Magisches Erbe
mich und lehnte sich gegen einen der Tische. »Wenn ich betrunken wäre, wäre ich gar nicht hier. Und für vier White Russians ist das ziemlich gut.«
»White was?« Ich hätte mich beinahe hingesetzt, hatte aber Angst, der Stuhl könne sich unter mir entmaterialisieren.
»Es ist ein Drink«, erklärte er. »Man sollte meinen, ich würde sicher nichts trinken, das so heißt – du weißt schon, wenn man meine eigene persönliche Erfahrung mit Russen bedenkt. Aber sie sind erstaunlich lecker. Die Drinks, nicht echte Russen. Sie enthalten Kahlúa. Es könnte genau der Drink sein, auf den du dein ganzes Leben gewartet hast.«
»Kahlúa schmeckt nicht wie Kaffee«, konterte ich. »Also fang nicht damit an.« Ich war wahnsinnig neugierig, warum er getrunken hatte. Manchmal tat er es, um Geist zu betäuben, aber heute Nacht schien er trotzdem Zugang zu dieser Magie haben zu wollen. Und natürlich brauchte er meistens gar keinen Grund, um zu trinken. Tief in meinem Inneren fragte ich mich, ob ihn wohl unser Streit zum Alkohol getrieben hatte. Ich wusste nicht, ob ich mich schuldig oder verärgert fühlen sollte.
»Außerdem musste ich heute Nacht kommen, um mich zu entschuldigen«, sagte er und setzte sich. Anscheinend hatte er nicht die gleichen Befürchtungen wie ich, was Stühle betraf.
Einen unerklärlich beängstigenden Augenblick lang dachte ich, er wolle den Teil darüber zurücknehmen, dass ich seine Flamme in der Dunkelheit sei. Stattdessen eröffnete er mir: »Wenn du nach Mexiko gehen musst, um diese Prozedur zu beenden, dann verstehe ich das. Es war falsch von mir, dich dafür zu kritisieren oder auch nur anzudeuten, dass ich irgendein Mitspracherecht dabei hätte. Eines der großartigsten Dinge an dir ist, dass du am Ende regelmäßig kluge Entscheidungen triffst. Von mir kann ich das leider nicht immer behaupten. Was du auch tun musst, ich werde dich unterstützen.«
Die ärgerlichen Tränen kehrten zurück, und ich blinzelte sie weg. »Danke. Das bedeutet mir viel … und um dir die Wahrheit zu sagen, ich weiß jetzt immer noch nicht, was ich tun werde. Mir ist klar, dass Marcus Angst hat, ich könne irgendwann in Schwierigkeiten geraten und von den Alchemisten kontrolliert werden. Andererseits scheine ich mehr Macht zu gewinnen, wenn ich bei ihnen bleibe, und außerdem … ich will dich nicht verlassen. Ähm, euch.«
Ein Lächeln erhellte sein Gesicht. Wie eine Flamme in der Dunkelheit. »Also, ›wir‹ freuen uns sehr, das zu hören. Oh, und ich freue mich auch, auf unser reizendes kleines uneheliches Drachenkind aufzupassen, während du in St. Louis bist.«
Ich grinste zurück. »Als Stein oder in seiner wahren Gestalt?«
»Hab ich noch nicht entschieden. Wie macht er sich im Augenblick?«
»Er ist in einem Aquarium eingeschlossen. Ich nehme an, ich wäre schon aufgewacht, wenn er zu mir ins Bett gekrochen wäre, also muss er wohl noch schlafen.« Hoffte ich jedenfalls.
»Na ja, wenn man zu dir ins Bett kriechen würde, dann wäre das sicher …« Welche Bemerkung Adrian auch hatte machen wollen, er hielt sie zurück. Stattdessen deutete er auf den Tisch, und ein Monopolybrett erschien. »Wollen wir spielen?«
Ich ging hinüber und warf einen Blick auf das Brett. Es schien ebenfalls unter seinem Alkoholkonsum gelitten zu haben, da die Hälfte der Straßen leer war. Diejenigen, die sichtbar waren, trugen Namen wie »Castile-Chaussee« und »Küken-Allee«. »Das Brett ist nicht ganz vollständig«, bemerkte ich diplomatisch.
Adrian wirkte unbesorgt. »Ich vermute, das verbessert deine Chancen.«
Ich konnte dem nicht widerstehen und ging das Risiko ein, mich auf einen der Stühle zu setzen. Ich lächelte Adrian zu, und dann zählte ich Geld, froh darüber, dass mit uns wieder alles – relativ – in Ordnung war.
Kapitel 19
Irgendwie verlor ich trotzdem.
Wäre Adrian zu spontanen Berechnungen imstande, würde ich schwören, dass er seine Kräfte benutzte, um die Würfel zu beeinflussen. Höchstwahrscheinlich hatte er entweder angeborene und unerklärliche Monopoly-Fähigkeiten, die ich einfach nicht verstehen konnte – oder er hatte sehr, sehr großes Glück. Aber das Spiel machte Spaß, und gegen ihn zu verlieren war sehr viel besser, als mich im Schlaf von Veronica verfolgen zu lassen. Er setzte die Traumbesuche während der nächsten Tage weiter fort, und obwohl ich mich nie ganz sicher vor ihr fühlte, beherrschte sie zumindest nicht meine Gedanken. Diese Ehre blieb meinem
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