Magisches Feuer - Magisches Feuer - Burning Wild
den Fingerspitzen zeichnete Jake Emmas Augenbrauen nach; diese mittlerweile vertraute Geste erlaubte er sich oft, um Emma beim Einschlafen zu helfen. Aus irgendeinem Grund wirkte sie auf Emma fast so beruhigend wie ein sanftes Streicheln. Da seine Hand ihr dabei die Sicht nahm, schloss Emma die Lider und entspannte sich.
»Wie ist es bei dir, Jake?«
Er holte tief Luft. Selbstverständlich würde er weitere Kinder haben, und zwar mit Emma. »In ein oder zwei Jahren, ehe Kyle und Andraya zu alt sind, möchte ich noch mehr Kinder.« Um Emma enger an sich zu binden.
Von Liebe verstand er nicht viel, dafür aber davon, wie
man Frauen verführte. Ob Drake mit seinen Vermutungen über Emma richtiglag oder nicht, sie war es, die bei ihm bleiben sollte. Er würde sie auf jede nur denkbare Art an sich fesseln, wenn es sein musste auch mit Kindern. Er konnte sich eine große Familie leisten und die nötige Hilfe ebenso. Wenn seine anderen Kinder so waren wie Kyle und Andraya, würde er es schon schaffen, auf seine Art für sie zu sorgen.
»Warst du ein Einzelkind?« Jakes Finger glitt über Emmas geschlossenes Lid an ihrem Wangenknochen entlang zu ihren vollen Lippen.
»Auch das haben wir gemeinsam. Ich habe nämlich auch keine Geschwister. Ich habe meine Eltern bei einem Autounfall verloren, kurz vor meinem neunzehnten Geburtstag. Sonst hatte ich niemanden, keine Verwandten.«
»Was ist passiert? Warst du mit im Wagen?«
Jake bemerkte den kurzen Schauder, der über Emmas Rücken lief. »Nein, aber ich habe das Auto gefunden.«
Er strich ihr beruhigend übers Haar. »Ich wollte keine bösen Erinnerungen wecken.« Jake war nicht sicher, was schlimmer war - Ungeheuer als Eltern zu haben oder die geliebten Eltern tot aufzufinden. Diese Art von Verlust kannte er nicht. Er konnte sich nicht vorstellen, wie es sein würde, Emma zu verlieren. Schon der Gedanke raubte ihm Atem und Verstand, und er war noch nicht einmal verliebt. Er kannte kaum die Bedeutung des Wortes. Er war nicht imstande zu lieben, doch er wusste, dass Emma diese Fähigkeit besaß.
»Tut mir leid, Süße, es war gedankenlos von mir, dich vor dem Einschlafen an den Unfall deiner Eltern zu erinnern. Ich hatte ja keine Ahnung.« Jake beugte sich die
wenigen Zentimeter zu ihr herab, küsste sie auf beide Augen und streichelte ihr weiter das Gesicht.
»Die Zeit nach ihrem Tod war schwer«, gestand Emma mit schläfriger Stimme. Sie drehte sich um, so dass sie Jake zugewandt war, ließ aber die Augen geschlossen. »Wir hatten immer einen Plan parat, falls etwas schiefgehen sollte und wir getrennt würden.« Ihr war heiß, und sie wollte schlafen. Bei Jake fühlte sie sich sicher, sonst hätte sie ihm nichts davon erzählt, doch jetzt sprudelten die Worte nur so aus ihr heraus. Es kam ihr fast wie eine Erleichterung vor. »Ich habe eine Stunde vor der Bibliothek auf sie gewartet, aber sie sind nicht gekommen. Also bin ich zum vereinbarten Treffpunkt gegangen. Handykontakt war tabu. Dort habe ich noch eine Stunde gewartet, da wusste ich, dass etwas Schlimmes passiert sein musste.«
Jake drückte Emma fester an sich und hauchte ihr kleine Küsse auf die Schläfe. »Das muss schrecklich gewesen sein.«
»Ich hatte große Angst. Meine Eltern waren alles für mich. Wir hatten ein Versteck für Geld und Papiere, das habe ich ausgeräumt, aber anstatt zum nächsten Treffpunkt zu gehen - dem letzten Sammelplatz, danach sollte ich verschwinden -, habe ich ein Fahrrad gestohlen und bin aus der Stadt geradelt, auf dem Weg, den sie wahrscheinlich genommen hatten. Die Straße war sehr steil und voller Kurven, manchmal musste ich das Rad schieben. Ich wusste, dass sie wütend sein würden, wenn sie das herausbekamen, aber ich konnte nicht anders.«
Emma schwieg so lange, dass Jake ihr ein Stichwort gab. »Du hast sie gefunden.«
Sie atmete hörbar aus. »Ja, ich habe sie gefunden.« Ihre
Stimme war angespannt und sehr leise. Trotz seines außergewöhnlich guten Gehörs konnte Jake ihre geflüsterten Worte kaum verstehen. »Ihr Wagen war von der Straße abgekommen. Meine Mutter muss sofort tot gewesen sein; zumindest hoffe ich das - inständig. Aber mein Vater …« Emma verstummte und drückte ihr tränennasses Gesicht an Jakes Brust.
»Emma?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Süße, erzähl es mir einfach.«
Sie schwieg eine ganze Weile, doch dann hob sie die Lider und sah Jake in die Augen, als suchte sie etwas, so etwas wie Rückendeckung. »Mein Vater hatte überlebt,
Weitere Kostenlose Bücher