Magisches Spiel
Telefons. Sie erhaschte einen Blick auf ein Bein in einer Uniform. Ein Militärstützpunkt. Er musste auf einem Militärstützpunkt arbeiten.
Sie atmete durch den Mund, weil sie das Blut nicht riechen wollte, das um ihren Geist herum dicker wurde, als sie sich konzentrierte. Der Mörder wollte angeben und jagte den Frauen absichtlich furchtbare Angst ein. Tansy schüttelte den Kopf bei dem Versuch, sich seinem schlechten Charakter zu entziehen. An ihm waren keine inneren Konflikte wahrzunehmen, nur das Bestreben,
größer und furchteinflößender als jeder andere zu wirken. Er wollte, dass alle Welt ihn fürchtete, denn er glaubte, das brächte ihm den Respekt ein, der ihm zustand.
Sie erschauerte und stieß den Mörder von sich, um den anderen Faden zu packen. Der Puppenspieler, das absolute Gegenteil des Mörders. Er wollte weder Ruhm noch Anerkennung. Er zog die Fäden und ließ die anderen tanzen. Wenn sie geschnappt wurden, konnte ihm nichts passieren, da keinerlei Verbindung zwischen ihm und den Morden bestand. Das Ganze war sein persönliches Konzept, die Mörder hatte er selbst handverlesen, und niemand wusste etwas davon, nicht einmal Whitney. Sein Bankkonto wurde immer fetter, und die mordwütigen Irren hatten ihren Spaß. Es war rundum ein hübsches kleines Spielchen, ganz gleich, von welcher Warte aus man es betrachtete.
Tansy hielt den Atem an. Er saß an einem Schreibtisch und war makellos gekleidet; sogar die Bügelfalten seiner Hose waren Präzisionsarbeit. Er hatte einen kräftigen Körperbau und tat etwas für sich. Sein Haar war kurzgeschnitten, und er trug eine Brille, die ihn distinguiert wirken ließ, aber nicht attraktiv. Er war sorgsam auf sein Image bedacht, damit niemand seinem Aussehen auf die eine oder andere Weise übermäßige Beachtung schenkte.
»Lass es fallen, Kleines«, fauchte Kaden alarmiert. »Du bist zu nah dran.« Seine Hände schlossen sich fest über ihren und wollten ihre Finger lösen, damit sie die Elfenbeinklinge losließ.
Sie konnte den Puppenspieler beinah riechen. Die Geräusche seiner Worte drängten sich ihr auf. Wenn sie doch bloß diesen Geruch wahrnehmen könnte, der sich ihr entzog. Es roch nach …
Zimt.
»Mist! Verflucht nochmal, er hat dich gefunden.« Kaden zog sie hoch und schlug ihre Hand gegen den Tisch, damit sie die Spielfigur nicht noch länger festhalten konnte. Ihre Augen waren jetzt vollkommen undurchsichtig. Sie war in einen tiefen Trancezustand versunken, gefangen in einer anderen Welt.
Der Puppenspieler drehte seinen Kopf um und nahm seine Brille ab. Sie starrte in blassblaue Augen. Schillernde Augen.
Hallo, meine Schöne. Du bist der Versuchung erlegen und stattest mir wieder einen Besuch ab. Es ist mir eine Freude, dir zu begegnen. Er hielt eine Akte hoch, auf der ihr Name stand. Ich habe viel über dich gelesen. So ein prachtvolles Mädchen. Zu schade, dass dir diese krankhaften Kerle zugesetzt haben. Das hättest du nicht zulassen dürfen. Fühlst du dich jetzt besser? Seine gesenkte Stimme klang beflissen. Er hielt sich für stärker als sie und glaubte, er könne auch sie manipulieren.
Kaden ließ die Dose mit den Bonbons aufschnappen, die Gator auf den Vordersitz des Wagens geworfen hatte, und schob sich eines in den Mund. Er packte Tansys Kinn und bemächtigte sich schonungslos ihres Mundes. Seine Zunge verlangte Einlass und drang forsch in sie, um Ansprüche auf sie zu erheben. Sie hatte sich in dem Spinnennetz verfangen, und er brauchte stärkere Mittel, um sie dort herauszuholen. Das Einzige, was ihm dazu einfiel, war er selbst und wie er ihr seine Liebe zeigte. In seiner Verzweiflung küsste er sie und ließ seine gesamte Person in diesen Kuss einfließen. Seine Persönlichkeit war nun einmal dominant und bestimmend, skrupellos und gefährlich, und seine Beschützerinstinkte waren ausgeprägt, denn er liebte sie mit jeder Faser seines Wesens.
Jetzt teilte er mit ihr den Zimtgeschmack, der sie beide schon so oft zur Raserei gebracht hatte. Du gehörst mir. Er kann dich nicht haben. Es war ein Befehl, hart und entschieden, und er verlangte absoluten Gehorsam. Komm sofort zu mir.
Nein! Du Dreckskerl. Sie gehört mir. Der Puppenspieler schrie die Worte in Tansys Innerem und versuchte sie festzuhalten, indem er sie wie ein Beuteinsekt einspann.
Tansy schmeckte Zimt und hörte die Forderung in Kadens Stimme. Es war vollkommen unmöglich, sich ihm zu widersetzen oder ihn zu ignorieren. Kaden zeigte sich von seiner dominantesten
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