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Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Titel: Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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versteckt hatten. Dann kleben sie die Folie in den Türrahmen und setzen sich wieder hin. Der Ratzke kommt zurück, öffnet die Tür, rennt voll in die Plastikfolie rein und schafft es nicht, ins Zimmer zu kommen.«
    »Verstehe«, sagte ich. »Find ich jetzt aber nicht sooo lustig, dass man sich darüber jahrelang halb totlachen kann.«
    »Du hättest sein Gesicht sehen sollen!« Und dann schüttete sie sich genauso aus vor Lachen wie Tante Jenny und meine Mutter immer. Super.
    Inzwischen war es draußen stockduster, aber wir waren noch hellwach. In die Zeiten sehen, macht schlaflos. »Meinst du«, fragte ich, während ich die präparierte Colaflasche zwischen den Händen drehte, »dass das funktioniert?«
    »Der Spickzettel? Hundertprozentig. Wie spät ist es?«
    Ich blickte auf die Anzeige in meinem Computer. »Oh, schon kurz nach elf.«
    »Bevor wir schlafen, schau mal nach, wann ich endlich auch einen richtigen Freund haben werde.«
    »Was heißt hier auch? Glaube kaum, dass sich ein richtiger Freund nach dem ersten Kuss aus dem Staub macht und sich eine Woche lang nicht blicken lässt. Nur um dann mit einem blöden Computerspiel als Geschenk aufzutauchen«, nölte ich. »Und dann ruft er nicht mal an!«
    »Luna. Bitte, bitte, bitte, bitte!« Sie fiel vor mir auf die Knie, streckte mir flehend die Hände entgegen und verdrehte die Augen. »Bitte, ich halte es nicht mehr aus! Ich muss es einfach wissen!«
    Wir mussten beide lachen. Doch ihr verging das Lachen, als ich ihr eine Achterbahnattacke später sagte, dass sie sich noch genau dreiundzwanzigmal verknallen würde, bis endlich der Richtige dabei war.
    »Dreiundzwanzigmal? Spinnst du?«, keuchte sie. »Das dauert ja noch ewig.«
    »Ach Quatsch, bei deinem Tempo. Denk mal allein an Fabian und Jannick und Heiko und diesen Typ aus der Eisdiele und den Busfahrer?«
    Sie schüttelte vehement mit dem Kopf. »Oh nein, erinner mich nicht an den!«
    Oh doch. Schließlich hatten wir ein paarmal mit der Linie 4 fahren müssen, nur weil sie den Fahrer mit dem hochgestrubbelten blonden Haar so süß fand. Dabei war der uralt, viel zu alt, um süß zu sein. Zwanzig, schätzte ich.
    »Du weißt, dass ich recht habe! Wenn du so weitermachst, dauert es nur ein paar Wochen, höchstens zwei, drei Monate.«
    Suse verzog sich schnaubend in ihr Bett. Zufrieden lächelnd legte ich mich unter die Decke und war glücklicherweise vor Suses Schnarchen eingeschlafen.
    Am nächsten Morgen riss ich die Vorhänge auf. Es würde wieder ein sonniger, heißer Tag werden. Wir zogen uns an und gingen nach unten, um Kaffee und Kakao zu kochen. Suse briet ein paar Spiegeleier, ich schnitt Opas selbst gebackenes Brot in Scheiben und warf sie in den Toaster. Als Jenny und Mama mit Laila in die Küche kamen, freuten sie sich, wurden aber mit einem Schlag misstrauisch.
    »Ihr habt doch was ausgefressen«, behauptete Tante Jenny.
    »Darauf würde ich wetten«, sagte meine Mutter.
    »Wieso?«, fragte Suse und klapperte mit ihren langen Wimpern.
    »Ihr steht freiwillig früher auf, um Frühstück zu machen? Was ist los?«
    »Möchtest du Kaffee?« Ich drehte mich zu ihr um.
    »Ich beantworte deine Frage gern«, sagte meine Mutter, »nachdem du meine beantwortet hast.«
    Ich sah sie zuckersüß lächelnd an. »Es gibt sogar Milchschaum!«
    Meine Mutter seufzte. Wenn ich so weitermachte würde bald eines dieser Wir-müssen-uns-mal-unterhalten-Fräulein-Gespräche stattfinden. Eins von den Gesprächen, wo sie in unser Zimmer kommt und Suse bittet, uns mal eben allein zu lassen. Wo sie die Tür hinter sich zumacht und sich neben mich setzt und mir so lange in die Augen schaut, dass ich bereit bin, alles zuzugeben, auch das, was ich nicht gemacht habe. Hauptsache, sie hört auf, mich so anzuschauen. Und dann sagt sie so was wie »Luna, mein kleiner Mond, versuch erst gar nicht, mich anzuflunkern. Ich habe dich neun Monate in meinem Bauch gehabt und unter den fürchterlichsten Schmerzen zur Welt gebracht, du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich nicht merke, wenn mit dir was nicht stimmt. Also raus damit«, und so weiter.
    »Wir haben wirklich nichts ausgefressen«, sagte ich mit unschuldiger Miene. »Anders als manche Leute, die ihren Lehrer in durchsichtige Folie reinrauschen lassen.«
    Die beiden starrten mich an und wechselten einen Blick. »Wie bitte?«
    »Hm?«, sagte ich.
    »Was hast du gesagt?«, fragte Tante Jenny.
    »Wer?«, fragte Suse. »Ich?«
    »Wieso?«, ergänzte ich hilfsbereit.
    Die

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