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Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Titel: Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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gar nichts.« Sie fiel auf einen Sitzsack und ließ mich nicht aus den Augen. »Außer mir der Reihe nach erzählen, was da eigentlich los war.«
    Notiz an mich selbst: Alenya unauffällig fragen, ob sie sich vorstellen kann, auf Mädchen zu stehen.

9. Kapitel
    Jetzt reg dich wieder ab«, sagte Suse später am Abend. »Bestimmt war er bloß auf dem Klo. Ist er doch eh dauernd, innere Reinigung und so.«
    Sie flüsterte, weil Tante Jenny und meine Mutter nebenan in der Küche Scrabble spielten. Wir lagen auf einer dicken Decke auf dem Boden im Wohnzimmer und sahen uns die erste Folge der sechsten Staffel von Blood
Diary an, aber allzu viel bekam ich von der Vampir-und-Werwolf-Romantik nicht mit.
    »Oder tot«, sagte ich.
    »Oder er war kurz draußen, um sich in seine Rockerkluft zu schmeißen und dann Smoke on the Water zu klampfen wie jedes Jahr.«
    Das war schon mindestens ihr zehnter Vorschlag nach: Er war auf einer Kreuzfahrt, öffnete gerade wem die Tür oder machte im Wohnzimmer Kopfstand. Und ich konnte an nichts anderes denken, als dass Opa meinen achtzehnten Geburtstag vielleicht gar nicht erlebte.
    »Ich will überhaupt nichts mehr über meine Zukunft wissen«, sagte ich, »wenn ich danach sogar noch weniger kapiere als vorher und die Zukunft einfach nur schrecklich ist.«
    »Okay, aber wenigstens saß Tomputer neben dir.«
    Ich zuckte die Schultern. »Hat genauso wenig zu sagen. Wahrscheinlich haben wir irgendwann beschlossen, Freunde zu bleiben. Ich meine, werden wir irgendwann beschließen . Verflixt, was soll das alles überhaupt, das bringt doch gar nichts, wenn ich hinterher mehr Fragen habe als vorher!«
    Wir sahen einen Moment schweigend zu, wie auf dem Bildschirm ein Vampir krachend in den Hals einer Hexe biss. Ich schaltete ab. »Die Folge müssen wir uns noch mal in Ruhe ansehen, ich hab gar nichts mitgekriegt.«
    Suse stand auf und sah mich ernst an. »Womöglich hat das die alte Elsa in ihrem Brief gemeint.«
    »Dass es Hexen gibt?«, fragte ich.
    »Haha. Ich meine, als sie schrieb, dass ein Blick in die Zeiten Stürme entfesseln kann.«
    Suse hat so was wie ein fotografisches Gedächtnis. Sie muss einen Text nur ein Mal gelesen haben und vergisst ihn nie. Sie hätte eigentlich meinen Ring bekommen sollen, weil sie sich Mathe- und Geschichtsaufgaben viel schneller und genauer einprägen könnte als ich.
    »Deswegen«, fuhr Suse fort, »müssen wir künftig sehr, sehr genau sein, wenn wir eine Frage stellen. Okay?«
    »Okay.«
    »Aber jetzt lass uns endlich ins Zimmer und wegen Mathe und Geschichte nachsehen.«
    »Weiß gar nicht, warum dir das so wichtig ist. Du schreibst doch sowieso immer Spitzennoten«, brummte ich.
    »Stimmt. Aber so kann ich Spitzennoten schreiben und nur lernen, was auch wirklich drankommt. Spart ne Menge Zeit.«
    Als wir in die Küche kamen, sagte meine Mutter gerade: »Katzschwanz ist kein Wort, Jenny. Leg was anderes.«
    Tante Jenny sah sie düster an. »Regulatieren ist aber auch keins.«
    Die beiden streiten nie, außer beim Scrabblespielen.
    »Gute Nacht«, sagten wir gleichzeitig.
    Die beiden sahen erschrocken auf. »Ihr geht schon ins Bett? Freiwillig?«
    »Müssen noch lernen«, nuschelte ich.
    Meine Mutter riss die Augen auf. »Es geschehen noch Zeichen und Wunder!«
    »Was liegt denn an?«, fragte Tante Jenny.
    »Geschichtsarbeit übermorgen«, antwortete Suse. »Wir haben einen neuen Lehrer.«
    »Haha, Ratzkefatzke«, kreischte meine Mutter und dann prustete auch Jenny los. Die kriegten sich gar nicht wieder ein. Das ist irgendein Insidergag zwischen den beiden, über den sie sich seit Jahren immer wieder halb totlachen. Aber was es mit der Ratzkefatzke-Geschichte auf sich hatte, das verrieten sie nie, egal wie lange wir sie löcherten. Keine Chance.
    »Ihr seid echt kindisch«, sagte Suse.
    »Wo ist eigentlich Papa?«, fragte ich. Normalerweise brachte er um diese Zeit Laila ins Bett.
    »In der Praxis. Abrechnungen machen.« Meine Mutter wischte sich Lachtränen aus den Augen.
    Da kam mir eine blendende Idee. Ich schnappte mir schnell Suses Hand und rief: »Tschüss und Gute Nacht. Bis morgen. Schlaft gut. Buona notte. Bye-bye.«
    Tante Jenny und meine Mutter guckten uns mit offenen Mündern hinterher.
    In unserem Zimmer angekommen, setzten wir uns an meinen Schreibtisch, das Kästchen zwischen uns. Ich zog den Ring über, beschloss aber: erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Zuerst prägte ich mir mithilfe des Rings die Matheaufgaben für den

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