Magisches Spiel
die Jungen um Vergebung gebeten und ist sogar so weit gegangen, ihnen zu versprechen, dass er sie rächen wird. Er wollte sie nicht töten, und doch war die Wahl auf sie gefallen. Sie waren keine Zufallsopfer. Du gehst von der Annahme aus, dass jeder dieser Morde ein zufälliges Opfer getroffen hat, aber bei Froschs Mord war das nicht der Fall. Er musste die Bedingungen irgendeines Vertrages erfüllen …« Sie ließ ihren Satz abreißen und blickte schockiert zu ihm auf. »Vertragsmörder? Könnte es sich um bezahlte Auftragsmorde handeln?«
Kaden schüttelte automatisch den Kopf. Wie hätte das sein können? Aber schon während er die Möglichkeit leugnete, erkannte er, dass ihre Argumentation auf irgendeine Weise zu den Morden passte. Ihr Verstand arbeitete anders, griff Teile auf, legte sie wieder ab und fügte sie an Stellen ein, auf die kein anderer gekommen wäre. Auch das war eine Gabe. Ein Talent, das sie nicht als solches erkannt hatte.
»Fass nichts an, bevor ich wieder da bin.« Er wollte sie nicht allein lassen, nicht wenn Informationen in ihren Geist strömten und er befürchtete, sie würde von einem Moment auf den anderen nach der Spielfigur greifen, da sie jetzt eine Spur hatte, der sie folgen konnte. »Es ist mein Ernst, Tansy, warte auf mich.«
Tansy fiel es schwer, der Lockung des elfenbeinernen Schwerts zu widerstehen. Die Kerben hatten etwas zu bedeuten, entweder für denjenigen, der die Figur geschnitzt hatte, oder für den Besitzer der Spielfigur. Für welchen von beiden? Ihr Verstand weigerte sich, die rasende Suche nach weiteren Einzelheiten zu unterbrechen. Wenn sie erst einmal die Witterung aufgenommen hatte, war es ihr nahezu unmöglich, sich auf irgendetwas anderes zu konzentrieren, und die Energien beider Männer waren in dieser Figur wirklich stark.
»Tansy.« Kadens Stimme klang scharf. »Ich habe Nein gesagt.«
Er packte ihr Handgelenk, und das Geräusch, mit dem seine Handfläche auf ihren Arm traf, hallte laut durch die Stille. Sie blickte blinzelnd zu ihm auf und fühlte sich durch seine Anwesenheit abgelenkt.
»Ich muss …«
»Nein.« Er ließ ihre Hand nicht los. »Ich war in der Kommandozentrale,
um etwas in der Akte nachzuschlagen. Die Jungen waren Halbbrüder, und die Versicherungssumme war für Jugendliche in diesem Alter ungewöhnlich hoch. Die Mutter erbt. Sie hat erst kürzlich wieder geheiratet. Die Jungen hatten verschiedene Väter, und der dritte Ehemann scheint mit beiden gut ausgekommen zu sein und war am Boden zerstört.«
»Hast du mit den beiden gesprochen?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich hatte keine Gelegenheit dazu. Ich habe meine Befehle erhalten und alles durchgelesen, und ich wusste, dass ich dich brauchen würde. Daher habe ich mich sofort auf die Suche nach dir gemacht.«
»Aber entweder die Mutter oder der Stiefvater hätte jemanden engagieren können, damit er die Jungen tötet.« Tansy runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Irgendetwas stimmt hier nicht ganz, Kaden. Ich muss stärkere Eindrücke gewinnen. Ich muss die Figur anfassen.«
»Mit Handschuhen.«
»Ich werde nicht bekommen, was wir wollen. Du hast gesagt, wir müssten diesen Fall schnell lösen. Ich weiß, dass es nicht deine Freunde waren, aber derjenige, der euer aller Tod will, wird diese Morde als eine willkommene Gelegenheit nutzen, euch alle zu beseitigen. Wenn die ersten wirklichen Mörder gefunden werden, wird es zu spät sein.«
Er wollte nicht, dass sie die Handschuhe auszog. Die gewalttätigen Energien würden sie zerstören. Er konnte Wogen fühlen, die in ihren Verstand vorstoßen wollten, obwohl sie ihre Hand bisher nur dicht über die Spielfigur hielt, ohne sie zu berühren.
»Wir müssen es wissen.«
Er zog sie von dem Stuhl und setzte sich. »Setz dich auf meinen Schoß.«
»Kaden«, protestierte sie. Sie sah ihn ärgerlich an und strich sich das lange blonde Haar aus dem Gesicht. »Was tust du da?«
»Ich beschütze dich. Setz dich auf meinen Schoß. Ich werde meine Arme um dich legen, und meine Hände werden ständig auf deinen Handgelenken liegen. Wenn ich dir sage, du sollst das Ding fallen lassen, und du tust es nicht, bin ich in einer besseren Position, dich gewaltsam dazu zu bringen, dass du es loslässt. Wir wissen beide, dass es gefährlich für dich ist.«
»Ich weiß nicht, ob ich mich unter den Umständen konzentrieren kann.«
Kaden zuckte die Achseln. »Wie du willst, aber du wirst dieses Ding nicht berühren, ohne mir so nah zu
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