Ihr in diesem Schlamassel, und weder Beau noch ich haben auch nur die geringste Ahnung von unserem Feind. Wir wussten bis heute nicht einmal, dass es so etwas wie diese Draedani oder Gargons gibt. Aber nun wollen wir wissen, wem oder was genau wir entgegentreten.«
Beau saß neben Tipperton auf der Bank und nickte heftig.
Loric faltete die Hände und schaute Phais an. Dann wandte er sich wieder an die Wurrlinge. »Das ist eine weise Frage, denn je mehr Ihr über Eure Feinde wisst, desto besser könnt Ihr gegen sie kämpfen. Vom Feind wissen wir Folgendes:
Die Rûpt oder Rucha, die Ihr Gezücht und Rukhs nennt, sind die zahlreichsten. Sie sind klein, aber dennoch eine bis drei Hände größer als Ihr, mit dünnen Armen und krummen Beinen und dunkler Haut. Sie haben Reptilienaugen und breite Mäuler mit spitzen Zähnen. Sie kämpfen mit
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