Magisches Spiel
Hinterkopf zu verbannen und zu ignorieren, dass er darauf beharrte, ihr sein Können vorzuführen. Seine Stimme wich ein wenig zurück und erlaubte es ihr, die schwächeren Spuren zu finden, die von seiner aufdringlichen Gegenwart überlagert wurden. Der Puppenspieler. Da war er. Sie musste sich vorsehen und äußerst behutsam sein, um ihn nicht auf ihre Anwesenheit aufmerksam zu machen. Sie versuchte, möglichst leicht aufzutreten, aber sie hatte sich, wenn sie jemanden aufspürte, noch nie Sorgen wegen der Spuren machen müssen, die sie selbst hinterließ.
Sie rang darum, zu verhindern, dass ihr Magen rebellierte. Sie lehnte sich an Kaden und sog seinen männlichen Geruch tief in ihre Lunge ein. Für einen Moment war ihre Welt wieder im Lot, als sie seinen sauberen, würzigen Duft einatmete. Schwert wich noch etwas weiter zurück, seine Stimme wurde leiser, und sie nahm den Faden auf, der sie zum Puppenspieler führen würde.
Die Eindrücke, die ihr von Gegenständen wie diesen übermittelt wurden, erschienen ihr oft wie ein gigantisches Spinnennetz, in dem die Fäden einer nach dem anderen gesponnen und auf komplizierte Weise miteinander verschlungen wurden, bis der Mörder und das Opfer unlösbar verknüpft waren und es schwierig wurde, die Fäden voneinander zu unterscheiden. Der Puppenspieler hatte die Spielfiguren geschnitzt und schon lange, bevor er sie den Spielern gegeben hatte, einen großen Teil von sich selbst in dem Elfenbein zurückgelassen, und auch seine eigenen Fäden waren zurückgeblieben. Sie waren
fein und subtil, und doch durchdrangen sie das gesamte Netz.
In all den Jahren, in denen sie Mörder aufgespürt hatte, war keiner der Fäden noch an einem Bewusstsein befestigt gewesen. Sie war nicht sicher, wie es sein konnte, dass der Puppenspieler noch mit den Fäden verbunden war. Aber er hatte ihren ganz speziellen Faden gefunden und ihn zu ihr zurückverfolgt, als sei sie eine potenzielle Beute in seinem Netz. Sie musste sehr vorsichtig sein und äußerst behutsam vorgehen, um keine eigenen Vibrationen hervorzurufen, die ihn warnten, dass sie wieder auf der Suche nach ihm war.
Sie gestattete dem Mörder und dem Opfer, um sie herum zu jammern und mit den Zähnen zu knirschen, während sie durch das Blut und den Schlick watete, um jeden Faden eingehend zu untersuchen, bis sie die deutlichste Spur des Puppenspielers gefunden hatte. Sie passte ihre Gehirnströme dieser unterschwelligen Energie an und achtete darauf, dass kein Signal zu vernehmen war, während sie sich mit diesen Fäden befasste. Ja. Natürlich war er da. Sie kam nur nicht wirklich an ihn heran. Ohne zu zögern überwand sie den hauchdünnen Spalt zwischen ihrer Haut und dem Elfenbein.
Glut versengte ihre Handflächen. Die Schreie des Opfers hätten sie fast entzweigerissen. Der Mörder war so stark, dass sie den Eindruck hatte, er stürmte durch die Tür, den Mund zu einem infamen Grinsen verzogen, das Gesicht im Schatten, doch sein Gesicht war bartlos, und er trug keine Maske. Die Frau wich zurück, fiel und versuchte fortzukriechen, während er über ihr aufragte. Tansy riss sich gewaltsam von dem Anblick los und versuchte, nichts zu hören und zu sehen; stattdessen hielt
sie Ausschau nach dem schillernden Hauptfaden, der vom Berühren des Elfenbeins und vom Schnitzen des Schwerts herrührte.
Die Kerben waren sorgfältig ausgeführt, jede exakt platziert und glattpoliert. Dieser Idiot, dieser selbstgefällige Mistkerl. Er will, dass alle Welt sieht, wie furchteinflößend er ist, und dabei ist er nichts weiter als ein Kind, das nach Aufmerksamkeit verlangt und gefürchtet werden will, obwohl er sich besser verstecken sollte. Den werden sie als Ersten schnappen, denn seine Morde werden sich gut an seiner Spielfigur ablesen lassen. Und er wird sich gegen seine Freunde stellen, weil er in Wirklichkeit gar nicht so stark ist. Frauen kann er nicht leiden, aber Männer verabscheut er, vor allem deshalb, weil er sich vor ihrer Kraft fürchtet.
Tansy wandte sich von den Gedanken ab, die sich der Puppenspieler beim Schnitzen gemacht hatte. Ihre Finger glitten über die Klinge des Schwerts und versuchten die Essenz des Puppenspielers zu erfassen, nicht die Überlegungen, die er zu dem Mörder anstellte. Ein Schreibtisch. Er saß an einem Schreibtisch, umgeben von Papierstapeln. Sie gewann einen Eindruck, als bewegten sich andere um seinen Schreibtisch herum oder seien in der Nähe. Das Geräusch gedämpfter Stimmen. Das Läuten eines
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