Magische Zeiten - Ploetzlich verzaubert
seinem Computer. Er hatte sich die Haare wachsen lassen, wahrscheinlich um die Pickel auf seiner Stirn zu verbergen. Bei denen auf der Nase half das allerdings nicht viel. Außerdem schaute er einem nicht mehr in die Augen. Was dazu führte, dass ich ihn auch kaum noch eines Blickes würdigte. Doch jetzt musterte ich ihn und stellte überrascht fest, dass die Pickel weg waren und er gar nicht so übel aussah.
»Ich hatte mir schon überlegt, euch beide im Keller einzusperren oder im Baumhaus. Und euch erst wieder rauszulassen, wenn ihr euch versöhnt habt. Das machen sie in Filmen immer so.«
»Wage es.« Ich straffte die Schultern. »Wir kriegen das schon selbst hin, wenn ihr uns alle in Ruhe lasst.«
»Übrigens.« Er trat von einem Fuß auf den anderen. »Äh, also… wie ist die eigentlich so, diese Marli…?«
Ich fixierte ihn. »Wieso?«
»Sie war mal mit Suse hier.«
War sie? Wieso wusste ich nichts davon? Und wo war ich da gewesen? Bei Tom? Liefen unsere Leben jetzt echt so dermaßen aneinander vorbei, dass wir nichts mehr voneinander mitbekamen – obwohl wir in einem gemeinsamen Zimmer wohnten?
»Also, hat sie einen Freund?«
»Du willst mich über Marli ausquetschen? Im Ernst jetzt?« Ich spürte, wie mein Blut zu kochen begann. »Mann, lasst mich doch einfach mal alle in Ruhe!« Mit diesen Worten stieß ich ihm den Ellbogen in die Seite, damit er mir Platz machte, und preschte aus der Tür.
Suse und Marli saßen schon auf ihren Plätzen, als ich ins Klassenzimmer kam, zwei fette Sporttaschen neben sich. Marli hatte nasse Haare, Suse knallrote Wangen, was sie noch schöner machte, aber darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken. Ich nickte ihnen zu und setzte mich neben Kristen, die sich gerade gewissenhaft einen Mitesser ausdrückte.
»Das war der Hammer«, hörte ich Suse hinter mir sagen. »So langsam krieg ich es hin, glaube ich. Den Backflip muss ich allerdings noch üben.«
»Dafür, dass du erst angefangen hast, bist du echt gut.«
»Danke.« Suse klang mächtig stolz. »Aber dein Teufelssprung… der reine Wahnsinn!«
Marli kicherte. »Ja, nicht wahr?«
Teufelssprung? Wie albern!
»Hätte ich mich nie getraut«, sagte Suse.
»Ach was, wart’s ab. Noch ein paar Tage und du machst das auch!« Marli lachte. »Du musst nur den Swimmingpool treffen!«
Aha, dachte ich, deswegen die nassen Haare.
»Dann muss ich mich ranhalten«, sagte Suse ganz aufgeregt. »Solange noch Sommer und Wasser im Pool ist. Sonst wird aus dem Teufelssprung vielleicht noch der Todessprung.«
Sonst wird aus dem Teufelssprung vielleicht noch der Todessprung, machte ich sie lautlos nach. Das war doch alles nicht zu fassen. Wo steckte überhaupt die Landkarte? Sonst kam die doch immer überpünktlich zum Unterricht, doch wenn man sie mal brauchte, um die zwei hinter mir zum Schweigen zu bringen, kam sie zu spät. Ich tat so, als ob ich eine SMS lesen würde.
»Hey Marli, was ist denn mit deinem Haar passiert?«, hörte ich Suse flüstern.
Und obwohl ich mir meine Neugierde verbot, konnte ich nicht anders. Ich drehte mich um und glaubte, meinen Augen nicht zu trauen. Vor einer Minute noch hatte sie klitschnasses Haar gehabt, und jetzt sah es aus wie frisch geföhnt. Ihre Tolle stand in die Luft wie eine Eins!
»Aber wie…?«, stießen Suse und ich gleichzeitig hervor.
»Geniales Haargel«, sagte Marli. »Aus Amerika.«
Bevor eine von uns noch etwas sagen konnte, knallte die Landkarte die Tür hinter sich zu und rief: »Bücher raus. Seite 124. Zack, zack!«
Mir blieb nichts anderes übrig, als mich nach vorn zu drehen. Aber die Sache mit Marlis Haaren stank echt zum Himmel.
In der kleinen Pause zerrte Alenya mich am Ärmel in eine Ecke. »Ich weiß ja, dass du das nicht hören willst, aber ich muss es dir einfach erzählen.« Ihre Augen leuchteten wie zwei kleine Sonnen. »Das war total irre heute Morgen. Meine Mutter hat mich etwas früher aus dem Auto aussteigen lassen als sonst, weil sie noch zum Friseur musste und… egal. Jedenfalls hab ich die beiden gesehen.«
»Die beiden?«
»Suse und Marli.«
Ich schnitt eine Grimasse.
»Weißt du überhaupt, was die da genau machen? Das ist echt der Wahnsinn, wallah! Vor allem Marli, Hammer! Wirklich wahr.«
»Wie schön«, sagte ich und wollte schon an meinen Platz zurück.
Aber Alenya war noch lange nicht fertig. »Du kennst doch die grüne Hütte, auf die wir früher ab und zu geklettert sind, um dann auf dem Dach in der Sonne zu liegen?«
Ich
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