Magisches Spiel
hinterlassen, aber er sah keine Verbrennungen, nur den Abdruck, als hätte sie die Figur so fest umklammert, dass ihre Haut die Konturen übernommen hatte – und das gefiel ihm überhaupt nicht. Diese Spuren hatten dort nichts zu suchen. Kaden rieb mit der Kuppe seines Daumens zart über das Schwert, das sich in ihre Handfläche eingeprägt hatte. Die winzigen Borsten waren hart und doch samtweich, und er achtete sorgsam darauf, dass die Seite, die sie haften ließ, ihre Haut nicht berührte, da er Tansy lediglich beschwichtigen wollte.
Etwas regte sich in ihrem Innern, und sie zuckte zusammen, aber er war schon vor ihr da, stand Wache und stellte sich vor sie. Er würde darauf bestehen müssen, dass sie häufiger Übungen machte, um ihre Barrieren zu stärken, vor allem jetzt, da der Puppenspieler aktiv Jagd auf sie machte. Ihr Feind wusste, wer sie war. Und er war mit Sicherheit bis in alle Einzelheiten mit ihren Lebensumständen vertraut und kannte unter anderem die Namen und die Adresse ihrer Eltern. Zum Glück standen Don und Sharon Meadows unter Bewachung, doch der Mann könnte versuchen, die beiden zu finden, indem er seine militärischen Kontakte nutzte.
Tansy rührte sich, und ihre dichten Wimpern flatterten. Ihr Magen hob sich, und ihre Muskeln spannten sich unter seiner Hand an. Blut rann ihr von neuem aus der Nase, und sie erschauerte. »Mein Kopf.« Sie sprach die Worte nicht wirklich aus, sondern bildete sie nur mit den Lippen.
»Ich habe deine Medizin zur Hand.« Er hielt ihr die Tabletten an die Lippen, zog ihren Oberkörper höher an seiner Brust hinauf und hielt das Wasserglas für sie.
Tansy schluckte mit geschlossenen Augen. »Diesmal sind die Schmerzen größer, und sie nehmen immer noch zu. Es wird schlimm werden. Sorgst du dafür, dass die Vorhänge geschlossen sind und dass kein Licht ins Zimmer fallen kann?«
»Meinst du, das ist nicht zu gefährlich?« Er wollte nicht, dass der Puppenspieler ihr einen Besuch abstattete, während sie schlief. War das überhaupt möglich? Er bezweifelte, dass sie es wusste. Es bereitete ihm Sorgen.
Sie zitterte und wandte ihr Gesicht von ihm ab, weil sie nicht von ihm gesehen werden wollte, wenn sie sich so elend fühlte und so angreifbar war. Sie fürchtete sich davor, mit den Stimmen in ihrem Kopf allein zu sein, und sie befürchtete außerdem, wenn er ginge, würde er den Schild mitnehmen, mit dem er sie abschirmte, doch sie bat ihn nicht, zu bleiben.
Er beugte sich vor und brachte seine Lippen dicht an ihr Ohr. »Du brauchst mich nicht zu bitten, Tansy. Ich bleibe ohnehin. Ich werde immer bei dir sein.« Er streckte sich neben ihr aus und zog sie eng an sich, bettete ihren Kopf auf seine Schulter und hielt sie in seinen Armen. »Schlaf jetzt.« Er hauchte Küsse auf ihr Haar. »Träum nicht, Tansy, schlaf einfach nur. Ich werde dich nicht allein lassen.«
15
TANSY WAR WIEDER in der wirbelnden, chaotischen Welt reiner Energie. Sie liebte und sie hasste sie. Immer wieder wurde sie gegen ihren Willen in eine Welt gezogen, die sie mit niemandem teilte. Wenn es gut war, dann war es paradiesisch, überall nur Sterne, und sie trieb auf einem Meer von Glück. Es war eine Form von Euphorie, die mit nichts vergleichbar war, was sie jemals erlebt hatte – außer vielleicht beim Sex mit Kaden. Wenn es schlimm war, dann war es der Stoff, aus dem Alpträume bestanden, überall Blut und heimtückische, teuflische Abartigkeiten.
Sie griff nach den Sternen, doch sie wusste, dass sie sie wieder verfehlt hatte. Sie tat es jetzt schon seit Jahren — sie streckte die Arme nach dem Paradies aus, griff daneben und packte mit beiden Händen die Hölle. Blut ergoss sich in den Himmel und sickerte aus dem Boden, stieg wie die Flut, so dick, dass es unmöglich war, darin zu schwimmen und den Kopf oben zu behalten. Hunderte von Köpfen hüpften gemeinsam mit ihrem auf und ab, die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen und die Münder zu stummen Schreien geöffnet. Sie fragte sich, ob sie denselben Anblick bot, während sie sich verzweifelt bemühte, nicht in der roten Dreckbrühe zu ertrinken.
Und dann konnte sie die Schreie hören und fühlen, wie sie ihre Knochen vibrieren ließen. Sie biss die Zähne zusammen und schüttelte den Kopf, als Fingernägel ihre
Haut aufkratzten und knochige Hände sich an ihren Arm klammerten. Direkt unter der Oberfläche konnte sie eine Frau sehen, die sie durch den trüben roten Schleier ansah, mit Augen, die um Gnade flehten. Tansy
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