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Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert

Titel: Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Henkel
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Vorteile, wenn man so was Herrliches, wie von seinem Freund mit Sonnencreme eingeschmiert zu werden, gleich zwei Mal erleben kann! Dann lagen wir eine Weile faul in der Sonne herum.
    Leider sprang dann aber bald schon mein Vater auf, ließ den Nacken kreisen, machte ein paar Kniebeugen und verkündete groß, dass er jetzt vom Zehn-Meter-Brett springen würde. Ich schüttelte beschwörend den Kopf, doch da er mich keines Blickes würdigte, zuckte ich mit den Schultern. Eigentlich hatte ich mir ja fest vorgenommen wegzusehen, aber dann hatte ich eine viel bessere Idee. Ich lieh mir Toms Handy, das eine Superkamera hatte, und legte mich in Position. Vielleicht freute Papa sich ja, sein tolles Kunststück später in Zeitlupe ansehen zu können.
    Mein Vater kletterte die Leiter hoch, ging zum Rand des Brettes, sah in die Tiefe und dann zu uns. Er rief irgendwas Unverständliches, was dafür sorgte, dass alle Badegäste in Hörweite zu ihm aufsahen. Nur Laila interessierte sich mehr für ihre Windel oder besser gesagt dafür, wie sie die am besten loswerden konnte. Die Windel passte ihr anscheinend gar nicht. Ihr Kopf war schon ziemlich rot, ihre Eulenaugen quollen hervor und es war abzusehen, dass sie in der nächsten Minute einen Tobsuchtsanfall bekommen würde.
    Mein Vater winkte uns zu. Das Wasser im Schwimmbecken glitzerte einladend. Er streckte die Arme über den Kopf und – sprang. Warum genau der Kopfsprung verunglückte, kann ich nicht sagen, dafür ging es zu schnell. So ein Sprung dauert ja wahrscheinlich nur ein oder zwei Sekunden. Er kam mit einem gewaltigen Bauchklatscher auf dem Wasser auf, was für eine hübsche Fontäne! Meine Mutter sprang erschrocken auf, aber Opa ergriff beruhigend ihren Arm. »Dass einem der Bauch aufplatzen kann aus zehn Metern Höhe, ist nur ein Gerücht«, sagte er.
    Meine Mutter wurde blass. »Bauch aufplatzen? Was redest du da!«
    Da schoss mein Vater auch schon an die Wasseroberfläche, schüttelte sein spärliches, nasses Haar, sichtlich bemüht, sich die Schmerzen nicht anmerken zu lassen. Nun hatte er so ziemlich die Aufmerksamkeit von allen. Mit ein paar Schwimmzügen erreichte er die Badeleiter, bestieg die erste Stufe und hielt mitten in der Bewegung inne. Entgeistert sah er an sich hinab.
    Es ist schon erstaunlich, wie sehr die Zukunft dann eben doch feststeht, denn bei seinem Weltklassesprung hatte Papa die Badehose verloren, so wie ich es vorausgesehen hatte. Hastig ließ er sich wieder ins Wasser fallen. Dass Greg kurz darauf, die Badehose wie eine Trophäe in die Luft streckend, auf ihn zuschwamm, machte es auch nicht gerade besser. Für mein Filmchen allerdings war das Gold wert.
    Als er sich rotbauchig und -köpfig wieder auf sein Handtuch fallen ließ, sagte mein Vater: »Bitte, spart euch eure Kommentare.« Und dann ziemlich lange gar nichts mehr. Allerdings warf er mir ab und zu finstere Blicke zu, als ob meine Warnung daran schuld gewesen wäre, dass das passiert war. Zwar hatte ich nicht vor, das Video bei YouTube hochzuladen, aber wenn es hart auf hart kam, konnte ich ihm damit ja einmal ein Smartphone oder ein eigenes Zimmer aus den Rippen leiern.
    »Gehen wir ins Wasser?«, fragte ich Tom. Suse, das wusste ich, würde vorerst ihre Sonnenanbeterei nicht unterbrechen. Aber es war mir nur recht, wenn Tom und ich alleine sein konnten. Das Wasser glitzerte und funkelte türkisblau. Ich sprang hinein, Tom hinterher. Es war herrlich! Später kauften wir uns am Kiosk ein Eis, spielten eine Runde Frisbee und gingen quer über die Liegewiese zurück zu unserem Platz. Ein bisschen erschöpft ließ ich mich auf den Rücken fallen. Meine Mutter rannte gerade Laila hinterher, die sich in einem unbemerkten Moment auf ihre krummen Beine gestellt hatte und in irgendeine Richtung losgetorkelt war. Da hörte ich Homer Simpsons Stimme: »Langweilig!« Das ist der SMS-Ton meines Vaters. Er findet das lustig.
    Plötzlich ging ein Ruck durch ihn, doller noch als das Zucken am Beckenrand, als er merkte, dass er unten ohne unterwegs war. Er runzelte die Augenbrauen und dann sah er sich um. Mit einem nachdenklichen Gesicht schob er das Handy zurück in seine Tasche. Als kurz darauf meine Mutter mit der brüllenden Laila auf dem Arm zurückkam, sagte er: »Hör mal, Anna, ich muss leider noch mal weg.« Und war schon auf den Beinen. Dafür, dass mein Vater gepflegtes Faulenzen sehr liebte, benahm er sich schon reichlich komisch. Als ob ihn was gestochen hätte.
    »Noch mal weg?«,

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