Magisches Erbe
immer – uns beide gesehen hat? Wurde er jetzt auf uns beide geprägt?«
»Betrachten wir es mal so«, antwortete Ms Terwilliger nach einigen Momenten des Nachdenkens. »Der Callistana denkt, Sie beide wären seine Eltern.«
Kapitel 18
Ich hatte ganz sicher nicht damit gerechnet, nach dem heutigen Ausflug das gemeinsame Sorgerecht für einen Miniaturdrachen zu erhalten. (Ich weigerte mich, ihn einen Dämon zu nennen.) Und wie sich herausstellte, erwies sich Adrian schon jetzt als kein besonders hingebungsvoller »Vater«.
»Du kannst ihn erst mal nehmen«, eröffnete er mir, als wir wieder an der Amberwood waren. »Ich übernehme die Wochenendbesuche.«
»Du hast überhaupt nichts zu tun. Außerdem ist in wenigen Tagen schon Wochenende«, protestierte ich. »Und du weißt nicht mal, ob es ein ›er‹ ist.«
»Also, ich glaube kaum, dass es ihm etwas ausmachen wird, und außerdem werde ich nicht nachsehen, um es herauszufinden.« Adrian legte den Quarz in den Korb und schloss den Deckel, bevor er ihn mir überreichte. »Du brauchst ihn gar nicht wieder zu beschwören, weißt du.«
Ich nahm den Korb und öffnete die Autotür. »Ich weiß. Aber irgendwie habe ich ein schlechtes Gefühl dabei, ihn als Stein zurückzulassen.« Ms Terwilliger hatte mir gesagt, dass es gesünder für ihn sei, wenn ich ihn ab und zu herausließe.
»Siehst du? Schon zeigst du Mutterinstinkt. Du bist ein Naturtalent, Sage.« Adrian grinste und gab mir eine Tüte mit Kuchenstücken. Einen Teil hatte er für sich selbst behalten. »Sieh dich doch an. Du brauchst nicht einmal die Tätowierung zu brechen. Hast du vor einem Monat gedacht, dass du ein Drachenbaby bemuttern würdest?«
»Ich weiß es nicht.« Aber er hatte nicht unrecht. In der Wüste wäre ich wahrscheinlich schreiend vor ihm weggelaufen. Oder ich hätte versucht, ihn auszutreiben. »Ich werde ihn für den Moment nehmen, aber du musst irgendwann auch deinen Beitrag leisten. Ms Terwilliger sagt, der Callistana müsse Zeit mit uns beiden verbringen. Hmm.«
»Hmm, was?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin nur wieder mal vorschnell und frage mich, was ich mit ihm machen würde, wenn ich nach Mexiko führe.«
Adrian warf mir einen verwirrten Blick zu. »Wieso Mexiko?«
Mir wurde bewusst, dass wir nie darüber gesprochen hatten. Adrian hatte nur von Marcus’ Mission und dem ursprünglichen Brechen der Tätowierung gewusst, nicht von der Versiegelung. Ich hatte den Rest nicht geheim gehalten, aber plötzlich fühlte ich mich unwohl dabei, Adrian davon zu erzählen.
»Oh. Also, Marcus meint, wenn ich diesen rebellischen Akt vollführt habe, können wir danach die Elemente brechen und mich von der Kontrolle der Tätowierung befreien. Aber um den Zauber wahrhaft zu binden und dafür zu sorgen, dass die Tätowierung nie wieder repariert werden kann, muss sie übertätowiert werden – so wie bei ihm. Er nennt es Versiegelung. Aber dazu braucht man eine spezielle Komponente, die schwer zu finden ist. Er hat seine Tätowierung in Mexiko machen lassen und wird einige seiner tollkühnen Gesellen dorthin bringen, damit sie es auch tun können.«
»Ich verstehe.« Adrians Lächeln war verschwunden. »Also. Fährst du mit?«
Ich zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Marcus will schon, dass ich mitkomme.«
»Davon bin ich überzeugt.«
Ich ignorierte seinen Tonfall. »Ich habe darüber nachgedacht … aber es ist ein großer Schritt. Und nicht nur wegen der Tätowierung. Wenn ich das täte, gäbe es kein Zurück. Ich würde den Alchemisten den Rücken kehren.«
»Und uns auch«, sagte er. »Es sei denn, du hilfst Jill nicht nur wegen deiner Befehle.«
»Du weißt, dass es darum nicht mehr geht.« Wieder gefiel mir sein Ton nicht. »Du weißt, dass sie mir am Herzen liegt, sie und … und ihr anderen.«
Sein Gesicht wirkte jetzt hart. »Und trotzdem würdest du mit einem Kerl abhauen, den du gerade erst kennengelernt hast.«
»So ist das nicht! Wir würden nicht zusammen ›abhauen‹. Ich würde doch zurückkommen! Und wir würden aus einem ganz besonderen Grund hinfahren.«
»Strände und Margaritas?«
Für ein paar Sekunden war ich sprachlos. Es kam dem so nahe, worüber Marcus gewitzelt hatte. War das alles, was die Leute mit Mexiko assoziierten?
»Ich sehe schon, wie es ist«, fauchte ich. »Du warst dafür, dass ich die Tätowierung breche und selbstständig denke – aber das ist nur okay, wenn es dir auch in den Kram passt, wie? Genau wie deine ›Liebe aus der
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