Magisches Feuer - Magisches Feuer - Burning Wild
helfen. Mein Bein ist operiert, also kann ich weder laufen noch arbeiten. Ich habe keine Ahnung, was ich machen soll.« Emma hasste sich dafür, dass sich das so kläglich anhörte.
Jake zog sie am Haar, so dass sie wieder nach vorn sehen musste, doch sie ließ weiter die Schultern hängen. »Wir tun genau das, was wir bisher getan haben. Wir helfen uns gegenseitig. Ich habe Geld und ein großes Haus, falls du das brauchen kannst.«
Emma riss sich zusammen. »Ich brauche keine Almosen.« Aber das stimmte nicht. Und deshalb schämte sie sich. In Wahrheit war sie gerade dabei, einen Wildfremden zu bitten, ihr Leben in die Hand zu nehmen. Ihr war klar, was sie tat, aber sie konnte einfach nicht anders, nicht bei diesem Mann. Wer war er bloß? Warum wirkte er so vertraut und verlässlich?
Emma legte eine Hand über die Augen. Jake hatte auch jemanden verloren. Shaina. Der Name hatte einen bitteren Nachgeschmack. Shaina und ihr betrunkener Freund hatten Andy getötet. Seltsam, dass sie Jake seinen Schmerz zwar ab und zu ansehen konnte, ihn aber niemals wirklich bei ihm spürte, wogegen ihre eigene Qual und Trauer so groß waren, dass sie vor lauter Kummer fast erstickte und fürchtete, nie mehr glücklich zu werden.
»Denk daran, dass du eine Abfindung bekommen wirst«, sagte Jake, »und zwar eine hohe Summe. Ich kann dafür sorgen, dass meine Anwälte da dranbleiben. Sobald das geklärt ist, brauchst du dir eine Weile um Geld keine Gedanken mehr zu machen. Es dürfte ausreichen, um für dich und das Baby zu sorgen.«
»Aber das ist Blutgeld. Es kann mir doch Andrew nicht ersetzen.« Abrupt beugte sich Emma nach vorne, um Jakes tröstlichen Berührungen auszuweichen. Doch der hielt sie an den Haaren fest, so dass sie leise aufschrie.
»Beruhige dich. Ich kann nichts dafür«, erwiderte er.
»Egal, warum es gezahlt wird, das Geld kommt dem Baby zugute. Und du wirst es auch brauchen können. Wenn es dir nichts ausmacht, kümmere ich mich einfach um diesen Aspekt der Sache, bis du dich damit abfinden kannst.«
»Wie du willst.«
Emma hatte sehr leise gesprochen, dennoch durchzuckte ihn ein Triumphgefühl, als sie seine Hilfe annahm. Jake wollte ihr den Kummer gern nehmen, obwohl ein Teil von ihm überrascht und erfreut darüber war, dass sie echte Trauer empfinden konnte. Der Tod seines Urgroßvaters, der ihn sehr getroffen hatte, war für ihn nicht halb so schlimm gewesen wie der Tod ihres Mannes für Emma. Es faszinierte ihn, dass sie fähig war, jemanden so sehr zu lieben, dass sie ihr Leben für sinnlos hielt, wenn es diese Person nicht mehr gab. Sosehr er sich auch bemühte, er konnte einfach nicht um Shaina trauern.
Jake stellte fest, dass ihm diese Seite von sich, diese kalte Gefühllosigkeit, mit der er eine so empfindsame Frau wie Emma ausnutzte, nicht gefiel. Das wenige, was er durch das Krankenhauspersonal und den Besuch ihrer Wohnung über sie erfahren hatte, verriet ihm, dass Emma eine unabhängige, humorvolle Frau mit festen Überzeugungen war. Augenblicklich jedoch wirkte sie schwach und verletzlich, wie erdrückt vom Kummer über ihren Verlust. Jakes harte Lebensumstände hatten ihn schon vor langer Zeit gelehrt, dass kein Mensch aufrichtig war, doch obwohl er die ganze Zeit geglaubt hatte, Emma irgendwann bei einer Schwindelei ertappen zu können, war es ihm nicht gelungen. Falls sie ihm etwas vorspielte, hatte sie einen Oscar verdient.
Plötzlich spürte er, wie sie sich unter seinen Händen
versteifte und aufhorchte. Sie drehte den Kopf zur Tür.
»Das Baby schreit«, sagte sie. »Kannst du es mir bringen?«
Jake runzelte die Stirn. Dank seines »anderen« Ichs besaß er ein außergewöhnlich gut ausgeprägtes Gehör und erkannte das Weinen seines Sohnes auf Anhieb. Sein Hirn verarbeitete Geräusche, Sprache und Fakten automatisch, doch Emma hatte instinktiv auf das Babygreinen reagiert, ehe er es überhaupt wahrgenommen hatte.
Mit einem Mal spürte er eine Beklemmung in seiner Brust, und in seinen Ohren rauschte das Blut. Seine Mutter hatte ihn einfach schreien lassen, als er klein war, und später erst recht. Aber diese Frau, diese Fremde, achtete besser auf seinen neugeborenen Sohn als er selbst. Jake empfand Scham, Schuld und Verwirrung - etwas, das ihm in Emmas Gegenwart häufiger geschah.
»Wenn du das möchtest«, murmelte er und löste sich von ihrem warmen Körper.
»Ja, bitte.«
Wie konnte jemand, der so viel verloren und solch einen Schicksalsschlag zu verarbeiten hatte, Mitleid
Weitere Kostenlose Bücher