Magisches Feuer - Magisches Feuer - Burning Wild
heftig, dass sie Angst haben musste, über ihn herzufallen.
Jake blinzelte. Seine goldenen Augen schienen Funken zu sprühen. Ein leises Grollen, fast wie ein Knurren, entschlüpfte seiner Kehle. »Möchtest du dir mal freinehmen?«
Emma legte die Stirn in Falten. »Hast du nicht gerade behauptet, dass ich mir eben nie freinehme?«
»Das war eine Feststellung, kein Vorwurf.«
Emma ließ den Kopf aufs Kissen fallen. »Und was soll das heißen? Ich dachte, du meinst, ich soll verreisen oder ein paar Tage wegbleiben.«
»Wenn du das machst, muss ich eine Vertretung besorgen. Aber ich mag keine Fremden in meinem Haus oder bei meinen Kindern. Außerdem würden mehr Leibwächter gebraucht. Ich dachte eher, lies ein Buch. Oder was ist mit dem Pferd? Ich hab dir doch gesagt, dass ich dir eins gekauft habe. Wir könnten zusammen ausreiten. So hatte ich mir das vorgestellt.«
»Ich weiß nichts davon, dass du mir ein Pferd gekauft hast.«
Jake sah sie finster an. »Willst du wirklich Urlaub machen? Das musst du mir vorher sagen, Emma, dann kann ich mir freinehmen. Lass uns einen Ort aussuchen, der für die Kinder geeignet ist. Ich könnte eine der Sekretärinnen damit beauftragen. Und ich habe dir sehr wohl gesagt, dass ich ein Pferd gekauft habe.«
Emma merkte, wie sie Kopfschmerzen bekam. Vielleicht weil sie zu viele Tränen geweint hatte, doch wahrscheinlich trieb Jake sie in den Wahnsinn. Er redete nur dummes Zeug. »Ja, du hast mir erzählt, dass du ein Pferd
gekauft hast«, stimmte sie in ihrem geduldigsten Tonfall zu, »aber du hast vergessen zu erwähnen, dass es für mich ist. Das war bei einem deiner kurzen Kontrollanrufe mitten in der Nacht.«
»Ich rufe dich doch immer spät an. Ich schlafe anders als andere Menschen.«
Richtig, er kam jeden Abend in ihr Zimmer und wanderte auf und ab, oder er legte sich im Dunkeln neben sie aufs Bett und löcherte sie mit Fragen. »Wann hast du das letzte Mal geschlafen?«
Jake rollte sich auf den Rücken und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Ich kann mich nicht erinnern. Vor ein paar Tagen. Zuhause schlafe ich besser.«
Emma hatte keine Ahnung, wann er sich erholte. Meist blieb er bis zwei oder drei Uhr morgens in ihrem Zimmer. Manchmal tigerte er auch wie ein gefangenes Tier im Kinderzimmer hin und her. Jake war so kompliziert, dass sie es manchmal einfach leid war. Immer wieder versuchte sie, aus ihm schlau zu werden, doch über seine Kindheit sprach er nicht. Seiner Mutter war sie nur ein einziges Mal begegnet, und diese Begegnung war nicht sehr erfreulich verlaufen. Sie wusste, dass Jake Anweisung gegeben hatte, unter keinen Umständen seine Eltern aufs Grundstück zu lassen, und Kyle und Andraya wurden rund um die Uhr bewacht.
Als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, drehte Jake den Spieß um. »Erzähl mir von deinen Eltern.«
Emma schaute ihn an. »Was denn?«
»Habt ihr je die Staaten verlassen? Woher stammten sie? Was war dein Vater von Beruf?«
Emma starrte mit gekräuselter Stirn an die Decke. »Tja, wir waren immer flüssig, aber was mein Vater beruflich gemacht
hat, weiß ich nicht. Wir hatten zwar nicht tonnenweise Geld, so wie du - schließlich gehört dir halb Amerika -, aber es hat uns nie an etwas gefehlt.«
»Hast du deinen Vater nicht gefragt, was er tut?«
»Nein. Ich weiß auch nicht, wieso. Ich hatte nicht viel mit anderen Kindern zu tun, deshalb ist das Thema wohl nie zur Sprache gekommen. In den letzten Jahren vor seinem Tod hat er viel Zeit an seinem Laptop verbracht, und ich weiß, dass er, wenn wir unterwegs waren, oft in Internetcafés ging. Ich habe gedacht, das hätte mit seiner Arbeit zu tun.«
»Und deine Mutter?«
»Sie hat für uns gesorgt. Sie war Malerin. Eine großartige Künstlerin.« Emma hielt ihre Antworten kurz und gab sich Mühe, ihre Stimme nicht misstrauisch klingen zu lassen. Ihr war beigebracht worden, niemals über ihre Eltern zu reden, und obwohl sie tot waren, galt die Regel weiterhin.
»Also daher dein Talent.«
Emma freute sich, dass Jake sie für talentiert hielt, und verriet ihm noch etwas, das sie von ihrer Mutter hatte. »Sie hat immer alles auf Skizzenblöcken festgehalten, und ich habe es ihr nachgemacht, wenn wir mit dem Auto unterwegs waren. Dann haben wir uns die Kohlestifte hin- und hergereicht, und wenn wir längere Zeit irgendwo blieben, richtete sie meist als Erstes einen Raum ein, in dem wir malen konnten.«
»Als ich zum ersten Mal in deiner Wohnung war, habe ich einen alten
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