Magierschwur (Mithgar 06)
Es wird Zeit, dass wir unsere füttern und tränken.«
Sie gingen zu dem Pferch, in dem ihre Tiere standen, und schütteten eine Portion Hafer in die Futtersäcke. Beau betrachtete ihre kleinen Wallache. »Ich frage mich, wie sie sich fühlen, hier zwischen den großen Pferden der Elfen und den noch größeren Zugtieren der Baeron.«
Jetzt grinste Tipperton. »Nicht anders als wir, denke ich, Beau. Kein bisschen anders als wir.«
Später am Abend spielte Tipperton auf seiner Laute. Es war das erste Mal seit er vom Fall Caer Lindors gehört hatte.
Und in seinen Liedern schwang eine tiefe Melancholie mit.
Früh am nächsten Morgen kamen fünfhundert Baeron auf ihren gewaltigen Pferden auf die Lichtung geritten. Ihr Häuptling war Gara, ein rothaariger Mann, der für einen Baeron allerdings recht klein war. Aber er strahlte Autorität aus, und wirkte selbst neben seinen größeren Gefährten beeindruckend.
Erneut berief Ruar einen Kriegsrat ein. Beau und Tipperton sahen von fern zu, während Tipperton musizierte. Die Sonne wanderte über den Himmel, während der Kriegsrat andauerte. Die Wurrlinge fütterten ihre Ponys, tränkten sie und sahen dann weiter aus der Ferne dem Rat zu. Tipperton spielte weiter auf der Laute traurige Weisen. Schließlich kam Vail zu ihnen. »Wir brechen morgen auf. Tipperton, wir beide reiten auf der linken Flanke. Und Euer Platz, Beau, wird zwischen den Wagen der Heiler sein. Das sagte Melor.«
Beau seufzte und sah Tipperton an. »Wir sehen im Moment nur wenig voneinander, scheint's, vor allen in den letzten Wochen. Und es wird immer weniger.«
»Ach, Beau, es ist ja nicht so, als hätten wir uns getrennt. Ich meine, selbst unterwegs sehe ich dich jede Nacht im Lager.«
Vail schüttelte den Kopf. »Nein, Tipperton. Sobald wir unterwegs sind, bleiben wir Kundschafter oft tagelang draußen und suchen nach Spuren von Feinden. Wir treffen uns täglich mit einem Boten und berichten ihm, was wir gefunden haben. Er reitet mit der Kunde zu Eilor zurück, und der erstattet dem Kriegsrat dann Bericht. Wir kehren natürlich auch manchmal zur Schar zurück, und zwar schleunigst, nämlich wenn wir auf Feinde gestoßen sind. Aber meistens werden wir viel unterwegs und nur wenig im Lager sein.«
Tipperton sah Beau an und hob resigniert die Hände. Beau lächelte etwas gequält.
Tipperton blickte seinem Freund in die Augen, nahm dann die Laute und spielte eine lebhafte Melodie: »Der Fröhliche Mann von Waldeslust«, Beaus Lieblingslied.
Als der letzte Akkord des Liedes verklang, lachten die beiden Wurrlinge fröhlich. Vor allem Beau war glücklich, denn es war das erste Mal seit langer Zeit, dass sein Freund wieder Frohsinn gezeigt hatte.
Bei Tagesanbruch des nächsten Tages wurden die großen Zugpferde vor die Karren gespannt, während die Elfen und die Baeron ihre Pferde sattelten und die Packtiere beluden. Und zwischen den Pferden und Elfen und Baeron sattelten auch zwei Wurrlinge ihre Ponys, banden ihre Schlafrollen hinter die Sättel und befestigten die Satteltaschen.
Schließlich waren alle bereit. Die Karren zogen in einer langen Reihe auf die Straße, an beiden Seiten flankiert von Berittenen. Die Vorhut wurde von Elfen und Baeron gebildet, die Nachhut von elfischen Reitern.
Vail führte ein Packpferd mit sich und winkte Tipperton zu sich. Der drehte sich zu Beau herum. »Gut, Wurro, sieht aus, als würde es losgehen. Wir sehen uns, wann immer wir können.«
Beau nickte mürrisch, sagte aber nichts, und Tipperton stieg auf sein Pony. Als er das Tier wendete, meinte Beau: »Pass nur auf dich auf, Tip. Du hast eine Münze zu überbringen, und ich will dich nicht auf einem der Heilerkarren wiederfinden.« Plötzlich schrak er zusammen. »Meiner Treu, natürlich habe ich es nicht so gemeint. Natürlich musst du zu uns kommen, wenn du verletzt wirst. Ich meinte nur, dass du besser aufpassen solltest, damit es erst gar nicht dazu kommt.«
»Mach dir keine Sorgen um mich, Beau. Immerhin behaupten Leute, die es wissen müssen, dass Wurrlinge die besten Kundschafter sind, die es gibt, stimmt's?« Dann gab er seinem Pony die Sporen und zog davon.
Beau stieg auf sein eigenes Pferd und ritt zu dem Krankenkarren, der ihm zugewiesen worden war.
Im selben Moment ertönte weiter vorn ein Hornsignal, und unter lautem Knallen der Zügel und anfeuernden Rufen setzte sich der Wagenkonvoi in Bewegung.
Zwei Tage lang fuhren sie ostwärts, und gegen Mittag des zweiten Tages lief plötzlich ein Gerücht
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