Magisches Spiel
außerhalb der Welt der Träume allein jemanden heilen konnte oder nicht, spielte keine Rolle, denn er war sicher, dass er es hier konnte. Tansy hatte den Traum gewoben, und der Puppenspieler hatte ihn gegen sie eingesetzt, aber Nico konnte den Traum – ebenso wie Jeff – für seine eigenen Zwecke umgestalten.
Er rieb sich die Hände und raffte aus der Gewalttätigkeit, die so dick in der Luft hing, Energien zusammen. Als er eine ausreichende Menge von Energien in sich vereinigt hatte, bündelte er sie zwischen seinen Handflächen und richtete sie direkt auf Tansys Herz und Lunge. Weißes Licht brach aus seiner Haut hervor und umgab jeden Einzelnen seiner Finger mit einem Leuchten. Das Licht traf auf Tansys Körper und glitt wellenförmig über sie. Ihr schlaffer Körper erschauerte.
»Er bekämpft uns«, sagte Nico. Seine Stimme war ausdruckslos und ruhig, denn er wollte den Puppenspieler erschrecken. »Töte ihn.«
Dunbar riss die Augen vor Entsetzen weit auf, als sich Jeffs Finger um seine Kehle herum zusammenzogen. »Das können Sie nicht tun«, keuchte er mit heiserer Stimme. »Ich erhalte den Traum aufrecht.«
Jeff sah in die Augen des Mannes und erkannte dessen maßloses Entsetzen. »Er lügt, Nico. Das ist Tansys Traum. Sie hat ihn in ihren Traum hineingezogen.«
»Bist du sicher?«, fragte Nico.
»Oh ja, ich bin mir ganz sicher.«
Jeff ließ Dunbar los, holte weit aus und schlug mit seiner Handkante mit einer solchen Wucht auf die Kehle des Puppenspielers, dass er den Kehlkopf zertrümmerte und die Luftröhre zerquetschte. »Wir sehen uns in der Hölle wieder, du Mistkerl«, murmelte er.
Dunbar fiel zurück, rang keuchend um Luft, erstickte, und sein Gesicht bekam purpurne Flecken.
»Das ist ihr schlimmster Alptraum«, erklärte Jeff. »Er ist so übermächtig, dass er alles, was wir getan haben, verdrängen konnte. Sie ist auch ein Traumwanderer. Deshalb macht sie ihre Arbeit so gut.«
Doch sowie Jeff sie Dunbars Zugriff entzogen hatte, sickerte das Licht in ihren Körper. Sie erschauerte, hustete, keuchte und rang um Luft.
»Wach auf, Tansy«, befahl ihr Jeff.
Ryland schlich sich in die Nachbarschaft wie ein Schatten und bewegte sich durch die Straßen voran, bis er das Haus fand, das er gesucht hatte. Der Garten hinter dem Haus war von einem hohen Zaun umgeben. Er kletterte daran hinauf, stieg über den Zaun und lief durch die gepflegte Gartenanlage zu dem kleinen Geräteschuppen. Er brauchte nur zwei Minuten, um das Schloss zu knacken und den Schuppen zu betreten.
Das Innere des Schuppens überraschte ihn. Sämtliche Wände wurden von Regalen gesäumt, auf denen alle erdenklichen Schrauben, Muttern und Dübel lagen. Werkzeuge
hingen ordentlich da, jedes gut leserlich beschriftet. Nirgendwo war eine Staubflocke zu sehen. Auf dem Tisch lagen Dunbars Schnitzwerkzeuge mit den rasiermesserscharfen Klingen so ordentlich aufgereiht wie chirurgische Instrumente. Neben den Werkzeugen lag ein kleines Stück Elfenbein, das bereits die Form eines Frosches erkennen ließ.
Ryland durchsuchte die Schubladen und fand ein Laminiergerät und dünne, steife Pappe. Er fand auch einen Karteikasten mit Karten, die bereits laminiert waren, und auf jeder Karte standen präzise Anweisungen für einen Mord: der Name des Opfers oder die Namen der Opfer, die Adresse, auf welche Weise die Opfer getötet werden mussten und der zeitliche Rahmen. Für jedes Detail gab es zusätzliche Punkte, und ganz unten auf der Karte stand die Höchstzahl an Punkten, die für jeden Mord vergeben wurde. Ryland hatte nicht nur das Spiel gefunden, das derzeit im Gange war, sondern auch eine Website, die Dunbar gerade für ein Computerspiel einrichtete.
Ordentlich und detailbesessen, wie er war, hatte Dunbar die Spielkarten, die bereits benutzt worden waren, gemeinsam mit der Summe der Punkte für jedes Team in den Karteikasten einsortiert. Die Punkte waren in einer pingeligen kleinen Handschrift addiert und an die Teamkarten geheftet worden. In einer anderen Schublade befanden sich Zeichnungen und Notizen für das Computerspielvorhaben, das den Namen Magisches Spiel trug. Es bestand kein Zweifel daran, dass Dunbar bereits eine ausgeklügelte Tarnung hatte, falls jemals ein Verdacht auf ihn fallen sollte. Der Mann war so peinlich genau auf Ordnung bedacht, dass es Ryland nicht schockiert hätte, wenn er für jeden Auftragsmord einen ordentlich unterschriebenen
Vertrag vorgefunden hätte, säuberlich abgeheftet, und dazu ein
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