Magisches Spiel
Kassenbuch und Kontoauszüge.
Auf dem Boden neben dem Tisch stand ein Papierkorb, und darin konnte er einen zerrissenen Karton sehen, der klar und deutlich mit »James R. Dunbar« beschriftet war, der Aufschrift, die Tansy entdeckt hatte. Ryland war am richtigen Ort. Ein Irrtum war ausgeschlossen. Er bahnte sich einen Weg durch den Garten zum Haus. Sämtliche Sträucher und Blumen waren vollendet gepflegt. Der Rasen war gemäht, und die Terrasse hinter dem Haus war außerordentlich sauber. In alle Fenster waren Fliegengitter eingesetzt, und diese Gitter waren frei von Schmutz.
Ryland stemmte eines der Fliegengitter aus dem Rahmen und stellte es zur Seite, um es später wieder einzusetzen. Das Fenster war nicht verriegelt, und Dunbar hatte auch keine Alarmanlage, was Zeugnis davon ablegte, wie sicher er sich fühlte – und wie überlegen. Für derlei Dinge sah er keinerlei Notwendigkeit. Wahrscheinlich bildete der Mann sich ein, so würde er einen noch unschuldigeren Eindruck erwecken, falls sich einer der Morde jemals auf ihn zurückverfolgen lassen sollte. Da das Computerspielvorhaben in verschiedenen Stadien vorlag, könnte er sogar tatsächlich mit der Behauptung durchkommen, die Serienmörder hätten seine Idee gesehen und beschlossen, sie für ihre eigenen Zwecke aufzugreifen und sie in die Tat umzusetzen.
Ryland schlüpfte durch das offene Fenster und setzte seine Füße behutsam auf den Boden. Es hieß, Dunbar lebte allein und hätte keine Haustiere. Dieser Mann würde niemals Hunde- oder Katzenhaare auf seinen Polstermöbeln oder seiner Kleidung wollen. Sämtliche Zimmer
waren makellos sauber und aufgeräumt, und alles lag an seinem Platz. Ryland begab sich ins Schlafzimmer.
James Dunbar lag in seiner Uniform auf dem Bett. Er starrte blicklos die Decke an, und sein Körper zuckte und erschauerte in den Klauen des Traums. Ryland schlich mit gezücktem Messer an seine Seite und wartete. Minuten vergingen. Plötzlich traten Dunbars Augen aus ihren Höhlen hervor, und pfeifende, keuchende Laute entrangen sich ihm. Seine Hand hob sich und legte sich auf seine Kehle, als er erstickend um Luft rang. Ryland trat näher, ein dunkler Schatten, der über der Gestalt auf dem Bett aufragte. Dunbars Augen fanden ihn in der Dunkelheit und erkannten den Tod, sowie sie ihn sahen. Ryland schnitt ihm die Kehle durch.
»Puppenspieler erledigt«, flüsterte er leise und verließ das Haus.
Tansy erwachte und rang um Luft. Ihre Kehle war wund und geschwollen, und ihre Lunge brannte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, und im ersten Moment war sie restlos verwirrt. Ihre Brust brannte und fühlte sich so lädiert und ramponiert an, als hätte jemand auf sie eingeschlagen. Sie fuhr sich mit der Hand an die Kehle, als sie den Kopf umdrehte und nach Kaden suchte.
Er stand an der gegenüberliegenden Wand und hatte ihr den Rücken zugekehrt, schnallte einen Gürtel um und schob in jede denkbare Schlaufe Messer und Schusswaffen. In eine Tasche mit Reißverschluss stopfte er Patronen und Magazine und griff nach weiterer Munition.
Sie machte den Mund auf, um ihn zu rufen, doch nichts kam heraus, denn ihre Kehle war zu rau und hatte zu großen Schaden genommen. Sie nahm geistig Kontakt zu
ihm auf, um sich mit ihm zu verbinden, denn sie wollte und brauchte ihn, doch er war nicht da. Etwas anderes hatte seinen Platz eingenommen, etwas, was nicht ganz menschlich war, sondern eiskalt. Eine Maschine, die auf Zerstörung aus war. Da, wo sich kühle Logik und Distanz befunden hatten, herrschte jetzt absolutes Chaos. Er war kein denkender Mensch. Tansy bezweifelte, dass er wusste, was er tat. Er reagierte lediglich. Die Gestalt des Kriegers war ihm die vertrauteste, und in sie schlüpfte er auf seine chamäleonhafte Art, wenn sein Geist in Scherben lag.
Er hat mich für tot gehalten. Wahrscheinlich hatte er sie sterben sehen. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Sie konnte sich nicht vorstellen, Kaden sterben zu sehen. Tansy presste sich eine Hand aufs Herz. Wahrscheinlich hatte er versucht, sie wiederzubeleben. Sie war ziemlich sicher, dass sie blaue Flecken auf der Brust hatte.
Kaden . Sie sandte seinen Namen, in Liebe gehüllt, zu ihm, während sie sich wacklig aufsetzte.
Er drehte sich nicht um, denn der Eisklotz in seinem Inneren bildete eine wirksame Barriere.
Sie unternahm einen weiteren Versuch, den Kontakt zu ihm herzustellen, und füllte ihn innerlich mit sich aus, mit ihrem Geruch und ihrem Geschmack – mit Zimt. Mit
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