Magierschwur (Mithgar 06)
der DelfHerr am Ende der Beratung alle Versammelten nacheinander an. »Wir haben versucht, jede Wendung der Ereignisse vorauszuplanen, aber es gibt nur eine Gewissheit im Kampf und im Krieg: Wenn die Schlacht beginnt, verläuft sie nach ihren eigenen Gesetzen.«
Als Tipperton die Konferenz verließ, war er längst nicht mehr so zuversichtlich, was seinen Plan anging.
Er holte seine Laute aus hellem und dunklem Holz und ihren silbernen Saiten und suchte nach einer leeren Grotte, in der er ungestört üben konnte. Angesichts seiner mangelnden Ortskenntnis wollte er nicht zu weit gehen, damit er sich nicht verirrte. Schließlich gelangte er zum Thronsaal, der zufällig leer war.
Tipperton setzte sich auf die Stufen des Podestes und begann, Akkorde auf dem Elfeninstrument anzuschlagen. Nach einer Weile zupfte er einzelne Saiten und versuchte die Melodie nachzuspielen, die er und Bekki am Abend in dem Korridor gehört hatten. Er nannte dieses Lied bei sich den »Gesang der Châkia.«
Er wusste nicht genau, wie das Stück begann, sondern kannte nur eine Stelle aus der Mitte. Er begann zögernd, wurde jedoch recht bald zuversichtlicher, als die silberhellen Töne erklangen. Dann jedoch kam er an eine Stelle, wo er nicht mehr weiterwusste, und suchte zögernd eine Möglichkeit, das Lied zu beenden und eine andere, es zu beginnen. Aber alles, was er spielte, klang irgendwie falsch, und er hielt seufzend inne.
In dem Moment ertönte von irgendwo her eine süße Stimme, die seine Melodie anstimmte.
Tipperton erschrak und sah sich hastig um, konnte jedoch niemanden entdecken. Also hörte er verzaubert zu.
Der Gesang hörte auf.
Tipperton wartete.
Die Stimme begann erneut, und wiederholte die Melodie, die, die er gespielt hatte, bis sie erneut aufhörte.
Jetzt nahm Tipperton seine Laute wieder hoch und spielte das Lied so gut nach, wie er konnte. Dann wartete er ab.
Die Stimme sang einen Abschnitt und verstummte. Tipperton wiederholte die Melodie.
Erneut sang die Stimme, diesmal eine andere Passage des Liedes.
Tipperton wiederholte sie erneut. Es war offenbar der Anfang des Stücks.
Jetzt wechselten sich Sängerin und Spieler ab. Tipperton folgte der Stimme durch die Strophe und den Refrain, und suchte dabei mit den Augen nach der Besitzerin der lieblichen Stimme, ohne sie jedoch entdecken zu können.
Schließlich merkte er, dass er am Ende des Liedes angekommen war, und begann es wieder von vorn. Diesmal spielte er das ganze Lied von vorn bis hinten, während die süße Stimme in Harmonie zu seinem Lautenspiel sang. Als sie fertig und die Echos verklungen waren, herrschte absolute Stille.
Tipperton stand auf und ging auf dem polierten Granit um den Thron herum, er sah hinter jeden Pfeiler und in jeden Alkoven, ob sich dort vielleicht die Châkian versteckt hatte, aber er fand nur stummen Stein.
»Danke für das Geschenk!«, rief er schließlich.
Er bekam keine Antwort.
Seufzend nahm Tipperton seine Laute und trottete aus dem verlassenen Thronsaal hinaus.
In dieser Nacht schlief er, ohne ein einziges Mal aufzuwachen. Und so bekam er nicht mit, dass jemand, eingehüllt in dichte Schleier aus Gaze, am Fußende seines Bettes stand.
Am nächsten Tag herrschte geschäftiges Treiben in der Zwergenfeste, weil sich alle auf den Kampf vorbereiteten. Auch Tipperton machte sich fertig, denn er wollte mit den Zwergen kämpfen, schließlich war es sein Plan.
Irgendwann kamen Bekki und Borl zu Tipperton. »Ein Grg-Signal ist ertönt.« Sie führten Tipperton eine lange Treppe hinauf, die sich durch den Berg schlängelte. Schließlich gelangten sie zu einer Kammer, die mit einem Tisch und vier Stühlen möbliert war. Auf einem Tisch lagen Federhalter, Tinte und Pergamentblätter. Bekki drehte sich zu Tipperton herum. »Gib acht, dass kein Lichtstrahl nach draußen fällt.«
Bekki und Borl setzten ihre Helme ab und zogen ihre Rüstungen aus, obwohl sie aus schwarzem Eisen bestanden und schwerlich glänzen würden. Tipperton hatte weder Rüstung noch Helm, also wartete er einfach auf das, was kommen würde. Nachdem sich die beiden Zwerge vergewissert hatten, dass sie nichts mehr am Leib trugen, das glänzen konnte, untersuchten sie auch Tipperton. Dann wendeten sie sich der kahlen Wand zu, und Bekki schloss die Deckel der Laterne. In der völligen Finsternis schob Borl leise und langsam einige Felspaneele zur Seite.
Helles Tageslicht strömte herein. Borl winkte Tipperton zu sich.
Der Wurrling war jedoch zu klein, also
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