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Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Titel: Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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klassische Verwirrtaktik. Funktioniert immer. Die beiden schüttelten nur den Kopf und setzten sich. Als wir kurz darauf die Biege machten, hörte ich meine Mutter fragen: »Hast du ihnen das erzählt?«
    Wenig später hockten wir neben dem Kiosk am Park auf einer Bank in der Morgensonne und schlürften Energy-Drinks. War ja eine lange Nacht gewesen.
    »Wann die wohl anfangen zu wirken? Ich könnte auf der Stelle einschlafen«, murmelte ich schwach.
    »Nichts da, wiederholen!«, befahl Suse.
    »Wiederholen?«
    »Die dritte Lösung!«
    Ich stöhnte auf, gab mich aber, als ich ihren giftgrünen Blick sah, sofort geschlagen. »Z geteilt durch zwei minus drei Z minus zwei minus drei Z geteilt durch drei Z minus zwei ist gleich minus Z durch Z…«
    »Durch drei Z!«, korrigierte Suse mich genau in dem Moment, in dem Marli durch den Parkeingang fegte wie ein Wirbelsturm. Und ich meine fegte . Sie raste an uns vorbei, schlug ein paar Haken wie ein Karnickel, hechtete über eine kleine Mauer, machte eine Rolle, flitzte weiter, sprang rückwärts über eine Stange, rollte zu Boden, rappelte sich wieder auf, kletterte auf einen Papierkorb, hüpfte von dort aus über eine Hecke und war verschwunden. Wir sahen uns entgeistert an.
    »Was…?«, begann Suse.
    »… war das?«, beendete ich ihre Frage.
    Wir schauten uns um, ob Marli verfolgt wurde. Ob ein Axtmörder hinter ihr her war und so weiter. Aber im Park war niemand zu sehen außer ein paar Rentnern, die früh aufgestanden waren, um die Enten zu füttern, laut schnaufenden Joggern und einigen Schülern. Und alle sahen kopfschüttelnd in die Richtung, in die Marli sich aus dem Staub gemacht hatte.
    »Die hat sie nicht mehr alle«, sagte ich.
    Suse erwiderte nichts. Ich hatte ihr alles erzählt, was ich bei meinem Besuch auf meinem achtzehnten Geburtstag gesehen hatte. Nur von Marli hatte ich nichts gesagt. Dass die nicht nur auf der Party gewesen war, sondern sogar bei der kleinen Feier in der Küche. Weil ich es nicht wahrhaben wollte. Und weil ich hoffte, dass es dann nie passieren würde. Die Zukunft kann sich ja ändern, man kann sie sogar beeinflussen (siehe Höschen), das wusste ich inzwischen. Also. Somit konnte es gut sein, dass Marli aus unserem Leben wieder verschwinden würde, und zwar genauso schnell, wie sie gerade an uns vorbeigeflitzt war.
    »Oder?«, hakte ich nach.
    »Oder was?«
    »Findest du nicht, dass Marli komisch ist? Total aufgedreht und arrogant?«
    Suse ignorierte meine Frage und sagte stattdessen: »Lass uns mal weitergehen. Sonst kommen wir noch zu spät. Hast du die Colaflasche?«
    Und ich glaube, in diesem Moment passierte es, es gab eine Veränderung der Atmosphäre um Suse und mich herum. Als ob sich da unsanft etwas zwischen uns geschoben hätte. Beispielsweise ein signalrotes Schild, auf dem stand: »Sperrzone! Betreten verboten!«, und an dem alle meine Fragen und Kommentare zu Marli abprallten. Wie ein Minenfeld, das ich besser weiträumig umging.
    Obwohl wir die halbe Nacht zusammen wach geblieben und uns zwischen dem Zeitenschauen gegenseitig mit Gummibärchen gefüttert hatten (das unauffällige Vorrätevernichten klappte wie am Schnürchen). Obwohl Suse für mich die Matheaufgaben gelöst und ich mir immer wieder angehört hatte, wie süß Marc ist – ein Freund von Greg, wie ich verblüfft erfuhr. Obwohl ich vor einer Sekunde noch hätte schwören können, dass wir für immer zusammen durch dick und dünn gehen würden, Pferde stehlen, wie Pech und Schwefel zusammenhalten und so weiter. Doch jetzt hatte sie ihr Gesicht verschlossen wie eine Tür und sah aus, als würde sie am liebsten etwas sagen, sagte es aber nicht . Schweigend gingen wir durch den Park in die Schule.
    »Was war das vorhin?«, hörte ich Suse später in der Klasse hinter mir flüstern.
    Ich tat so, als wäre ich sehr mit den Englischvokabeln beschäftigt, die Poldi mit einem Overheadprojektor an die Wand geworfen hatte. Bei Poldi haben wir Deutsch und Englisch, so können die Mädchen ihn sogar auf Englisch anschmachten. Gerade erklärte er den Unterschied zwischen big , great , large , tall und high . Aber ich bekam nichts davon mit, weil ich meine Lauscher nach hinten gerichtet hatte.
    »Was vorhin?«, fragte Marli.
    »Wir haben beobachtet, wie du durch den Park gejagt bist wie in einem Action-Thriller.«
    »Ach so das. Hab euch gar nicht gesehen. Freerunning.«
    »Freerunning? Was ist das?«
    »Kennst du nicht? Gibt’s das bei euch nicht?«
    Gibt’s das bei

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