Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Titel: Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
Vom Netzwerk:
Nachschreibetest ein. Suse, die mitschrieb, was ich ihr vorsagte, löste die Aufgaben in einem Affenzahn. Danach pulten wir das Etikett von einer Colaflasche, scannten es ein und bearbeiteten es so, dass dort nun statt der Zutatenliste zwei Lösungen des Mathetests zu lesen waren. Zum Schluss klebten wir das gefälschte Etikett wieder auf die Flasche.
    Die dritte Lösung passte nicht mehr drauf, deswegen leierte Suse sie mir so lange vor, bis ich sie auswendig konnte. Dann guckten wir noch die Geschichtsaufgaben an und fühlten uns bestens für die nähere Zukunft vorbereitet.
    »Okay, dann bin ich jetzt mal dran«, rief Suse, sprang vom Schreibtisch auf und schnappte sich ihren Ring mit dem grünen Diamanten. »Seit ich weiß, dass ich in die Vergangenheit sehen kann, denke ich ständig darüber nach, was ich noch alles nachgucken will.«
    »Ja! Ich weiß auch schon, was.« Ich strahlte, davon überzeugt, dass Suse meine blendende Idee auch gefallen würde. »Ich sage nur: Ratzkefatzke!«
    »Genial!« Eifrig nahm Suse ihren Block in die Hand und setzte es ganz oben auf unsere To-do-Liste.
    »Danach«, sagte ich, «könntest du rausfinden, ob Josh Hutcherson echt mit Ariana Grande zusammen ist.«
    »Wie das denn?«
    »Na ja«, erklärte ich. »Du fragst, was genau gelaufen ist, als sie bei den MTV-Awards zusammen aufgetreten sind.«
    Suse schien nicht begeistert.
    »Okay, du könntest nachschauen, wie dein Vater aussah, als er deine Mutter kennengelernt hat. Oder das Geheimrezept von Coca-Cola rausfinden.«
    Suse grinste. »Aber eigentlich interessiert mich noch mehr, was Emma letzte Woche zu Jannick gesagt hat, denn seitdem guckt er mich nicht mehr an. Ich befürchte, sie hat ihm verraten, dass sein Foto eine Zeit lang mein Bildschirmschoner war.«
    »Mann, wie peinlich, würde aber so manches erklären.«
    Wir diskutierten eine ganze Weile darüber, was wir nachgucken wollten, und notierten eifrig. »Oh je«, sagte Suse dann. »Wenn ich das alles frage, bin ich ja eine Woche unterwegs.«
    »Und wie ist das, wenn du dann aufs Klo musst?«
    »Kann ja Josh Hutcherson fragen, ob ich seins benutzen darf.«
    Wir hielten uns die Bäuche vor Lachen.
    »Also, womit soll ich anfangen?«, fragte Suse, als sie wieder Luft bekam.
    »Ratzkefatzke natürlich«, schrie ich. Wir grinsten uns an.
    Dann wurde Suse ganz ernst, drehte an ihrem Ring und sagte feierlich: »Ich möchte wissen, was Tante Anna und meine Mutter immer mit Ratzkefatzke meinen.«
    Und schon begannen ihre Pupillen, wieder so wild hin und her zu schießen, während ihr Körper wie erstarrt wirkte. Das sah wirklich zum Fürchten aus. Ich beobachtete sie gebannt, es kam mir wie eine Ewigkeit vor. Als ich gerade dachte, das war’s, die bleibt jetzt für immer so ein Zombie, nicht ansprechbar, mit leerem Blick, spritzte ich ihr Wasser ins Gesicht und wenige Zuckungen später war es vorbei. Mann, war ich erleichtert.
    Vor allem, als sie mich ansah und breit grinste.
    »Erzähl!« Ich hätte sie am liebsten an der Schulter geschüttelt, so neugierig war ich, aber ich hielt mich gerade noch zurück. Ich wusste ja selbst am besten, wie man sich nach so einer Reise fühlte: vollkommen alle.
    »Ratzke war ihr Geschichtslehrer«, sagte Suse. »Sie haben ihn Ratzkefatzke genannt.«
    »Zum Totlachen«, sagte ich enttäuscht.
    »Die beiden waren ungefähr so alt wie wir«, fuhr Suse unbeeindruckt fort. »Ich habe sie in der Schule sitzen sehen. Nebeneinander.«
    »In einer Klasse?« Komisch, Tante Jenny war schließlich ein Jahr älter als meine Mutter.
    »Scheint, als ob meine Mutter mal ne Ehrenrunde gedreht hat.« Suse wackelte beneidenswert akrobatisch mit den Augenbrauen.
    »Wie sahen sie aus?«, fragte ich atemlos.
    »Heftig.« Suse holte tief Luft. »Fette Schulterpolster, Haare toupiert, neonfarbenes Haarband, Tüllrock, breiter Gürtel.«
    Ich keuchte bestürzt auf. »Wirklich?«
    »Deine Mutter hat riesige Smiley-Ohrringe aus Plastik getragen. Und Cowboystiefel.«
    »Du liebe Zeit.« Fast wäre ich rot geworden vor Fremdscham. »Cowboystiefel?«, flüsterte ich.
    Suse nickte.
    »Wahnsinn.«
    »Und ich stand quasi direkt neben ihnen!«
    »Okay, erzähl weiter.«
    »Also, dieser Ratzke, der Geschichtslehrer, wollte eine Arbeit schreiben, hatte aber zu wenige Aufgabenblätter dabei. Er ist raus aus dem Klassenzimmer, um Kopien zu machen. Kaum ist er draußen, springen unsere Mütter auf, holen aus einem Schrank eine große Rolle Klarsichtfolie, die sie dort wohl

Weitere Kostenlose Bücher