Magisches Feuer - Magisches Feuer - Burning Wild
trauerten? Wogegen er selbst nicht einmal von den eigenen Eltern geliebt oder gemocht worden war, geschweige denn von jemand anders. Soweit Jake das beurteilen konnte, hatte Reynolds seiner Frau absolut nichts bieten können, dennoch zeigte sich überall, wohin er auch blickte, wie glücklich die beiden gewesen waren.
Er berührte die roten Haarsträhnen in Emmas Bürste; sie schimmerten wie gesponnene Seide, und sein Magen zog sich vor Sehnsucht zusammen. Schlimmer noch, finstere Eifersucht überfiel ihn. Er hatte davon gehört, dass seine Spezies diese gefährliche Charaktereigenschaft besaß, doch er selbst hatte dieses Gefühl noch nie empfunden. Es war so stark und intensiv, dass es nicht nur einen verkrampften Magen, sondern auch einen bitteren Nachgeschmack auslöste, und sein ohnehin reizbares Temperament aufbrausen ließ. Andrew und Emma hatten gelebt wie im Märchen - wie in einem gottverdammten Märchen. Das konnte nicht sein. Es durfte nicht wahr sein. Sie hatte nicht einmal etwas Anständiges zum Anziehen gehabt. Jede einzelne Jeans war verblichen und abgenutzt. Und er fand gerade mal zwei Kleider im Schrank.
Überall entdeckte Jake Bücher über Vögel, und außerdem einen von einer Frauenhand gezeichneten Entwurf für ein kombiniertes Vogel- und Gewächshaus. Sorgfältig faltete er die Zeichnung zusammen und steckte sie in seine
Manteltasche. Dann war da ein Skizzenblock, der ihn faszinierte. Die Kohlezeichnungen auf den Blättern zeigten Leoparden in verschiedensten Posen, manche erst halb fertig, andere sehr detailliert. Der Block war schon älter und ziemlich zerfleddert, als ob er oft benutzt worden wäre.
Jake blieb eine weitere Stunde in der Wohnung, ohne recht zu wissen, warum, er konnte sich einfach nicht losreißen. Er war ein Mann, der seine Freiheit und Unabhängigkeit brauchte; ein sexuell sehr aktiver Mann, der die Frauen, die ihm nachliefen, wo und wann er wollte vernaschte. Er hatte nie daran gedacht, sich auf eine richtige Beziehung einzulassen, doch als er sich in dieser unscheinbaren, winzigen Wohnung umsah, beschlich ihn das Gefühl, dass Reichtum, politischer Einfluss und seine schillernde Persönlichkeit nichts waren gegen das, was Andrew Reynolds gehabt hatte.
Jake zog die Wohnungstür zu und schloss ab. Er wollte genauso angeschaut werden. Nicht von irgendjemandem, sondern von Emma. Er konnte nicht fortgehen und sie sich selbst überlassen. Die Vorstellung, dass ein anderer Mann sich in sie verlieben und für sich beanspruchen könnte, brachte ihn so in Rage, dass er innerlich tobte vor Wut. An und für sich hätte Emma ihm gleichgültig sein können, doch sie ging ihm nicht mehr aus dem Sinn.
Jake wollte auch in so einem gottverdammten Märchen leben, und er konnte äußerst geduldig sein. Schließlich plante er alles mit Methode und ohne jeden Skrupel. Sobald er sich für ein bestimmtes Vorgehen entschieden hatte, war er absolut unerbittlich. Nichts und niemand stellte sich ihm längere Zeit in den Weg. Seine ein klein
wenig grausam wirkenden Mundwinkel verzogen sich zu einem grimmigen Lächeln. Er würde auf Sieg spielen, wie gewöhnlich. Egal, wie lang es dauerte, am Ende gewann immer er. Er wollte das, was Andrew gehabt hatte: Emma Reynolds - keine andere, nur Emma -, und er würde sie bekommen. Nichts und niemand konnte ihn davon abhalten.
3
H eute werde ich zweiunddreißig, Emma«, verkündete Jake, als er ins Krankenzimmer kam, und legte die Sachen, die er aus ihrer Wohnung geholt hatte, auf den kleinen Tisch neben ihrem Bett. Er hatte sie absichtlich drei Tage nicht besucht, auch wenn er dafür gesorgt hatte, dass sie in der Zwischenzeit seine Stimme auf dem Flur hörte. Chelsey hatte ihm mehrfach erzählt, dass sie sich sorge, weil Emma nichts mehr esse und sehr erregt wirke.
Augenblicklich heftete sich Emmas Blick auf sein Gesicht, und ihre Finger zupften an dem Laken, mit dem sie zugedeckt war.
»Es ist ziemlich peinlich, wenn man in diesem Alter ein Kind bekommt und nicht weiß, wie man damit umgehen muss. Ich habe alles Mögliche studiert und spreche mehrere Sprachen, doch zu lernen, wie man einem Baby die Windeln wechselt, ist mir nie in den Sinn gekommen. In ein paar Tagen wird mein Sohn entlassen, was soll ich dann tun?«
Jake nahm eine Bürste und trat an ihr Bett. »Du siehst etwas blass aus. Bekommst du immer noch Schmerzmittel?«
Emma befeuchtete ihre trockenen Lippen, was Jakes
Aufmerksamkeit auf ihren Mund lenkte. Er wühlte in seiner
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