Magierschwur (Mithgar 06)
meine Art. Diese Art von Heilung ist ebenfalls notwendig.«
»Tip hat recht, wisst Ihr«, mischte sich Beau ein. »Die Musik wird helfen.«
Seide raschelte, als die Châkian den Kopf auf die Seite legte. »Tip? Herr Tipperton? Trolltöter und Châk-Sol?«
Tipperton verbeugte sich tief, so tief, wie sich ein knapp ein Meter großer Wurrling überhaupt verneigen konnte. »Zu Euren Diensten, Mylady.«
Ohne ein Wort trat die Châkian zurück zu einer Nische, wo ein Hebel versteckt war. Sie betätigte ihn, und das schwere Gatter glitt lautlos hoch.
Beau duckte sich darunter hinweg, als es auf halber Strecke zur Decke war, und Tipperton folgte ihm auf dem Fuß.
Ebenso lautlos wurde das Gatter wieder gesenkt, und die Sicherungsbolzen vorgeschoben.
Sie folgten der Châkian durch die Korridore zu einer großen Kammer, in der Kojen standen, auf denen die verwundeten Elfinnen und die Frauen der Baeron lagen. Hier und dort kümmerte sich eine verschleierte Zwergenfrau um sie. Dann trat Beau an die Pritsche, auf der Phais lag. Sie schwebte zwischen Wachen und Bewusstlosigkeit, während das Gift in ihrem Körper arbeitete. Sie war dünn und blass, aber gerade wach, und lächelte Beau schwach an. Dann öffneten sich ihre Augen vor Überraschung etwas weiter, als sie Tipperton sah. Dem Wurrling sank bei ihrem Anblick der Mut.
»Während Beau Euch herumschubst«, erklärte Tipperton und bemühte sich, trotz seiner Bestürzung zu lächeln, »bin ich gekommen, um Euch etwas vorzusingen.«
»Ich schubse sie herum?«, meinte Beau, während er in seinem Beutel wühlte. »Also wirklich!«
»Achtet nicht auf ihn, Lady Phais«, erklärte Tipperton und hob die Laute an. »Welches Lied möchtet Ihr hören?«
Phais hatte die Augen geschlossen, und Tipperton dachte schon, sie wäre wieder ohnmächtig geworden. Doch dann hörte er ein schwaches Flüstern. »Kennt Ihr zufällig das Lied ›Die Tanzende Anima‹? Ich glaube, das würde uns allen Mut machen.«
Tipperton grinste. »Wie Ihr wünscht, Mylady.« Er sah sich um, erblickte einen Stuhl und sprang auf den Sitz. Dann begann er zu spielen. Silberhelle Töne erfüllten die Krankenstation mit ihrem lebhaften Klang, und Tipperton erhob seine Stimme für alle.
Es gab einmal eine Anima, einen entzückenden Geist
Die in ihrem Ring tanzte und tanzte.
Und als sie ihren anmutigen Tanz tanzte,
Trug sie nichts an ihrem verlockenden Leib.
Und sie tanzte und tanzte aus Freude.
Dann kam ein Jüngling, ein hübscher Jüngling
Von eben ihrer Art, ihr versteht, ihr versteht,
Er spähte durch die Blätter und sah sie tanzen
Und entflammte in Liebe, in Liebe für sie …
… oder etwas in der Art …
Als Tipperton zum Ende des Liedes kam, hallte Lachen durch die Kammer, meist leise und schwach, aber doch ein freudvolles Geräusch. In einem Bett gegenüber von Phais lag eine Baeron mit einer tiefen Schnittwunde im Bein. Sie kicherte und meinte: »Geschieht ihm ganz recht, dem Bürschchen«, was noch mehr Gelächter hervorrief.
Selbst die Châkia glucksten hinter ihren vielen Schleiern.
Während Beau Tee aus den letzten Blättern der Güldminze zubereitete, spielte Tipperton ein weiteres Lied und danach noch eines. Er sang immer noch, als eine Châkian Phais langsam das Getränk einflößte. Und eine weitere Weise spielte er, als Beau den Umschlag mit der Tinktur anlegte.
Nach jedem Lied wurde er mit Applaus bedacht und aufgefordert, noch eines zu singen.
Schließlich war Beau fertig. »Komm, Wurro«, sagte er. »Ich muss noch mehr Patienten behandeln, und die können deine Lieder auch gebrauchen.«
Also rief Tipperton: »Ich muss jetzt gehen«, was mit einem Chor enttäuschter Ohs kommentiert wurde. Doch als er sagte, dass er am nächsten Tag wiederkommen wollte, erntete er große Vorfreude.
Tipperton sprang vom Stuhl und ging zu Phais. »Werdet wieder gesund, Mylady, bitte.«
Phais hielt die Augen geschlossen. »Das habe ich vor, mein Freund, das habe ich vor«, flüsterte sie.
Sie gingen weg, geführt von einer Châkian. »Ich weiß nicht, Tip«, meinte Beau. »Das war die letzte Güldminze, und wenn sie nicht wirkt … Ich hätte die Wunde doch kauterisieren sollen, auch wenn die Narben es ihr erschwert hätten, zu atmen. Ich hätte es tun sollen.«
»Haben die Zwerge denn keine Güldminze, Beau?«
Die Châkian neben den beiden Wurrlingen antwortete für Beau. »Nein, wir haben keine. Diese Minze ist sehr selten, und wir besitzen nichts davon.«
»Elwydd«, stieß
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